Tichys Einblick
Ein Brief an die FFF-Jugend

Die Zeit der Partys und Demos ist zu Ende

Ein Eintrag aus der Generation Ü-60 ins Stammbuch der Fridays-for-Future-Jugend. Was sie von ihren Großeltern und Eltern in einer weltumspannenden Krise lernen können – überleben, aufbauen und dann hart arbeiten.

Eine einsame FFF-Demonstrantin vor dem Stockholmer Reichstag am 20. März 2020

Michael Campanella/Getty Images

Liebe junge Leute, die ihr bis vor kurzem noch Freitags demonstriert habt. Es ist angesichts dieser schrecklichen Corona-Heimsuchung höchste Zeit mit euch Klartext zu reden: Ihr wart gegenüber uns Älteren überheblich und arrogant, obwohl ihr im Gegensatz zu euren Eltern und Großeltern bislang nichts Wesentliches für die Gesellschaft geleistet habt.

Ja, ich schreibe hier in der Ihr-Form, und nehme euch jetzt in Mithaftung, so wie ihr das vielfach mit der Generation eurer Großeltern gemacht habt. Das war wirklich Blödsinn, denn wir wollen genauso eine saubere Umwelt wie schon unsere Eltern.

Ihr seid im Wohlstand und Frieden ohne Krieg aufgewachsen, habt im Allgemeinen nie Not oder Mangel leiden müssen, seid zur Schule oder zum Sport von Mutti, Vati, Oma oder Opa gefahren worden, atmet die beste Luft seit Jahrzehnten und genießt eine geschützte Natur wie selten zuvor. Es geht sehr vielen von euch bestens, ihr seid ausgestattet mit Computer, Xbox oder Smartphone. Ihr habt die Schule am Freitag geschwänzt, weil Bildung für euch offensichtlich zweitrangig ist. Ihr habt den Weltuntergang beschworen, obwohl eure Eltern und Großeltern mehr für den Erhalt unserer Umwelt und Natur getan haben als die meisten Generationen: Die Flüsse sind wieder sauberer, das Ozonloch ist fast gestopft, der Wald lebt, der saure Regen wurde gebannt und auf eine Trockenheit folgt viel Regen und eine Wiederaufforstung. Noch mal: Ihr atmet dank modernerer Industrie die sauberste Luft seit Generationen. Dennoch seid ihr Greta hinterhergelaufen und deren Botschaft, die Milliarden Jahre alte Erde würde schon bald untergehen.

Gretas Öko-Marke ist jetzt nichts mehr wert

Doch davon ist nichts mehr zu hören. Was ihr für große Probleme gehalten habt, ist nun Makulatur. Die Öko-Marke Greta ist nichts mehr wert. Der Corona-Virus, der aus China kommend die ganze Welt überfällt, wird euer Leben nachhaltiger prägen als Fridays for Future.

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Jetzt könnt ihr in anderer Form direkt spüren, wovon eure Ur-Großeltern und Großeltern erzählt haben – vom Leben und Überleben in zwei Weltkriegen, von Mangel und Schlangestehen vor leeren Regalen. Doch sie bauten danach dieses Land immer wieder auf. Eure Eltern im Osten mussten den totalen Zusammenbruch eines Regimes ebenfalls mit großen Verlusten durchmachen. Auch sie haben ihre neuen Bundesländer wieder aufgebaut. 1989/90 fingen Millionen, wie 45 Jahre zuvor, erneut fast bei Null an. Es war hart und schwer, aber immer erfolgreich. Eure Großeltern und Eltern haben für euch und ein besseres Leben geackert.

Nach der Corona-Krise wird es wieder so sein. Doch dann seid ihr auch dabei. Dafür müsst ihr jedoch noch viel lernen und nicht nur die Schule schwänzen, einen Berufsabschluss oder gar ein Studium schaffen. Denn es wird weniger Jobs geben. Und ihr werdet arbeiten müssen. Ihr werdet wohl weniger Zeit haben, euch in irgendwelchen NGOs rund um die Welt zu tummeln. Hart arbeiten könnt ihr vielleicht bald schon als Erntehelfer beim Spargel stechen oder beim Einkaufen für alte Menschen.

Die Wohlstandsparty ist vorbei

Denn eure Eltern, die euch euren selbstverständlichen Wohlstand hart erarbeiten, sind jetzt zu Hause. Manche machen Home-Office, aber Millionen sind in Kurzarbeit und bald vielleicht arbeitslos. Die Familienkasse schrumpft. Ja, Papa und Mama sind in großer Gefahr, ihre Jobs zu verlieren. Selbst Kurzarbeiter bekommen im Schnitt nur 60 Prozent ihres Gehalts. Und danach? Betriebe gehen pleite und Konzerne stellen durch die Krise plötzlich fest, mit wie wenig Leuten man Waren produzieren und Prozesse managen kann. Jetzt liegt die Wirtschaft unseres Landes am Boden. Sie wird sich nur langsam und schwer erholen. Wer finanziert dann euren Wohlstand?

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Eure Partys fallen aus, genauso wie euer Klima-Weltuntergang. Das neue Smartphone gibt es nicht und euer Sport- oder Musikverein steht vor dem Aus. Ihr merkt jetzt zum ersten Mal: Das Leben ist hart und eure bisherige Lebensweise vorbei. Bald werden einige von euch vielleicht nicht mehr zur Schule mit dem Auto gefahren, wenn der Zweitwagen durch den Job-Verlust eurer Eltern auch weg ist.

Sogar viele Unterstützer eurer FFF-Bewegung, die euch wohlgesonnenen Journalisten-Aktivisten, fallen aus. Sie sitzen im Home-Office, bangen um ihre Arbeitsplätze oder verlieren ihre Honoraraufträge. Nach der Corona-Krise werden sich auch hier die Reihen lichten, weil Sender und Verlage merken, mit wie wenig Personal man Texte fabrizieren und senden kann.

Zum Schluss noch eins: Selbst in einer lebensbedrohlichen Krise haben viele von euch sehr lange den Knall nicht gehört und Corona-Partys gefeiert oder in Gruppen weiter in Parks abgehangen. Warum? Weil ihr als Jugendliche nicht wie wir Über-60-Jährigen eine Risikogruppe seid? Falls ja, wäre das leider ein Beweis für die eingangs beschriebene Arroganz gegenüber uns Älteren.

Lasst euch gesagt sein, wir werden jetzt alle viel leiden und lernen. Wir zusammen – aber vor allem Ihr!

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