Tichys Einblick
Konzerne wollen selber impfen

Das Ende ist nah: Die Wirtschaft lässt Merkel fallen

Die großen Namen der Wirtschaft – von der Deutschen Bank bis zum Bundesverband der Deutschen Industrie – gehen in Opposition zu Merkels Corona-Politik. Ihr Angebot, selbst zu impfen, ist ein Versagenszeugnis für die Bundesregierung. Ohne die Unterstützung der Medien und Konzerne ist Merkel am Ende.

imago Images/photothek

Nicht nur die Medien kündigen der Bundesregierung mittlerweile die bislang so treue Gefolgschaft. Jetzt tun es auch die großen börsennotierten Unternehmen. Axel Springer gehört zu beiden. Und so ist es sicher kein Zufall, dass ausgerechnet die Springer-Zeitung Welt nun meldet, dass ein „Bündnis von Konzernen“ – neben Springer die Deutsche Bank, die Allianz, die Deutsche Post, die Deutsche Telekom und Siemens, sowie der Industrieverband BDI und die Arbeitgebervereinigung BDA – selbst übernehmen will, was die Bundesregierung nicht schafft: Impfen. Man sei bereit, so Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, nicht nur die eigenen Mitarbeiter, sondern auch andere Menschen durch die eigenen Betriebsärzte über „Impfstraßen“ in den eigenen Gebäuden impfen zu lassen.

Das ist vermutlich nicht nur ein Akt der „Corporate Social Responsibility“, sondern auch ein harter Tritt vor Merkels Schienbein. Der Bundesregierung wird damit von den ersten Adressen der deutschen Wirtschaft bescheinigt, gescheitert zu sein. Gescheitert mit der Organisation der Impfung, die zunächst von Impfstoffmangel und nun vom „Impfstau“ bestimmt ist, so dass der vorhandene Impfstoff nicht schnell verwendet wird. Gescheitert auch mit der Impfstrategie, die Ältesten zuerst zu impfen, und solange vielen wirtschaftlich Aktiven das Arbeiten zu verwehren. Und gescheitert mit der Fokussierung aufs Testen.

„In vielen Unternehmen und Verbänden löst der langsame Fortschritt der Impfkampagne Ärger aus“, heißt es in der Welt. Sie wollen die Impfdosen, die in den bisherigen Impfstellen nicht verwendet werden (rund ein Drittel!), haben, um Mitarbeiter, Angehörige und Dritte zu impfen.

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Doch der Grund dafür, dass dies jetzt in der Zeitung steht, ist vermutlich die Haltung der Bundesregierung dazu. Die will nämlich diese Hilfe gar nicht. Das Interesse am Vorstoß der Konzerne sei gering, heißt es im Welt-Artikel: „die Regierung will lieber testen.“ Das Vorhaben, die Konzerne beim Impfen einzubinden, sei beim Gipfel der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin aus einem Entwurf gestrichen worden. Da ist ganz offensichtlich den Wirtschaftskapitänen inklusive Springer-Chef Mathias Döpfner der Geduldsfaden gerissen.

So hat die Kanzlerin also nun auch eine der großen Stützen ihrer Macht mit ihrer Mischung aus Versagen und Sturheit gegen sich aufgebracht. Und ausgerechnet der Medienkonzern ihrer Vertrauten Friede Springer steht mit an der Spitze der neuen Wirtschaftsopposition.

Das wird Merkel nicht unbeschadet überstehen. Denn sie büßt damit zwei zentrale Stützpfeiler ihrer Macht ein. Gegen die Wirtschaft und die Medien (auch der Spiegel hat ihr mittlerweile unmissverständlich die Gefolgschaft gekündigt) kann sie nicht regieren. Es ist dann wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch ihre Macht in der CDU gebrochen ist.

Egal, wie das heute anberaumte Treffen der verbündeten Wirtschaftsunternehmen und -verbände mit der Bundesregierung enden wird. Selbst wenn Merkel auf das Angebot eingeht: Der Schaden für diese Bundesregierung und diese Bundeskanzlerin ist nicht mehr zu beheben. Merkel ist nicht nur zeitlich am Ende. In der Coronakrise hat sie ihre Machtschraube überdreht und jetzt zieht sie nicht mehr.
Das Versagen in der Corona-Krise wird auch im Nachhinein nicht mehr wie die anderen Merkel-Desaster – Energiewende und Migration – durch fortgesetzte Moral-Nebelschwaden zu verbergen sein.

Merkels Ende als Kanzlerin wird schmählich. Sie hat sich das redlich verdient.