Tichys Einblick
Heute ernste Worte

Vatertag

Vater ist aus der Mode gekommen. Immer mehr Mütter setzen auf Vater Staat. Gut, dass die SPD für alleinerziehende Mütter eine Martin-Pappfigur in Lebensgröße hat. Die Kleinen können sich von Vater Staat ein Bild machen, wenn Martin die Wahl gewinnt.

Bei all den Auswürfen vom „Interdisziplinären Zentrum Geschlechterforschung“ (Berlin) oder „Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien“ (Kassel) versteht Mann erst mal nur Bahnhof, und es wird ihm ganz queer im Kopf. Irgendwie geht es um „Geschlechterbeziehungen als Repräsentation kultureller Regelsysteme“, also, dass ein Mann nicht ein Mann ist, weil er ein Mann ist, sondern weil die Gesellschaft sagt, dass er ein Mann ist. Oder so.

Er kann sich demnach auch ein Kleidchen anziehen und sagen, dass er eine Frau ist, dann ist er eine. Er kann natürlich auch sagen, dass er eine Mutter ist. Dann ist er aber noch lange keine. Lassen wir die Bachelors und Bachelorettes an dieser Stelle mit ihren Ergüssen im Elfenbeintürmchen alleine und schauen hinaus in die Welt.

Da haben fünfzig Jahre Gehirnwäsche seit 1967 dazu geführt, dass das Medienbild des Vaters in der Gesellschaft von Heinz Erhard („Vater, Mutter und neun Kinder“, 1958) über Al Bundy (Zitat: „Wie kannst du behaupten, ich hätte für dich noch nie auf etwas verzichtet, Peg? Zählen meine Träume, mein Geld und mein Leben denn gar nichts?“) bis zu Siggi Gabriel (Erst Müll raus tragen, die Kleine wickeln und die Große zur Kita bringen, dann ins Büro, und die Große um drei aus der Kita abholen) gewandelt. Aber wer hat schon so einen verständigen Arbeitgeber wie unser Außenminister? Kein Wunder, dass der normale Vater aus der Mode gekommen ist.

Im Zusammenspiel von Rechtsprechung, Emanzengeschrei und übernatürlichen Role Models in den Medien entwickelte das männliche Geschlecht erstaunliche Flüchter-Fähigkeiten. Denn es hat sich herumgesprochen: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein hingegen sehr.

So hören immer mehr Kinder den Satz: Der Papa ist weg. Die Begleiterklärungen müssen natürlich nicht der Wahrheit entsprechen: „Dem Papa fehlt der Austausch auf Augenhöhe.“ (Bei ‘Diese Albigs‘) Gemeint ist: „Der Papa ist bei einer anderen Frau.“ Oder kurz: „Der A****!“ Alternativ: „Wir haben ja jetzt den Jürgen, du kannst den Papa aber jederzeit sehen.“ Manchmal folgt noch der boshafte Zusatz: „… wenn er aus Thailand zurück ist“.

Hinzu kommt, dass in Zeiten des medialen Matriarchats der Vater prinzipiell nur noch schlechte Presse hat. Er ist entweder Nazi (bei Siggi G. und Jürgen T.), oder wird gleich entsorgt (Pietro Lombardi). Ein Vater kann heutzutage froh sein, wenn er von den neuen Powerfrauen wie „Röschen“ von der Leyen nur erbarmungslos an den Rand gedrängt wird. (Oder gibt es auf youtube etwa ein Video, wo die Großfamilie von der Leyen einen vielstimmigen Kanon unter Leitung des Hausherrn singt, wie es noch bei Röschens Vater Albrecht Sitte war?)

Tempi Passati! Am heutigen Vatertag muss manch ein Vater mit einer überraschenden Taschenpfändung wegen ausstehender Unterhaltszahlungen rechnen, wenn er gerade mit Kumpels auf Zechtour gehen will. Gemein! Progressive Weibsbilder sprechen verächtlich nur noch vom Erzeuger oder Zahlvater und GenderforscherInnnen können es gar nicht mehr abwarten, bis endlich die Selbstbefruchtung erfunden wird.

Ersatzweise wird zunehmend Vater Staat in Anspruch genommen. Da ist es eine tolle Idee, dass die SPD Martin Schulz als Pappfigur in Lebensgröße (49,90 Euro, zzgl. Versand) fürs Kinderzimmer anbietet. Da können sich die Kleinen auch ein Bild von Vater Staat machen, wenn der Martin die Wahl gewonnen hat. Gerade für Jungens eine wichtige Identifikationsfigur, die am Vatertag supi neben dem veganen Grill stehen könnte.

Nein, es lohnt nicht, sich etwas vorzumachen. Der klassische Vater ist ein Auslaufmodell bei den Weltverbesserern, wie der Handwerker, Bergmann und demnächst der Autobauer. Einziger Trost für die anderen Väter: Wer braucht schon einen Anlass, um sich ordentlich einen hinter die Binde zu gießen? Prost!

Beim nächsten Mal vielleicht: Die Muttis der Nation – von Inge Meysel bis Angela Merkel.