Tichys Einblick
Eine endlose Geschichte

Jerusalem

Nichts außer den Phantasien eines arabischen Imperialisten aus dem siebten Jahrhundert gibt Muslimen auch nur einen Hauch an Recht, irgendetwas in Sachen Jerusalem einzufordern.

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Am 6. Dezember 2017 machte der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika etwas offiziell, was beide Häuser der US-Demokratie Jahre zuvor beschlossen hatten: Er unterstrich die Anerkennung der Stadt Jerusalem als Hauptstadt des Staates Israel und ordnete die Verlegung der US-Botschaft aus Tel Aviv dorthin an.
Die Reaktionen außerhalb der USA und Israels waren durchweg ablehnend – und sie offenbaren interessante Einblicke in unterschiedlichste Denkstrukturen und den Irrationalismus einer Welt, die sich arabisch nennt, aber eigentlich islamisch ist.

Eine kurze Geschichte Jerusalems

Jerusalem, die Stadt oberhalb des Flusslaufes des Kidron (Qédérun) im judäischen Hochland, ist eher noch als Rom eine „Ewige Stadt“ – auch wenn sie, wie der israelische Archäologe Israel Finkelstein nachwies, zur Zeit der Legendengestalten David und Salomo nur ein Bergdorf und nicht jene prachtvolle Stadt gewesen ist, die ihr die alttestamentarische Legende andichtet.

Jenseits der im siebten vorchristlichen Jahrhundert entstandenen Dichtung des Alten Testaments (Tanach) ist jedoch anhand von Drittquellen zu belegen, dass Jerusalem um 700 vc Sitz eines Regionalherrschers gewesen ist. Der assyrische Eroberer Sanherib ließ in seinen Annalen zum Feldzug gegen Jerusalem einen Hiskia (Chéßéqéjah) protokollieren, was jedoch, anders als im Tanach impliziert, in seiner Übersetzung als „Starker von Jah“ eher eine Funktionsbeschreibung denn ein Eigenname gewesen ist. Sanherib obsiegte, Hiskia unterwarf sich und zahlte hohen Tribut. Entgegen den Erzählungen des Tanach wird Judäa seit diesem Zeitpunkt ein assyrischer Vasallenstaat gewesen sein. Wie ich im „Biblikon-Projekt“ darlegte, war Jerusalem nur von 621 bis 609 vc, als ein Führer mit der deutschen Bezeichnung und dem Kampfnamen Josia (JéAshéjah – „Der das Feuer von Jah ist“) im Bund mit Babylon sich gegen die Assyrer erhob, tatsächlich die Hauptstadt eines unabhängigen, jahudaischen Staates.

Während jedoch andere Metropolen jener Zeit in den Wirrnissen der Jahrtausende vergingen, hatte Jerusalem Bestand. Als Josia 609 vc im Kampf gegen die mit den Assyrern verbündeten Ägypter fiel, ging die Stadt vorübergehend an das Pharaonenreich. Der Babylonier Nebukadnezar brachte sie um 597 vc als Zentrum eines Vasallenstaates unter seine Herrschaft – er ließ die Stadt 586 vc niederbrennen, nachdem seine Vasallenherrscher wiederholt mit dem Pharaonen paktierten. Dieser Brand wurde zum eigentlichen Schlüsselerlebnis der jüdischen Geschichte.

Persien schafft die jüdische Legende

Ende dieses sechsten vorchristlichen Jahrhunderts erkannten die nun in Mesopotamien herrschenden Perser den Wert der immer noch dahinsiechenden Stadt als Bollwerk gegen die Erbfeinde in Ägypten. Maßgeblich inspiriert durch den jahudaisch-stämmigen Bibliothekar Esra wurden aus dem mesopotamischen Kernland Siedler angeworben, die den Wiederaufbau der Stadt gegen erhebliche Widerstände der dort zu diesem Zeitpunkt maßgeblichen, assyrisch sprechenden Bevölkerungsmehrheit durchsetzten. Esra hatte zu diesem Zweck die Annalen des Josia nebst der unter diesem entstandenen Legenden der hebräischen Besiedlung Kanaans sowie ihm in den Archiven Babylons zugängliche Schriften in ein komplexes Werk verdichtet, welches zur religiösen Grundlage des Judentums wurde. In diese Zeit fällt der Bau des sogenannten Zweiten Tempels, welcher die erste gezielt als jüdischer Haupttempel errichtete Kultstätte der in der babylonisch-persischen Diaspora geformten, solotheistischen Religionsauffassung war.

Nach dem Siegeszug des Makedonen Alexander fiel Jerusalem nach 330 vc unter hellenistische Herrschaft, blieb aber so unbedeutend wie bereits ein Jahrhundert zuvor zu Herodots Zeiten, der die Stadt in seinem Geschichtswerk keiner Erwähnung wert fand. Um 160 vc übernahmen die jüdischen Makkabäer nach einem langjährigen Guerillakrieg die Macht und etablierten als hasmonäische Priesterkaste einen Gottesstaat. Dieser endete 63 vc mit der Eroberung Jerusalems durch die Römer, die 37 vc den semitischen Idumäer Herodes als Klientelkönig einsetzten – jener Mann, dem die christliche Geschichte den Massenmord an jüdischen Knaben zuweist, was wiederum die Jesus-Geschichte begründet.

Roms Vernichtungsfeldzug gegen die Aufständischen

Nach einem erneuten Aufstand der Juden wurde das antike Jerusalem einschließlich des Tempelareals im Jahr 70 nc von den Römern niedergebrannt. Als die jüdischen Bewohner im zweiten Jahrhundert einen weiteren Aufstand gewagt hatten, wollte der römische Kaiser Hadrian jede Erinnerung an das aufmüpfige Volk vernichten. 135 nc nannte er die römische Provinz Judaea unter Rückgriff auf jene südwesteuropäischen Eindringlinge zwischen 1.200 bis 1.000 vc um in Syria Palaestina. Der faktisch planierte Kern des antiken Jerusalem sollte künftig als Forum Romanum einer römischen Provinzmetropole namens Aelia Capitolina dienen. Diesen Namen behielt die Stadt unter christlich-byzantinischer Herrschaft bis 638 nc mit einer kurzen Phase persisch-sassanidischer Oberhoheit zwischen 614 und 631 nc.

Mohameds Barbaren überrollen den Nahen Osten

Während Byzanz und das Sassanidenreich sich im Streit um die Region beharrlich aufrieben, entwarf im zentralarabischen Mekka ein Autor namens Mohamed ein monotheistisch begründetes Weltherrschaftskonzept, welches als Islam seitdem maßgeblich die menschliche Geschichte prägen sollte. Um die Herrschaftsansprüche der jungen Eroberungsphilosophie auf die nördlich Arabiens gelegenen Gebiete der bisherigen Großmächte ausdehnen zu können, erfanden die Anhänger Mohameds die Geschichte eines himmlischen Ausflugs des Mohamed in diese Stadt Aelia Capitolina, die er selbst niemals zu Gesicht bekommen hatte. Aus der Legende, wonach Mohamed auf seiner Reise nach Jerusalem von den früheren Propheten der jüdischen und christlichen Erzählungen den Staffelstab Allahs übergeben bekommen und sein Wunderpferd Buraq bei der wiederum durch himmlische Gefilde führenden Abreise aus Jerusalem einen Hufabdruck auf einem Felsen hinterlassen habe, entwickelten die Eroberer Mohameds den Anspruch, alQuds („die Heilige“), wie sie Jerusalem nennen, als ihr Eigentum zu betrachten. In den folgenden Jahrhunderten nahmen unterschiedliche, islamische Dynastien die Stadt in Besitz – nicht ohne dabei gegeneinander regelmäßig blutige Kriege zu führen.

Gleichzeitig war die Stadt seit der Wiederbesiedlung durch jene Menschen aus Mesopotamien, die in der zweiten Hälfte des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts die zerstörte Stadt wieder aufgebaut hatten, geistiges wie weltliches Zentrum der Juden und – seit den evangelischen Erzählungen über Wirken und Tod des Jesus – Sehnsuchtsort der Christen.

Die Befreiung durch die Kreuzritter

Als die nun mohamedanischen Besitzer im elften Jahrhundert den Zugang zu den heiligen Stätten der Christen zunehmend erschwerten und islamisch-turkmenische Reiterkrieger das christliche Byzanz immer mehr in Bedrängnis brachten, setzten von Zentraleuropa aus katholische Kreuzfahrer an, die altchristlichen Stätten von den islamischen Eroberern zu befreien. Am 15. Juli 1099 waren die Christen nach längerer Belagerung erfolgreich. 1187 dann gelang dem Kurden Saladin (Salah a’Din) erneut die Übernahme durch muslimische Heere. Der von den Christen zu ihrer Hauptkirche gemachte Felsendom, jenes das Stadtbild Jerusalems bis heute mit seiner nun goldenen Kuppel prägende Gebäude, welches nach der islamischen Eroberung bis 691 nc fertiggestellt worden sein soll, wurde wieder zu einer Gebetsstätte der Anhänger Mohameds.

Jerusalem wird britisch

Im 16. Jahrhundert ging die bislang wechselweise von ägyptischen und arabischen Muslimen verwaltete Stadt an die anatolischen Osmanen, die sie am 9. Dezember 1917 kampflos an das von Ägypten aus vorstoßende, britische Expeditionscorps übergaben.

Trotz der wenig juden- und christenfreundlichen Politik der Osmanen hatte im 19. Jahrhundert eine erkennbare jüdische Zuwanderung nach Jerusalem eingesetzt. Um 1880 waren nach heutigen Erkenntnissen bereits rund die Hälfte der 60.000 Einwohner der osmanischen Stadt Juden.

Der jung gegründete Völkerbund gab Stadt und Region nach dem Ende des Ersten Weltkrieges als Mandat an die Briten. 1947 beschloss der in „Vereinte Nationen“ umgewandelte Völkerbund, das Mandatsgebiet zwischen Juden und Arabern aufzuteilen. Jerusalem sollte, da sowohl Juden wie Araber Anspruch darauf erhoben, entmilitarisiert unter internationaler Verwaltung bleiben – also weder den einen noch den anderen zugesprochen werden.

Israel übernimmt seine Hauptstadt

Als am 14. Mai 1948 die jüdischen Siedler auf Grundlage des UN-Teilungsplanes die Unabhängigkeit ihres Staates Israel verkündeten, kam es zu einem Überraschungsangriff der umliegenden arabischen Staaten, den Israel erfolgreich abwehren konnte. Im Zuge des Abwehrkampfes wurde der Westteil Jerusalems übernommen, während der Ostteil unter jordanische Verwaltung fiel. Wie Berlin war Jerusalem nun eine geteilte Stadt. Den jüdischen Pilgern wurde von den nun muslimischen Besitzern der Zugang zu jenen antiken Mauerresten, die, wie 2011erfolgte Münzfunde aus römischer Zeit belegen, als Sockel des künftigen Forum Romanum aus der Hadrianzeit stammen dürften, jedoch von den Juden als Mauer des Zweiten Tempels verehrt werden, verweigert.

Im Juni 1967 machte die ägyptische Führung gegen Israel mobil, sperrte den Zugang zum israelischen Rotmeerhafen Eilat. Daraufhin führte Israel am 5. Juni einen Präventivschlag gegen die Luftwaffe des Nilreichs – Jordanien, dass wenige Tage zuvor einen „Verteidigungspakt“ mit Ägypten geschlossen hatte, setzte umgehend zur Eroberung des Westens Jerusalems ebenso wie weiterer Gebiete Israels an. Am Ende des nach seiner Dauer Sechstagekrieg genannten Konflikts hatte Israel den Osten Jerusalems ebenso wie die bis zu diesem Zeitpunkt jordanischen Westbanks, die syrische Golanhöhe und das ägyptische Gaza besetzt.

Am 30. Juli 1980 erklärte das israelische Parlament das vereinte Jerusalem nebst einiger Randgemeinden zur Hauptstadt des Landes. Jordanien, offiziell immer noch Eigentümer der Westbanks nebst Ost-Jerusalem, erklärte 1988 seinen Verzicht auf die von Israel 1967 eroberten Gebiete – womit faktisch die Jordangrenze zu Israel anerkannt worden war.

1993 wurde im Zuge des sogenannten Oslo-Friedensprozesses zwischen den arabischen Bewohnern der bis 1967 jordanischen und ägyptischen Gebiete und dem Staat Israel eine „Prinzipienerklärung über eine vorübergehende Selbstverwaltung“ der sogenannten Palästinenser unterzeichnet. Während die Knesseth das Abkommen ratifizierte, erfolgte ein entsprechender Schritt seitens der Verwaltungsbehörden in Ramallah bis heute nicht. Über Jerusalem wurde darin ebenso wenig eine Aussage getroffen wie im Abkommen des Jahres 1994 über die Teilautonomie der Araber in Gaza und auf den Westbanks, welches bis heute Grundlage für die Beziehungen zwischen Jerusalem und Ramallah ist.

Wie einen Anspruch legitimieren?

Wie will man den Anspruch auf ein Land und eine Stadt legitimieren? Wer ist im Recht, wenn er Jerusalem als sein Eigentum behauptet?

Gehen wir von der heutigen Definition eines Angriffskrieges aus, so hatten in der Antike weder Davids Hebräer noch Ägypter, Griechen, Perser oder Römer einen rechtmäßigen Anspruch auf die Stadt. Sie alle haben sie gegen den Willen der jeweiligen Bewohner erobert. Gleiches gilt ebenso für die Muslime Mohameds wie für die Kreuzritter, die Osmanen und die Briten. Lediglich die Juden Israels nahmen in der Neuzeit die Stadt in zwei Phasen infolge von ihnen nicht veranlasster Kriegshandlungen ein. Diese Übernahme wird dadurch, dass die Vereinten Nationen nach 1948 stillschweigend auf die Durchsetzung des internationalen Mandats und die Jordanier auf ihre Eroberungen des Jahres 1948 offiziell verzichteten, als israelisches Hoheitsgebiet legitimiert. Ein Anspruch jener Araber, die sich heute als Palästinenser bezeichnen, lässt sich unter dem Aspekt kriegerischer Übernahmen zu keinem Zeitpunkt herleiten.

Will man den Anspruch auf eine Stadt daran festmachen, wer am längsten sie im Besitz hatte, so war Jerusalem in historisch nachweisbarer Zeit von 621 bis 609 vc und von 160 bis 63 vc Teil eines autonomen, jüdischen Staatswesens. Das entspricht rund 110 Jahren. Die Hellenen hielten die Stadt rund 170 Jahre. Die Römer hatten sie – ausgehend vom antiken Rom bis in die oströmische Herrschaft von Byzanz – 685 Jahre in Besitz. Islamischen Herrschern unterstand die Nahostmetropole 1.191 Jahre, jedoch mit unterschiedlichen Herrschern, von denen sich das Osmanische Reich als staatliches Gebilde 401 Jahre behaupten konnte. Wäre also die tatsächliche Verwaltungshoheit eines Staatswesens das entscheidende Kriterium, so läge der erste Anspruch beim christlichen Rom, gefolgt von den islamischen Osmanen und den Hellenen.

Mystik verdrängt Realität

Abgesehen davon, dass derart nüchterne Zahlen noch nie in der menschlichen Geschichte Besitzansprüche durchsetzen konnten (denn dann wären Danzig, Königsberg, Straßburg und zahlreiche andere Städte Zentraleuropas deutsch), spielen bei behaupteten Rechten Fakten ohnehin kaum eine Rolle. Der Kampf um Jerusalem war vielleicht noch in der Antike ein Kampf um eine günstig an Handelswegen gelegene Metropole. Mit der Bedeutung, die die Stadt für die jüdischen, christlichen und später auch islamischen Philosophien entwickelte, verlagerten sich die Ansprüche jedoch auf eine metaphysische, mystische Ebene, die bis heute jeglichen realpolitischen Hintergrund verdrängt.

Dem Mosaismus gilt Jerusalem unabhängig davon, dass er erst unter Josia und Esra als in sich schlüssiges Glaubenskonstrukt entwickelt wurde, mit der Legendengestalt David seit nunmehr gut dreitausend Jahren als ihr religiöses wie weltliches Zentrum. Es ist nicht falsch festzustellen, dass es ohne die Vernichtung der Stadt 586 vc heute kein Judentum gäbe – sie ist für die Juden das, was für die Christen die Kreuzigung Jesu ist.

Die christliche Legende bedient sich unabhängig von der historischen Wirklichkeit der Vorstellung, dass ihr Messias in Jerusalem ans Kreuz geschlagen wurde und anschließend dort auferstanden ist.

Die islamischen Erzählungen berufen sich auf eine angebliche Himmelfahrt ihres Identitätsgebers, wobei unverkennbar ist, dass bei dieser Legende anders als bei Juden- und Christentum der weltlich-machtpolitische Anspruch ausschlaggebend gewesen ist.

Fasst man historische Realität und die Mystik des Irrealen zusammen, so haben die Juden das älteste Recht auf Jerusalem, gefolgt von den Christen. Die Muslime stünden erst an dritter Stelle.

Die Lächerlichkeit märchenhafter Begründungen

Diese Verquickung von historischen Fakten, scheinhistorischen Legenden und imperial begründeter Märchen lässt es mehr als lächerlich erscheinen, wenn heute daraus machtpolitische Herrschaftsansprüche abgeleitet werden. Mit Sicherheit haben muslimische Staaten mit Ausnahme Jordaniens weder einen historischen noch einen mystischen noch einen realpolitischen Anspruch auf die Stadt – Jordanien jedoch hat auf diesen Anspruch verzichtet.

Unabhängig davon, ob sie sich in die Rechtsnachfolge Roms verstehen könnten (hier wären vermutlich Deutschland in der Nachfolge des Heiligen Römischen Reichs und Russland in der römisch-byzantinischen Tradition die ersten Anspruchsberechtigten) oder nicht – machen christliche Nationen seit dem Spätmittelalter- von der britischen Episode abgesehen – keine Gebietsansprüche auf Judäa und Jerusalem geltend. Es wäre angesichts der geschichtlichen Entwicklung auch absurd.

Bliebe noch die Türkei, welche Stadt und Land zwar über vier Jahrhunderte beherrschte, diese jedoch in völkerrechtswidrigen Eroberungsfeldzügen übernommen hatte und als Kolonien ausbeutete. Türkisch-anatolische Siedler fanden sich in Judäa so gut wie keine. Folgerichtig verzichtete die Türkei in der Nachfolge des Osmanischen Reichs auf alle Ansprüche auf diese Gebiete – auch wenn der gegenwärtige Türkei-Präsident diese beständig propagandistisch unterstreicht.

Die Fortsetzung des Kolonialismus

All diese Aspekte machen eines deutlich: Es gibt weder „natürliche“ noch unzweifelhaft juristische Ansprüche, die auf die Stadt Jerusalem geltend gemacht werden könnten. Der Status Quo von 1948 war nach Resolution 181 (II) der eines Corpus Separatum, eines internationalen und damit UN-Mandats, welches jedoch durch Nichthandeln der UN beim arabischen Angriff ad absurdum geführt wurde und damit faktisch durch das Geschehen erledigt worden war. Ohnehin stellt sich die Frage, welches Recht sich eine UN anmaßte, über die Bewohner von Stadt und Land zu entscheiden, ohne diese an den Entscheidungen zu beteiligen. Arabische wie jüdische Bewohner des Völkerbundmandats Palästina wurden durch die UN wie unmündige Kinder behandelt – was zwar einen Anspruch beider Seiten an die UN veranlassen kann, nicht jedoch geeignet ist, gegenseitige Ansprüche der Betroffenen zu klären.

Wenn UN ebenso wie EU und andere, nicht unmittelbar Betroffene siebzig Jahre später meinen, über die Stadt entscheiden zu müssen, dann ist dieses nichts anderes als die Fortsetzung des imperialen Kolonialismus des 19. Jahrhunderts. Denn es besagt nichts anderes als: Ihr, liebe jüdische und arabische Bewohner der Stadt, seid unmündig und nicht befugt, euer Problem selbst zu regeln.

Selbst wenn eine solche Auffassung in den Hinterköpfen der Kolonialisten herumspuken sollte – vor allem eine deutsche Regierung hätte sich hinsichtlich der Regelungen im ehemals britischen Mandatsgebiet so lange zurückzuhalten und keinerlei Empfehlungen abzugeben, bis nicht eine arabische Streitmacht erfolgreich ansetzt, Israel zu überrollen. Dann allerdings wäre es nach der Selbstverpflichtung der Bundesregierung unvermeidlich, an der Seite des demokratischen Israels diesen Angriff notfalls auch mit Waffeneinsatz abzuwehren. Täte Deutschland dieses nicht, wären alle Solidaritätsadressen deutscher Politiker als leeres Gewäsch entlarvt.

Trumps Realismus

Donald Trump hat insofern das einzig Richtige getan: Er hat die sich aus den historischen Abläufen zwingend ergebenden Fakten als gegeben akzeptiert und gleichzeitig den beiden einzig befugten Gruppen erklärt, dass ausschließlich sie selbst es sind, die über ihre Streitfrage zu befinden haben. Sollten sie dazu nicht in der Lage sein, geht dieses weder die USA noch sonst jemanden außerhalb der unmittelbar Betroffenen irgendetwas an.

Diese Position setzt vor allem die arabischen Bewohner auf den Westbanks und in Gaza in die Lage, von utopistischen Wunschträumen Abstand zu nehmen und die von ihren arabischen Brüdern verursachten Fakten als gegeben zu akzeptieren. Nur dann, wenn dieses geschehen sollte, wird eine nachhaltige und tragfähige Lösung des Jahrtausendkonflikts möglich sein – und er wird zweifelsohne nicht all jene irrealen Wunschfiktionen der arabischen Seite befriedigen.

Trotzdem und gerade deshalb ergötzt sich allen voran die EU in ihrer Rolle als Sachwalter der Araber, indem sie weiterhin an der Fiktion einer von außen geschaffenen Friedenslösung festhält und damit den Konflikt dauerhaft konserviert. Man ist also geneigt zu fragen, was tatsächlich hinter der EU-Intention steckt, diesen Konflikt niemals zu einer friedlichen Lösung finden zu lassen.

Die Irrationalität der Muslime

Unabhängig davon macht jedoch die Irrationalität jener arabisch dominierten Muslime mehr als deutlich, dass der Islam niemals tatsächlich ein Partner der europäischen Zivilisation war und sein kann.

Der Großimam der Kairoer AlAzhar, Ahmed Muhamad alTayib, sagte ein Treffen mit Michael Pence mit folgender Behauptung ab: „Wie kann ich mich mit jemandem hinsetzen, der etwas, das er nicht besitzt, an jemanden verschenkt, dem es nicht gehört?“ Wie ferner der Realität kann jemand sein? Denn weder haben die USA etwas verschenkt noch hätten sie es jemandem geschenkt, dem es nicht gehört. Politik ist die Akzeptanz des Faktischen – und das besagt: Jerusalem ist israelisch. Ob Jerusalem die Hauptstadt eines souveränen Staates Israel sein soll, ist damit ausschließlich dessen Angelegenheit.

Doch der Großimam formulierte nur jenen 1.400 Jahre alten Eroberungsanspruch, der den angeblich so friedlichen Islam bis in sein tiefstes Innerste prägt. Denn diese „Arabische Liga“ genannte Veranstaltung, die nichts anderes ist als ein Herrschaftsinstrument des arabisch-islamischen Imperialismus, blies umgehend in das gleiche Horn und forderte die Welt auf, Jerusalem als Hauptstadt eines real nicht existierenden, arabisch-islamischen Staates anzuerkennen. Der türkische Islamnationalist Recep Tayyib Erdogan fand zu seiner üblichen Kriegsrhetorik, nannte Jerusalem in Anlehnung an Trumps Vorgänger „die rote Linie der Muslime“.

Die Fiktion des Nonfaktischen bestimmt die Politik

Wie sollen Staaten und Volker, die in der Tradition der europäischen Aufklärung stehen, mit Staatengebilden umgehen, deren Politik offenkundig ausschließlich durch die Fiktionen des Irrealen bestimmt wird? Nichts außer den Phantasien eines arabischen Imperialisten aus dem siebten Jahrhundert gibt Muslimen auch nur einen Hauch an Recht, irgendetwas in Sachen Jerusalem einzufordern. Nichts gibt irgendjemandem als jenen, die in Jerusalem leben, auch nur den Hauch eines Rechts, über den Status der Stadt mitzureden.

Die irrationalen Proteste von Berlin bis Tunis und von Djakarta bis Istanbul machen jenseits der koranischen Tradition des Anti-Judaismus nur eines deutlich: Mit Menschen, deren Handeln durch angebliche Glaubensfiktionen bestimmt wird und die aus historisierenden Märchen reale Herrschafts- und Machtansprüche herleiten, kann es niemals eine gemeinsame Basis der Vernunft geben. Sie werden niemals etwas anderes akzeptieren als jene Phantastereien, die ihnen seit frühester Jugend in ein zum realistischen Denken offenbar unfähiges Gehirn implantiert wurden.
Europa und der Rest der Welt, der diese Idiotie, den Phantastereien gehirngewaschener Ideologen auch nur einen Milimeter nachzugeben, nicht begreift, ist der eigentlich Schuldige daran, dass ein Friede zwischen Israel und den im ehemaligen Mandatsgebiet lebenden Arabern bis heute unmöglich war. Er wird es bleiben, solange sie sich der Realität verweigern und damit ihr eigenes Denken im Nonfaktischen ein ums andere Mal dokumentieren.