Tichys Einblick

Zum Umgang mit hochqualifizierten Pflegekräften im neuen Deutschland

"Der Bundestag muss sofort die einrichtungsbezogene Impfpflicht zurücknehmen. Pflegekräften darf keine unverhältnismäßige medizinische Maßnahme mit Zwang, Druck und Lüge aufgenötigt werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit."

IMAGO

Pfleger M. ist mir persönlich durch Montagsspaziergänge bekannt. Er erzählt für TE, was für Konsequenzen die „einrichtungsbezogene Impfpflicht“ für ihn hat. Pfleger M. möchte anonym bleiben. Pfleger M. hat Familie mit zwei Kindern (2 und 7 Jahre). Das gesellschaftliche Klima in unserem Staat ist leider so krank, dass man folgendes Interview mit Klarnamen nur veröffentlichen kann, wenn man bereit ist, seine berufliche und gesellschaftliche Stellung zu gefährden.

Herr M., in welchem Bereich sind Sie beruflich tätig?

M.: Ich bin seit mehr als 20 Jahren examinierte Pflegefachkraft mit vielen pflegerischen Zusatzqualifikationen. Ich arbeite selbständig. Das heißt, Krankenhäuser, Altenpflegeheime oder Ambulante Pflegedienste können sich meine Arbeit und Expertise einkaufen, wenn durch Krankheit oder andere Mitarbeiterausfälle die Versorgung der Patienten ohne Hilfe von außen nicht mehr zu schaffen ist. Mein Steckenpferd ist die häusliche Intensivpflege von Schwerstpflegefällen, die unter anderem künstlich beatmet werden müssen.

Warum arbeiten Sie nicht als normal angestellter Pfleger in einer Einrichtung?

Ich liebe meine Selbständigkeit, wodurch ich Art und Umfang meiner Arbeit stärker mitbestimmen kann. Außerdem mag ich die Abwechslung, die meine Springertätigkeit mit sich bringt. Ich muss mich immer wieder auf neue Einrichtungen und Pflegesituationen einstellen. Zudem wird solche qualifizierte Aushilfe von den Einrichtungen in Pflegenot etwas besser bezahlt.

Waren die letzten zwei Coronajahre für Sie besondere Jahre?

Auf der einen Seite nein. Es gab immer Stoßzeiten, wo die Krankenhäuser so voll waren, dass wir Patienten zeitweise auf den Fluren pflegen mussten, dass Notärzte anriefen, ob wir noch ein Bett frei hätten, oder ob sie ein anderes Krankenhaus anfahren müssten. Gerade in Winterzeiten gab es zusätzlich eine Vielzahl von pneumologischen Erkrankungen, die uns Pflegern deutlich mehr abverlangt haben.

Auf der anderen Seite habe ich in den letzten beiden Jahren ein neues Niveau von seelischem Leid kennengelernt: Da müssen alle Bewohner einer Etage im Altenheim in Quarantäne, weil ein Bewohner einen positiven Nasenabstrich hatte. Wissen Sie, was das bedeutet? Sie dürfen ihr Zimmer nicht verlassen; keine gemeinsamen Mahlzeiten und Veranstaltungen mehr, keine Angehörigen zu Besuch, keine Physio, keine Ergotherapie, kein Gottesdienst. Damit die Bewohner nicht ganz so alleine sind, wird noch öfter der Fernseher angestellt, wo sie den ganzen Tag mit Corona-Hysterie oder Ukraine-Krieg berieselt werden. Nicht nur bei dementiell veränderten Menschen kommt da wenig Freude auf. Dabei ist keineswegs evaluiert, dass diese gravierenden Einschränkungen aus dem Köcher der vermeintlichen Schutzmaßnahmen überhaupt sinnvoll sind. Und wenn ein Bewohner dann mal weint, dann müssen wir Pflegerkräfte mit unserem Zeitdruck abwägen, ob wir zum dreißigsten Mal in der Schicht die Schutzkleidung wechseln können, um dieser Person in seelischer Not ein wenig beizustehen. Von dieser Triage hört man im öffentlichen Debattenraum zu wenig.

Natürlich geschieht das Ganze nur aus „Solidarität“ für die vulnerablen Gruppen. Komisch, je mehr unsere Politiker „Solidarität“ verordnen, desto mehr vereinsamen die Menschen. Ich habe so oft das Gefühl: Unsere Corona-Maßnahmen wollen die Lebenszeit verlängern, aber sie zerstören das Leben.

Brachte die Corona-Impfung die große Wende?

Die Hoffnungen in diesen Impfstoff waren riesengroß; nicht zuletzt weil Pharmalobby, Politik, Medien und Kirchen in harmonischer Gleichschaltung diese neuartigen Impfstoffe in den Himmel lobten. Ein „Pieks“ und alles sei vorbei.

Da kam ein Arzt mit drei Hilfen von der Bundeswehr in Kampfmontur mit Flecktarn und sie haben als „Impfkommando“ in kürzester Zeit alle Bewohner des Altenheims „durchgeimpft“. Das Altenheim war begeistert. Doch schon bald mussten wir feststellen, dass die „Grundimmunisierung“ irgendwie sehr löchrig war, denn wir hatten eine erhebliche Anzahl von Impfversagen. Dann sollte es der nächste „Booster“ richten. Sie wissen ja, die Hoffnung stirbt zuletzt; das ist bei Greuther Fürth in der Fußball-Bundesliga nicht anders als bei den Corona-Impfstoffen.

Warum haben Sie sich nicht impfen lassen?

Erstens: Corona habe ich als Krankheit kennengelernt, die mit einem guten Immunsystem meistens in den Griff zu bekommen ist.

Zweitens: Viele und auch schwere „Impfdurchbrüche“ haben bei mir das Vertrauen in die Wirksamkeit der Impfung durchbrochen.

Drittens: Ich habe kleinere Impfreaktionen und auch größere Nebenwirkungen der Impfung gesehen, die mir nicht geheuer sind. Meine Selbstwahrnehmung wird jetzt durch immer mehr Untersuchungen und Leidensgeschichten bestätigt.

Viertens: Ich hatte bei der Medienberichterstattung nie den Eindruck, dass ich fair informiert werde; das hat mich noch skeptischer gemacht. Mittlerweile bin ich grundimmunisiert gegenüber beschönigender Impfpropaganda.

Was hatte das beruflich für Konsequenzen, dass Sie nicht geimpft sind?

Ich bin dadurch zum Pfleger zweiter Klasse geworden; manchmal sogar zu einer Persona non grata. Angeblich wäre ich eine Gefahr für Patienten. Dabei wurde ich regelmäßig getestet. Die Testung von mir durfte nur von geimpften Pflegern durchgeführt werden. Anscheinend sind nichtgeimpfte Pfleger alles Betrüger und Täuscher; oder sie sind zu dumm, einen Schnelltest ordnungsgemäß auszuführen. Die Liste der abfälligen Bemerkungen über Ungeimpfte ist ellenlang und vielschichtig; das ist im Krankenhaus nicht anders als anderswo. Die Zustände in der Pflege sind ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Wie ist Ihre momentane Auftragslage?

Mit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ab 16. März 2022 sind für mich neue Arbeitsverhältnisse fast unmöglich geworden. Die Einrichtungen, die zersplitterten Pflegeverbände, die Schwesternschaften, die Gewerkschaften und die Kollegen geben uns Ungeimpften wenig Rückendeckung; die „Solidarischen“ lassen einen vor den Gesundheitsämtern im Regen stehen und sagen nur: „Stell dich nicht so an. Lass dich doch auch einfach impfen.“

Wovon lebt Ihre Familie im Augenblick?

Im Augenblick sind wir in einer existenzgefährdenden Situation. Meine Frau ist auch von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen. Noch haben wir die Rücklagen unserer angesparten Altersvorsorge. Doch da meine Frau aus einem ärmeren Land kommt, wo ihre Verwandten in ganz anderen Verhältnissen leben müssen, sind wir willig und bereit und geübt darin, auf Wohlstand zu verzichten. Eine Impfung kommt für uns beide nicht in Frage.

Neulich habe ich bei einem Getränkelieferanten angefragt. Die brauchen Fahrer, um Getränke auszutragen. Als Fachkraft für außerklinische Beatmung, für außerklinische Intensivpflege, für Datenschutz und Datensicherheit, für Pflegeanamnese, für Personalhygiene und Qualitätsmanagement in der Pflege bin ich im Flaschen-Lieferdienst bestimmt gut aufgehoben.

Gestern allerdings hat sich eine erfreuliche Tür aufgetan. Eine Person, die mit ihrer Familie ebenfalls skeptisch gegenüber der Impfung ist, hat mich angefragt, ihren schwerstpflegebdürftigen Angehörigen im Team mitzupflegen. Ein Lichtblick. Hier wäre ich als selbständiger Pfleger, der seinen Beruf und seine Patienten von ganzem Herzen liebt, wieder in meinem Element.

Leidet Ihr siebenjähriges Kind unter der beruflichen Notlage seiner Eltern?

Spurlos geht es sicherlich nicht. Aber wir versuchen, unsere Sorgen von den Kindern fernzuhalten. Meine Frau und ich stehen ja dafür, dass man auch mit weniger Geld ein tolles Leben führen kann, gerade wenn wir als Familie zusammenhalten. Auf der anderen Seite hat mein Sohn genug eigene Nöte rund um Corona: Lernen Sie als Kind mal die Buchstaben und die Umlaute ö-ä-ü, wenn die Lehrerin die ganze Zeit FFP2-Maske trägt. Bei unserem zweiten Kind bin ich so glücklich, dass ich als Vater bei der Geburt noch dabei sein durfte. Das war wieder einer der wichtigsten Augenblicke in meinem Leben. Ein paar Tage später war das in dem Krankenhaus schon nicht mehr möglich.

Was erhoffen Sie sich von der Zukunft?

Der Bundestag muss sofort die einrichtungsbezogene Impfpflicht zurücknehmen. Pflegekräften darf keine unverhältnismäßige medizinische Maßnahme mit Zwang, Druck und Lüge aufgenötigt werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch im Augenblick ist eher das Verrückte selbstverständlich. Mein Dank geht hier an „Ärzte für Aufklärung“, „Pflege für Aufklärung“, „Führungskraft mit Herz“ und an alle „Spaziergänger“, die angesichts von Corona die Augen für eine andere Sichtweise öffnen.

Ich hoffe, dass mehr Pflegekräfte berufspolitisch aktiv werden; wer sollte unseren Beruf verbessern, wenn wir es nicht selber tun? Uns wird immer mehr aufgebürdet, ohne dass uns die Zeit dazu zur Verfügung gestellt wird. Das ist Fracking am Menschen. Und jetzt sollen wir noch als „Vorreiter“ mit einer nichtgrundimmunisierenden Impfung „beglückt“ werden im Modus der Vergewaltigung.

Neulich hatte ich folgenden Traum: Ich saß in einem vollen Bus. Da musste eine Frau mehrfach niesen. Es wurde mucksmäuschenstill in dem Bus; in diese ängstliche Stille hinein rief jemand mit lauter Zuversicht: „Gesundheit!“ Da fingen alle Fahrgäste fröhlich und herzlich an zu lachen. Dieser Traum bringt meine „Utopie“ auf den Punkt: Wir müssen wieder in die alte Normalität zurückkehren, dass wir Pneumonien gut behandeln und pflegen; dafür bin ich Fachmann. Aber Schnupfen, Husten und Niesen sollten uns nicht in Angst versetzen.


Dieses Interview mit Pfleger M. führte Achijah Zorn.

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