Tichys Einblick
SPD Interims-Führungstrio

Der Fachkräftemangel hat die SPD erreicht

Manuela Schwesig, Malu Dreyer & Thorsten Schäfer-Gümbel sind also die neuen Drei von der Zankstelle. Überall wird sachlich bis wohlwollend über das Interims-Führungstrio der SPD berichtet. Ist das Mitleid?

ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images

Nun hat der Fachkräftemangel auch die SPD erreicht. Der Interimsparteivorstand muss mit Kräften besetzt werden, die sich entweder längst im Vorruhestand befinden oder nach ewig langer Parteitätigkeit endlich einen richtigen Job gefunden haben. Selbst die Vorlage mehrerer Atteste konnten die „engere Parteiführung“ nicht davon abhalten, dem „Vorstand“ folgende Kandidaten zu benennen: Manuela Schwesig, die es sich mit der Verwandtschaft und Freunden schamlos in Schweriner Posten und Ämtern so richtig gemütlich gemacht hat, Thorsten Schäfer-Gümbel (seine Frau ist der Gümbel), der zwar das schlechteste Wahlergebnis seit 1946 in Hessen für die SPD vorweisen kann, aber endlich gerade zu einer Stiftung wegbefördert werden konnte, und Malu Dreyer aus der Pfalz.

Manu, Malu & Thorsten. Diese drei sollen also den kommissarischen Vorstand der SPD übernehmen. Warum diese drei? Vielleicht haben sie sich am schnellsten gemeldet, damit sie beim folgenden Reise-nach-Jerusalem-Spiel, bei dem der richtige Parteichef auserkoren werden soll, gar nicht erst mitmachen müssen. Denn beliebt ist der Posten gerade nicht. Das sieht man schon daran, dass der vorlaute Kahrs penetrant den Olaf Scholz vorschickt „Ich kann mir vorstellen, dass er einer derjenigen ist, die infrage kommen“, anstatt unbescheiden wie sonst „Hier!“ zu rufen.

Zum Glück wird der neue SPD-Chef von denselben Partei-Mitgliedern gewählt, die schon bei Andrea Nahles ein glückliches Händchen bewiesen haben – aus demselben Pool, der nun auch wieder zur Verfügung steht. Wir sehen Natascha Kohnen, die die Bayern-SPD immerhin deutlich über 5% stabilisieren konnte, einen Lars Thorben aus …äh…, Aydan Özoguz, in der SPD für die Suche nach der deutschen Leitkultur zuständig, Katarina Barley, die im Falle der Wahl in Berlin bleiben könnte (eigentlich will sie gar nicht nach Straßburg und Brüssel), die Intelligencerin & Influencerin Sawsan Chebli, Boris (der von Doris) Pistorius und Hubertus.

Leitfiguren und Wählermagnete sind die alle nicht. Dafür reinstes Comedy-Gold. Leider ist Siggi (zu früh?) ausgestiegen, Martin schon-einmal-100%-Schulz hatte zuletzt wenig Glück und dann kam auch noch Pech dazu. Am Ende wird es heißen, er habe Nahles gestürzt, weil er für den Fraktionsvorsitz intrigierte. Dabei war es die Blödheit von Scholz und Heil, die im EU-Wahlkampf ohne Not immer wieder die nicht finanzierbare Respekt-Rente in die Tagesschau brachten.

Wer immer den Job will – nun ist die Zeit, sich selber dezent in den Vordergrund zu schieben oder schieben zu lassen. Leider ist Ralf Stegner zu bescheiden, mehr als vielleicht einen musikalischen Hinweis auf Facebook (Musikgruß des Tages „Take me now“) zu posten. In der „Zeit“ wird hingegen ganz offen Reklame gemacht – für Kevin:

„Kühnert ist 29 Jahre alt, verspricht den radikalen Schwung, den die deutsche Sozialdemokratie so dringend braucht.“ Ob das hilfreich ist? Die „Zeit“ ist schließlich Teil der grünen Bewegung.

Da scheint doch die Kandidatur von Heiko Maas geschickter eingefädelt. Er plädiert für eine Doppelspitze. (Ist eigentlich seine Natalie schon in der SPD?) An Selbstbewusstsein jedenfalls hat es Heiko nie gemangelt, auch jetzt nicht: „Wir brauchen eine neue Parteispitze, die eine möglichst breite Unterstützung unserer Mitglieder hat.“ Die hat er doch. Vielleicht nicht die 100% von Schulz, aber 70 schafft Heiko mit links.


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