Tichys Einblick
Bischofserklärung

Die katholische Kirche im politischen Kampf gegen die AfD

Die Bischofserklärung liegt ganz auf Linie der Ampelregierung und der polit-medial orchestrierten „Aufmärsche gegen Rechts“. Die Haltungsnote für diese katholische Anbiederung ist „sehr gut“. Aber inhaltlich eskaliert die Erklärung die gesellschaftliche Spaltung und trägt diese mit aller Macht in die Kirche hinein.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat einstimmig die Erklärung „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“ beschlossen. Darin werden die AfD, ihre Sympathisanten und potenziellen Wähler sowohl zu Feinden der demokratisch-freiheitlichen Gesellschaft als auch zu Feinden des Christentums erklärt. Solche politische Kampfansage gegen bis zu 35 Prozent der Bevölkerung sollte gut begründet sein. Schaue ich jedoch auf die Substanz des Bischofswortes, dann kommt mir eine Menge heiße Luft entgegen:

Erstens: Die Erklärung lebt von fundamentalistischer Schwarz-Weiß-Denke

Die Bischöfe beklagen die Polarisierung unserer Gesellschaft. „Die Stimmung ist aufgewühlt und die Gesellschaft polarisiert.“ Direkt darauf folgt ein bischöfliches Meisterstück, wie man Polarisierung vertieft, zementiert und pseudoreligiös auflädt:

Auf der dunklen Seite sind die „Rechtsextremisten und Rechtspopulisten“, welche „Menschen mit Migrationshintergrund aus unserem Land drängen“ wollen, die „Hass auf Mitmenschen“ haben, deren demokratisches Bewusstsein erodiert, die ethnisch, kulturell und religiös unser Land gleichschalten wollen, die den Geist der Extremisten des 20. Jahrhunderts atmen, die „die gleiche Würde aller Menschen leugnen oder relativieren“.

Auf der hellen Seite steht die Katholische Kirche und jeder, „wer aus demokratischem, freiheitlichem und menschenfreundlichem Geist heraus seinen Widerstand gegen die Machenschaften der Rechtsextremisten bekundet“.

Die politische Welt wird radikal dualistisch in Finsternis und Licht aufgeteilt. Die Aufgabe des Menschen ist der Kampf gegen die Dunkelheit und für das Licht. Die Bischöfe sind wie alle Fundamentalisten stolz auf ihre „Klarheit“. Da hat Jesus Christus keinen Platz, der diesen selbstsicheren und klaren Dualismus mit einem einzigen Vers durcheinanderwirbelt: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Matthäus 7, 3)

Zweitens: Die Erklärung kämpft gegen ein selbstgebasteltes Feindbild

Die AfD als politischer Arm der Rechtsextremisten ist nach den Bischöfen gekennzeichnet durch einen „völkischen Nationalismus“, der „letztlich eine Blutsgemeinschaft“ will. Ich bezweifle, dass die Bischöfe mit dieser Sichtweise die Anziehungskraft der AfD erfassen und verstehen können. Im Parteiprogramm der AfD spielt die ethnische Homogenität der Gesellschaft keine Rolle. Tino Chrupalla, Alice Weidel und ihr „gäriger Haufen“ (Alexander Gauland) stehen nicht unbedingt für eine kulturelle, ethnische und religiöse Gleichschaltung. Die Sympathisanten der AfD wollen eine vernünftige kontrollierte Migration, bezahlbare Energie, Handel mit Russland, Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland, eine freie Impfentscheidung, die Abschaffung des umstrittenen öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Frieden in der Ukraine und keine übergriffige Gender-Ideologie. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der die AfD gewählt hat, weil er eine „Blutsgemeinschaft“ möchte.

Drittens: Die Erklärung versteigt sich in Phrasen

20-mal kommt in der Bischofserklärung die Begriffsfamilie „Rechtsextremismus“ vor. In der Schule habe ich gelernt, dass jemand politisch „extremistisch“ ist, wenn er das Gewaltmonopol des Staates negiert und wenn er den Meinungs- und Parteienpluralismus ablehnt. Beides findet sich nicht im Parteiprogramm der AfD. Warum sehen die deutschen Bischöfe die AfD trotzdem als Speerspitze des Rechtsextremismus? Sie müssen einen anderen Rechtsextremismus-Begriff haben. Dieser schimmert im folgenden Zitat durch: „Der Begriff des Gemeinwohls hat für die Kirche stets einen universalen Horizont.“ Damit wird – ernst genommen – jeder zum Rechtsextremisten, der nicht jedem Menschen auf dieser Erde das deutsche Bürgergeld bezahlen möchte.

Viertens: Die Erklärung verweigert den demokratischen Diskurs

Die Bischöfe in ihrer Gnade wollen sich nicht jeglichem Dialog mit „jenen Menschen entziehen“. „Auch radikale Thesen sollen diskutiert, sie müssen aber auch entlarvt werden.“ Die Möglichkeit, dass AfDler die Bischöfe entlarven, ist nicht vorgesehen. Wer aber Gegenseitigkeit auf Augenhöhe von vornherein ausschließt, der möchte keinen wirklichen Diskurs. Die selbsternannten sakralen Demokratieschützer versagen selber beim kleinen 1×1 der Demokratie.

Fünftens: Der Erklärung fehlt theologische Substanz

In der Bischofserklärung fehlt eine theologische Begründung. Es wird lediglich das Stichwort „Gottebenbildlichkeit des Menschen“ herangezogen, das in vielen kirchlichen Texten als hinreichender Standardbeleg für die allgemeine Menschengleichheit und für eine grenzenlose Welt gilt. Warum aber die Gottebenbildlichkeit eines jeden Menschen für eine katastrophale Migrationspolitik herhalten muss, die unseren Sozialstaat aushöhlt, die unsere Kriminalitätsstatistik verschlechtert, die den Antisemitismus explodieren lässt, die den sozialen Zusammenhalt zersplittert und die rechtsstaatfeindliche Scharia-Mentalität fördert, erschließt sich mir nicht.

Die Bischofserklärung liegt ganz auf Linie der Ampelregierung und der polit-medial orchestrierten „Aufmärsche gegen Rechts“. Die Haltungsnote für diese katholische Anbiederung ist „sehr gut“. Aber inhaltlich eskaliert die Erklärung die gesellschaftliche Spaltung und trägt diese mit aller Macht in die katholische Kirche hinein. Die evangelische Kirche wird sich nicht lumpen lassen und mit ähnlichen Kampfansagen nachlegen. Das geht ja gar nicht, dass die katholische Kirche die evangelische links überholt.

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