Tichys Einblick
Wer nüchtern ist, wird Klimaskeptiker

Klimaschutz ist Mumpitz – ganz nüchtern betrachtet!

Mehr Nüchternheit in der Klimadebatte ist zwingend erforderlich, da hat Oswald Metzger recht. Aber er irrt, wenn er annimmt, es seien nicht wir Klimaskeptiker, die diese seit Jahr und Tag einfordern und vorleben.

© Alexander Gerst / ESA via Getty Images

Mehr Nüchternheit in der Klimadebatte forderte Oswald Metzger vor einigen Tagen hier bei Tichys Einblick. Das kann man nur unterstützen. Allerdings haben wir Klimaskeptiker in dieser Hinsicht keinen Nachholbedarf. Denn an apokalyptischen Phantasien berauschen gerade wir uns nicht.

Wir sind die, die verstehen wollen, die zweifeln und hinterfragen. Für uns ist Skepsis noch immer eine Tugend. Wir sind die, die Primärquellen wie die IPCC-Berichte oder Forschungsarbeiten studieren und uns die Welt nicht von denen erklären lassen, die sie nicht mögen. Wir wissen daher auch um die Mängel in den von Oswald Metzger als Beleg angeführten Berichten der Rückversicherer. Deren Schadensstatistiken vor allem Wohlstandswachstum und zunehmende Sorglosigkeit beim Aufbau von Werten in gefährdeten Gebieten wiedergeben, aber eben keine Indizien für steigende Klimarisiken enthalten. Wirbelstürme fragen ohnehin nicht nach dem Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre, bevor sie ihre Zerstörungskraft entfalten. Windräder bewässern unsere Felder nicht, wenn die nächste Trockenheit kommt. Solarzellen halten das Wasser nicht auf, wenn Flüsse über ihre Ufer treten. Ob Erdbeben, Vulkanausbruch oder eben schlechtes Wetter: Jede Katastrophe ist menschgemacht, weil Schäden und Opfer vor allem auf unzureichende Vorbereitung und anfällige Infrastrukturen zurückgehen. Da fürchten wir Klimaskeptiker weniger den Klimawandel, der nichts anbietet, was wir nicht schon kennen. Sondern eher den Deich, der fehlt, weil unser Wohlstand in planwirtschaftlichen Energie-, Verkehrs- und Agrarwenden verbrannt wurde. Resilienz bedarf des Reichtums und der Optionen, die uns die Natur mit den fossilen Energieträger schenkt. Ganz nüchtern betrachtet.

Wir Klimaskeptiker wissen um den Preis, den es für einen wirklich wirksamen Klimaschutz zu zahlen gälte. Nicht weniger als der vollständige Verzicht auf Kohle, Erdgas und Erdöl wäre in naher Zukunft erforderlich, um die politisch gesetzten Klimaziele gemäß der Modellrechnungen zu halten. Die Kohlendioxid-Uhr des Berliner Mercator-Institutes zeigt es an: Machen wir so weiter wie bisher, wird das 1,5-Grad-Ziel in neun Jahren gerissen und die zwei Grad fallen noch vor 2050. Primärenergieträger, die den Bedarf der Welt zu mehr als achtzig Prozent decken, müssten also rasch aus allen Wertschöpfungsketten in allen Sektoren verschwinden, ob im Bergbau oder in der Grundstoffproduktion, ob in der Landwirtschaft, im Maschinenbau, im Verkehr oder in der Stromerzeugung. Es gibt aber keine Substitute, die fossile Kohlenwasserstoffe schnell genug ersetzen könnten. Ein wirklich wirksamer Klimaschutz würde die industrialisierten Länder daher in eine Mangelwirtschaft zurückwerfen und den Entwicklungs- und Schwellenländern den Weg aus dieser verbauen.

Verbale Abrüstung
Appell: Mehr Nüchternheit in der Klimawandel-Debatte!
Naiv ist, wer an den Wunsch der Völker dieser Welt glaubt, sich einer globalen Ökodiktatur zu unterwerfen, die Emissionsminderungen im notwendigen Ausmaß erzwingt. Unter Rechenschwäche leidet, wer Deutschlands potentiellen Beitrag als wichtig oder gar entscheidend ansieht. Die Augen verschließt, wer nicht erkennt, wie wenig die ehrgeizig formulierten klimapolitischen Ambitionen der vergangenen drei Jahrzehnte bewirkt haben. Außer stetig steigenden Emissionen und der nutzlosen Alimentierung ganzer Horden eigentlich kluger Menschen, die ihre Zeit unproduktiv in überflüssigen Gremien mit der Erzeugung von Bergen nutzloser Papiere verschwenden, ist nichts dabei herausgekommen. Das wird sich mit dem Pariser Klimavertrag auch nicht ändern. Bekräftigt dieser zwar die Ziele, vermeidet aber konsequent, den Unterzeichnern auch die notwendigen Maßnahmen abzuverlangen. Ganz nüchtern betrachtet.

Wir Klimaskeptiker dagegen kennen die Optionen, die zumindest langfristig Abhilfe schaffen könnten. Oxyfuel-Kraftwerke, die nach dem Allam-Zyklus mit einem geschlossenen Kohlendioxid-Kreislauf arbeiten, gestatten die emissionsfreie Verbrennung von Kohle oder Erdgas. Inhärent sichere Hochtemperatur-Kernreaktoren liefern nicht nur Strom, sondern auch Wärme für Industrieprozesse. Koppelt man beide Innovationen miteinander, wird Kohlendioxid plötzlich vom Klimakiller zu einem kostengünstigen Rohstoff für die thermochemische Treibstoffsynthese. Und dann wäre da noch die Kernfusion, deren Markteintritt wir näher sind, als manche glauben. ITER wird 2025 in Betrieb gehen und demonstrieren, wie ein Tokamak ausreichender Größe genug Plasmavolumen für den Energiegewinn stabilisieren kann. Spätestens dann steht die deutsche Energiewende mit ihrer Hinwendung zu volatilen Energieflüssen äußerst geringer Flächendichten endgültig als utopistische Idiotie da. Wenn nicht einige der derzeit laufenden privaten Fusionsprojekte sogar noch früher den Durchbruch vermelden.

Wir Klimaskeptiker verleumden Andersdenkende nicht als „Leugner“. Aber wir durchschauen die wahren Motive vieler selbsternannter Klimaschützer. Ignorieren oder bekämpfen diese doch mit aller Vehemenz nicht nur die oben genannten Ansätze, sondern auch weitere Ideen wie das Geo-Engineering oder die Rückgewinnung und unterirdische Speicherung von Kohlendioxid aus Abgasströmen und der Umgebungsluft.

Klimaschutz ist in den Augen solcher Aktivisten wertlos, geht er nicht mit einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation einher. Mit der Rückabwicklung der industriellen Revolution ebenso wie mit der Schaffung eines neuen Menschen, der sich jeder Fremdbestimmung widerstandslos unterordnet. Wer alle Methoden ablehnt, durch die der Eintrag von Treibhausgasen in die Atmosphäre vermindert werden kann, ohne Wohlstandsverluste und Freiheitseinschränkungen für uns und unsere Nachkommen in Kauf nehmen zu müssen, dem geht es nicht um das Klima, sondern um die Durchsetzung kollektivistischer Ideologien. Dem geht es nicht um den Erhalt einer lebenswerten Umwelt, sondern um die Schaffung eines totalitären Staatswesens. Der will nicht Klimaziele einhalten, sondern spirituelle Erfüllung in einer allen aufgezwungenen Askese erfahren. Warum das so ist und warum die Suche nach individuellem Seelenfrieden hierzulande so viele Protagonisten in der Politik, den Medien, in der Wirtschaft und der Wissenschaft in den klimapolitischen Irrsinn treibt, vermag ich nicht zu sagen. Ich bin nicht diese Art von Doktor. Aber wäre es anders, würden wir Kernkraftwerke bauen. So schnell und zahlreich es nur geht. Ganz nüchtern betrachtet.

Das Wetter war schon immer ziemlich oft ziemlich fies. Woran keine Klimaschutzmaßnahme etwas ändert, selbst wenn wir von den etablierten, längst gescheiterten Konzepten abweichen sollten. Eine Dekarbonisierung in der gemäß der politischen Ziele gebotenen Geschwindigkeit beraubt uns der Möglichkeiten, uns einerseits vor den destruktiven Kräften der Natur zu schützen und andererseits unsere Lebensumstände weiter zu verbessern. Wer die Risiken eines Klimawandels betont, die eines überstürzten Klimaschutzes aber verschweigt, belegt nur Ignoranz. Wer zusätzlich die Technologien verschmäht, die uns aus dieser Zwickmühle befreien, entlarvt sich selbst als Menschenfeind. Um dies zu begreifen, bedarf es keiner naturwissenschaftlichen Expertise, keiner Beschäftigung mit Fachveröffentlichungen, IPCC-Berichten, dem Treibhauseffekt und den Stärken und Schwächen von Klimamodellen. Es braucht nur klares Denken mit einem nicht von Rauschmitteln benebelten Verstand.

Mehr Nüchternheit in der Klimadebatte ist zwingend erforderlich, da hat Oswald Metzger recht. Aber er irrt, wenn er annimmt, es seien nicht wir Klimaskeptiker, die diese seit Jahr und Tag einfordern und vorleben. Tatsächlich stehen Nüchternheit und Skepsis gerade in der Klimafrage synonym für Vernunft. Und die zeigt uns: Wir sollten ihn einfach bleibenlassen, den klimapolitischen Aktivismus, da dieser selbst das eigentliche Problem darstellt. Ganz nüchtern betrachtet.