Tichys Einblick
Slogan für das neue Jahr 2023

Auf vielerlei festem Boden ins neue Jahr

„Festen Boden unter den Füßen“ – ein guter Slogan für das neue Jahr 2023, in dem manche Turbulenzen die Bürger durchwirbeln könnten. Und es gibt wenig Hoffnung, dass die Regierung imstande ist, die Turbulenzen abzumildern. Pfarrer Zorn will seine Standfestigkeit auf möglichst vielen Ebenen stärken.

Als Kind hatte ich mich einmal in Judo probiert. Es war nur eine kurze Episode. Doch eine Weisheit des Trainers habe ich bis heute behalten: „Das Wichtigste bei diesem Sport ist, dass du festen Boden unter den Füßen hast.“ Und so übten wir in der ersten Stunde nur ein stabileres Stehen.

„Festen Boden unter den Füßen“ … ein guter Slogan für das neue Jahr 2023, in dem manche Turbulenzen uns durchwirbeln könnten. Mir geht es dabei wohl wie vielen Lesern von Tichys Einblick: Ich habe wenig Hoffnung darauf, dass unsere Regierung imstande ist, die Turbulenzen abzumildern; von Berlin und Brüssel erwarte ich eher weitere Sturmwinde.

Sie merken, ich bin ein „Zweckpessimist“ – ich gehe 2023 vom Schlimmsten aus und bin dann froh und zufrieden, wenn es doch nicht ganz so schlimm kommt. So bewahre ich mir meinen Humor und meine Lebensfreude.

Und ich will auf möglichst vielen Ebenen meine Standfestigkeit stärken:

Meine Familie und meine Freundschaften sind ein fester Halt. Da hat sich in den letzten Jahren die Spreu vom Weizen getrennt. Das will ich akzeptieren lernen. Darauf lässt sich konstruktiv aufbauen.

Spaziergänge in der Natur waren immer schon fester Boden unter meinen Füßen. Jetzt hatte ich an einem Jägerpfad einen kleinen Tannenbaum im Wald entdeckt, der wunderschön als Weihnachtsbaum geschmückt ist. Nun pilger ich, so oft es geht, dahin. Ich bin selber überrascht, wie mir jedes Mal an diesem Christ-Bäumchen in der Natur das Herz aufgeht.

Viele Kirchengemeinden haben mich mit ihren 2G-Apartheidsgottesdiensten 2021 nicht nur enttäuscht, sondern auch tief verletzt. Ohne offene und ehrliche Aufarbeitung der Vergangenheit wird da wohl ein Riss bleiben. Mittlerweile habe ich eine evangelische Kirchengemeinde im Ruhrgebiet gefunden, in der ich mich als Ungeimpfter immer willkommen gefühlt habe. Auch wenn ich mir nur selten diesen weiteren Weg gönne, stärkt das Wissen um diese Gemeinde, und dass ich immer dahinfahren könnte, den Boden unter meinen Füßen.

Die alternativen Medien sind für mich ein fester Boden. Immer wieder gibt es Artikel oder Videos, die mich fundiert in meiner Argumentation unterstützen und die mir einen neuen Horizont eröffnen. Beeindruckend, wie viel sich da in den letzten Jahren getan hat. Toll, wie Mitarbeiter, Leser, Hörer und Spender mittlerweile sperrige Felsen in der Brandung der Gleichschaltung geschaffen haben; und dass Tichys Einblick einen wichtigen Anteil an dieser Entwicklung hat.

Ganz wichtig sind für mich auch meine kleinen und großen Vorbilder in der Gesellschaft; Menschen, die offen und ehrlich zu ihren Ansichten stehen, auch wenn sie dafür gecancelt werden, auch wenn sie dafür den Beruf verlieren, auch wenn sie dafür finanzielle Nachteile zu ertragen haben. Nicht, dass sie keine Fehler machen oder nicht manchmal auch „dumme“ Ansichten vertreten. Ich bin evangelisch und erwarte von keinem Menschen Heiligkeit. Aber weil diese Vorbilder lebendige Fische sind, die gegen den Strom schwimmen, sind sie in diesen konformistischen Zeiten Nahrung für meine Seele. Es ist mir jedes Mal eine Freude, wenn meine Vorbilder aus Kultur und Wissenschaft in den alternativen Medien zu Wort kommen und wenn ich ihnen auf Twitter folgen kann.

Auch die reiche Geschichte von Deutschland gibt mir Halt. Weil etwa Preußen und Bismarck von unseren grünen Kulturhegemonen verachtet werden, beschäftige ich mich augenblicklich ein wenig mit ihnen – und ich bin überrascht, wie viel aus dieser vermeintlich bösen Vergangenheit für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden kann. Es ist ein wunderbares Vorrecht, in den Schatzkammern der großen deutschen Dichter und Denker kostenlos Goldstück um Goldstück nehmen zu dürfen.

Nicht zuletzt schenkt mir der christliche Glaube festen Boden unter den Füßen. Nichts gibt mir festeren Halt, als dass ich niemals tiefer fallen kann als in Gottes Hände.

Lassen Sie uns mit „Selbstfürsorge“ in das neue Jahr gehen; lassen sie uns den festen Boden unter unseren Füßen hegen und pflegen. In turbulenten Zeiten wohl eine Kardinaltugend.

Auf dass wir so im Judokampf des Lebens unsere Standfestigkeit, unsere Selbstsicherheit und unsere Freude erhöhen. Möge Ihnen und mir dabei vielleicht sogar der eine odere andere überraschende Griff gelingen.

Mit den besten Segenswünschen für 2023 grüßt Sie herzlich zum Jahreswechel

Ihr Achijah Zorn

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