Tichys Einblick
Trittin: "inszenierter Eklat"

Claudia Roth – Eine grüne Demagogin in bunten Kleidern

Claudia Roth ist kein Freund der Juden. Dies hat das Publikum beim Musikcontest „Jewrovision“ mit lauten Buh-Rufen unmissverständlich kundgetan. Nun bekommt Roth Schützenhilfe von Jürgen Trittin. Er wittert eine Verschwörung gegen die angezählte Kulturstaatsministerin. Von Laila Mirzo

Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Berlin, 03.05.2023

IMAGO / Metodi Popow

Die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth wollte auf allen Hochzeiten tanzen: Sowohl beim größten jüdischen Musikcontest „Jewrovision“ als auch im Bundestag, als sie 2019 die Resolution „Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen“ ablehnte. BDS, das ist „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ gegen den jüdischen Staat Israel und seiner Menschen. Die antisemitische Bewegung sagt mit ihrer Kampagne nichts anderes als „Kauft nicht bei Juden!“.

Dieser Spagat gelingt Claudia Roth nicht. Es ist eher eine unbeholfene Grätsche zwischen politischer Verlogenheit und Doppelmoral. Man verliert eben an Glaubwürdigkeit, wenn man auf der einen Seiten einen erklärten iranischen Holocaust-Leugner hofiert, als Kulturstaatsministerin antisemitische Propaganda im Stürmer-Stil bei der documenta fifteen duldet und auf der anderen Seite wieder auf großen Freund der Juden machen will. Durch diese Rechnung hat ihr die jüdische Jugend nun einen Strich gemacht.

Roth blieb, sprach und verlor

"Reinwaschen gescheitert"
Claudia Roth bei Eröffnung des Jewrovision Song Contest ausgebuht
Die Einladung des Zentralrats der Juden, beim größten Tanz- und Gesangswettbewerb für jüdische Teenies in Europa in Frankfurt am Main ein Grußwort zu halten, avancierte für Roth zur Vorladung. Auf der Bühne wurde sie von den rund 2000 Gästen und Teilnehmern nicht nur mit protokollarischem Applaus empfangen, sondern auch mit lauten Buh-Rufen. Im Publikum wurden Plakate mit Unmutsbekundungen wie „Frau Roth wir wollen Sie hier nicht!!!“ hochgehalten, doch Roth blieb, sprach und verlor.

Roths Plan, sich beim jüdischen Event unter der Schirmherrschaft des Zentralrats einen „Koscherstempel“ für ihre politischen Verfehlungen zu holen, ging nicht auf. Anna Staroselski (FDP), Sprecherin des Vereins Werteinitiative e.V. – deutsch-jüdische Positionen, kommentierte auf Twitter einen Videoausschnitt der Rede mit dem Satz „Mission Reinwaschen ist gescheitert“. Der Auftritt der grünen Mullah-Verharmloserin hatte auch nichts mehr mit Chuzpe zu tun, er war schlichtweg eine unverfrorene Frechheit, gar ein Affront. Anstatt sich auf die Kritik reflektiert einzulassen und ein paar Worte zu den ihr entgegengebrachten Vorwürfen zu erwidern, zog sie ihr Programm unbelehrbar durch. Wie ein „Bulldozer“ habe sie weiter in den Saal geschrien, sagte Abraham de Wolf, Sprecher des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.

Jürgen Trittin wittert Verschwörung

Nun bekommt Claudia Roth Schützenhilfe von ihrem Parteikollegen Jürgen Trittin, der eine Verschwörung gegen die angezählte Kulturstaatsministerin wittert. Am 22. Mai twittert der ehemalige Grünen-Vorsitzende über „Die Vorgeschichte zu einem inszenierten Eklat gegen Claudia #Roth“ und postet dazu einen Artikel der ultra-linken taz.

Was meint Trittin mit „inszeniert“? Dass sich die Jugendlichen mit selbstgemachten Plakaten auf den Auftritt von Claudia Roth vorbereitet hatten? Natürlich haben sie das. Schließlich war die Kulturstaatsministerin vom Veranstalter der Jewrovision, dem Zentralrat der Juden, persönlich und als Ehrengast eingeladen worden, die Grußrede zu halten. Damit wussten sowohl Teilnehmer als auch Gäste im Vorfeld über ihren Auftritt Bescheid und konnten sich dementsprechend darauf vorbereiten. Das ist keine Inszenierung, sondern gelebte Demokratie, wie es Claudia Roth ironischerweise ja selbst auf der Bühne feststellte und mit „Das ist Demokratie und ich nehme diese Kritik an, weil wir eine starke und eine bunte und eine mutige Demokratie sind“ kommentierte. Es mag Jürgen Trittin überraschen, dass die junge jüdische Generation politisch mündig ist und sich nicht mit ein paar Grußfloskeln und abgegriffenen Solidaritäts-Plattitüden einlullen lässt.

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Dem hat auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, Rechnung getragen und in seiner Eröffnungsrede den vermeintlichen Ehrengast nicht einmal namentlich erwähnt. Die Versuche der Grünen und der taz, ihr buntes Schlachtross in ein gutes Licht zu rücken, indem auf die „harmonischen Begegnungen Roths in Frankfurt, die Selfies mit Jugendlichen beim Eintreffen auf der Jewrovision“ ausdrücklich hingewiesen wurde, zerschellten am harten Felsen der Realität. Im Nachgang erklärte der Zentralrat der Juden, bei der Jewrovision habe sich „lange aufgestauter Frust deutlich entladen“ – als Konsequenz von Missständen im deutschen Kulturbetrieb.

Fakt ist, Roth ignorierte im Vorfeld der internationalen Kunstausstellung documenta fifteen eindringliche Warnungen und gewährte dem offenkundig antiisraelischen indonesischen Künstlerkollektiv „Ruangrupa“ mit dem Verweis auf künstlerische Freiheit eine Bühne, während israelische Künstler gar nicht erst eingeladen worden waren. Die indonesischen Antisemiten stellten im Stürmer-Stil Juden als Schwein und als blutrünstigen Vampir dar – wie hatte Roth diese „Kunst“ denn interpretiert?

Claudia Roths politische Sanduhr ist schon lange durchgelaufen, aber sie selbst will es sich nicht eingestehen. Sie ist eine Demagogin in bunten Kleidern, mit schriller Stimme, die mit Juden-Hassern auf Kuschelkurs ist. Sie ist kein Freund der Juden und dies hat die jüdische Jugend in Deutschland unmissverständlich kundgetan.


Laila Mirzo ist Autorin des Buches „Nur ein schlechter Muslim ist ein guter Muslim – Über die Unvereinbarkeit des Islam mit unserer Kultur“ und Chefredakteurin der Jüdischen Rundschau.

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