Tichys Einblick
Hauk Junior gegen Hauk Senior

Wenn der Minister böse Anti-Windkraftbriefe von seinem Sohn bekommt

Familienkrach im Hause Hauk. Der Sohn führt dem Vater vor Augen, welche Gefahren die Windkraft mit sich bringt. Letzterer ist als Minister der CDU verantwortlich dafür, Windkraft in Baden-Württemberg sorglos auszubauen.

Peter Hauk, Baden-Württembergs Minister für Landwirtschaft, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, am 18. Mai 2020.

IMAGO / Arnulf Hettrich

Mitten im Waidachswald in Baden-Württemberg will die Landesregierung mit dem Energiekonzern Vattenfall einen Windpark bauen. Die Bürger der Gemeinde sind darüber besorgt. Sebastian Hauk ist einer von ihnen und hat sich in einem offiziellen Schreiben an Politiker der Landesregierung gewandt. Brisant: Darunter ist auch sein Vater, der Minister für ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU).

Hauk junior erklärt seinem Vater und dessen Kollegen in dem 13-seitigen Schreiben, welche Risiken und Nachteile die Windkraft birgt. Er appelliert an die Verantwortung der Politiker, sich „ausgiebig und unabhängig“ mit den Risiken und Nachteilen der Windkraft zu beschäftigen und diese bei ihrer Entscheidung zu beachten, ehe sie den Windpark zwischen den Gemeinden Adelsheim, Schefflenz und Roigheim bauen.

Immerhin ist laut Hauk Junior noch am annehmbarsten, dass sich das Landschaftsbild veränderte und der Waidachswald durch den Windpark beeinträchtigt wird. Nach seiner Recherche stünde allerdings im Vordergrund, die Bevölkerung vor möglichen Gefahren zu schützen. Gefährdet sei unter anderem:

– die Trinkwassergewinnung und -Qualität
– die Gesundheit der Bevölkerung durch Kohle-Nanopartikel und Infraschall
– das regionale Klima
– die Biodiversität und das Ökosystem Wald

Trinkwassergewinnung und -qualität

Wie wichtig sauberes Trinkwasser für den menschlichen Körper ist, haben „alle bereits in der Grundschule gelernt“, erinnert Hauk die Landesregierung. Allerdings werde die Qualität des Trinkwassers in den umliegenden Gemeinden des geplanten Windparks gefährdet: Während des Baus der Windräder würden häufig „wasserverunreinigende Substanzen“ austreten, oder sie seien in den Fundamenten enthalten. Außerdem würden die Windräder so schwer sein, dass sie die Quell-Zuflüsse „durchstoßen“ und „abdrücken“ würden.

Kohle-Nanopartikel und Infraschall

Windräder enthalten laut Hauk große Mengen an Kohlenstofffasern. Die sind „lungengängig“ und „scheinen ähnliche Auswirkungen wie Asbest zu haben“. Das Material Asbest wurde früher vor allem zum Dämmen und in der Bauindustrie genutzt. Inzwischen wurde der krebserregende Stoff in den meisten Ländern verboten.

Wenn ein Windrad in Brand gerät, dann treten Kohle-Nanopartikel aus. Und da die Feuerwehr laut Hauk nicht an die teilweise 100 Meter hohen Rotoren rankommt, sei die Praxis: Abbrennen lassen. Also so, dass sämtliche Kohle-Nanopartikel austreten und ihre gesundheitsschädlich wirken können.

Ebenso könne der Infraschall, den die Windräder erzeugen, gesundheitsschädlich wirken. Laut Hauk ist es belegt, dass Infraschall Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Herz-Kreislauferkrankungen verursachen und Krebs fördern kann.

Regionales Klima und Biodiversität

Aber nicht nur der Mensch und dessen Gesundheit sei gefährdet. Auch das regionale Klima und die Natur würden unter dem Windpark leiden: Hauk fasst „viele wissenschaftliche Studien, unter anderem von der Harvard-Universität“, zusammen, um zu zeigen, dass sich durch Windräder regional einige negative Effekte verstärken, „die sich durch den Klimawandel ohnehin ergeben“. Er erinnert seinen Vater und dessen Kollegen daran, dass die Harvard-Universität „eine der wohl angesehensten der Welt“ ist. Er scheint daran zu zweifeln, dass sein Papa, der Minister, das weiß.

Außerdem zweifelt Hauk an den Möglichkeiten der Windräder, Vögel und Fledermäuse zu schützen. Es sei „fragwürdig“, wie ein Windrad mit einer derartigen Masse binnen Sekunden stoppen soll, wenn ein Vogel im Anflug ist. Ganz davon abgesehen, dass diese Technik sicherlich nicht Insekten schützt, obwohl die Grünen ständig vom gefährlichen Bienensterben sprechen.

Die Grünen sprächen auch ständig vom Klimaschutz. Allerdings bezweifelt Hauk, dass das Ziel, mit den Windrädern Kohlenstoffdioxid einzusparen, überhaupt erreicht werden könne: „In den letzten zehn Jahren wurden nur rund 20 Prozent der installierten Leistung oder weniger tatsächlich geleistet“, weil entweder der Wind nicht wehte oder die Windräder wegen Überstrom abgeschaltet werden mussten. Denn genug Speicherkapazitäten für den Strom aus den Windparks gebe es noch nicht.

Doch nicht nur das: Viele Windräder enthalten laut Hauk SF6-Gas2, „ein Gas, das knapp 30.000-mal klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid“. Würden diese entweichen, dann wäre je nach Menge der positive Effekt der Windräder für den Klimaschutz dahin.

Allein das führt die Stromerzeugung durch Windräder für den „Klimaschutz“ ad absurdum. Aber es wird noch absurder, denn wenn der Wind nicht weht, würden konventionelle Stromerzeugungen eingesetzt: Kohle, Gas und Atom. Weil solche Kraftwerke nicht so schnell an- und ausgeschaltet werden können, laufen sie ständig mit.

Der Strom aus den Windparks ist also „nur auf dem Papier grün“. Trotzdem müssen Bürger und Stromkunden teuer für diesen Strom bezahlen. Gleichzeitig bezahlen sie für dafür, ihre Gesundheit, ihre Trinkwasserversorgung, die Landschaft und Artenvielfalt „aufs Spiel zu setzen“. Ob das im Sinne der Menschen in Baden-Württemberg ist, stellt Hauk in Frage. Allerdings erinnert er seinen Vater und die anderen Politiker daran, dass sie für diese Menschen eine „Sorgfaltspflicht“ und „Verantwortung“ haben. „Sie tragen eine große Verantwortung gegenüber der Bürger Ihrer Gemeinde und die Entscheidung zu den WEAs wird eine der Weitreichendsten Ihrer Tätigkeit sein. Nehmen Sie diese Verantwortung ernst; für Ihre Bürger, Ihre Familie und für Ihre Kinder“, erinnert der Sohn seinen Vater.

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