Tichys Einblick
Nicht länger zulassen

Zwangsprostitution muss verhindert werden

Unsere gesellschaftliche und christliche Pflicht ist es, die Frauen in ihren Rechten zu schützen und moderne Sklaverei zu verhindern.

Ja, es ist ein Tabuthema. Ja, es ist auch ein Thema, über das man nicht offen spricht oder sprechen will. Eins ist aber grundsätzlich wichtig: Zwangsprostitution muss verhindert werden! Darüber muss man offen sprechen und konsequent handeln. Denn unkontrollierte Prostitution richtet immensen gesundheitlichen Schaden in der Gesellschaft an.

Oftmals beherrschen unsere Hoffnungen unser Denken. Als das Prostitutionsgesetz im Jahre 2001 verabschiedet wurde, hatten wir gute Gründe hoffnungsvoll zu sein. Frauen, die ihren Körper verkaufen mussten, sollten seitdem allgemein besser behandelt werden. Ihnen sollte eine Sozialversicherung und Verträge mit den Zuhältern ermöglicht werden, indem ihre Erwerbstätigkeit legalisiert wurde. Im Sommer 2017 kam ein weiteres Gesetz hinzu, das Prostituierten sogar regelmäßige, gesundheitliche Untersuchungen ermöglichte. Außerdem erhielten sie einen Berufsausweis. Diese Gesetze wurden verabschiedet, um Prostituierten das Leben etwas leichter zu machen. Die Nächte sollten kürzer werden.

Tatsächlich sind sie länger geworden. Prostitution in Deutschland ist seitdem ein wachsendes Geschäft und immer mehr Frauen aus dem Osten Europas werden nach Deutschland gebracht. Registriert zu sein und gewisse Sozialleistungen beanspruchen zu können, bedeutet leider noch keine zuverlässige Kontrolle der Arbeitsverhältnisse. Da Deutschland zum „Bordell Europas“ geworden ist, bieten mehr Prostituierte denn je ihre Dienste auf den Straßen an. Heutzutage kann eine Prostituierte, man will es nicht glauben, aber etwa 20 Euro für ihre Dienste verlangen, denn es gibt zu viel Konkurrenz.

Um das Geld zu verdienen, das Zuhälter verlangen, müssen die Frauen absurd viele Kunden pro Nacht abarbeiten. Meist werden die Prostituierten drogensüchtig gemacht, was ihnen einerseits die Kraft gibt, die Nächte durchzustehen, andererseits verhindert, dass sie sich aus dem Geschäft lösen. Damit nicht genug, werden die Frauen häufig zu immer ausgefalleneren Praktiken gedrängt. Ein Grund dafür ist freilich die immer verbreitetere Internetpornographie, die die Fantasien vieler Männer pervertiert.

Die körperliche und seelische Belastung, mit der diese Frauen leben müssen, ist kaum vorstellbar. Mit allen möglichen, verzweifelten Methoden wird um Freier geworben. Zum Teil wird der eigentlich verbotene „Flatrate-Sex“, manchmal von mehreren Prostituierten gemeinsam angeboten, nur um etwas mehr Geld verlangen zu können. Nach wie vor sind die Frauen Sexsklavinnen und sie werden ausgebeutet wie noch nie.

Ein weiteres Problem ist, dass Gesetze eben nur so sinnvoll sind, wie ihre Umsetzbarkeit. Wie weltfremd daher die Durchsetzung der „Kondompflicht“ ist, bedarf kaum der Ausführung. Trotz der hohen Bußgelder lassen sich nur wenige Freier abschrecken. Viele nehmen das gesundheitliche Risiko bereitwillig in Kauf.

Das war schon immer das Problem der Politik, versuchte sie mit Prostitution umzugehen. Gut gemeint waren ohne Zweifel alle verabschiedeten Gesetze und Forderungen zum Sexgeschäft. Aber gut gemeint heißt nicht zwingend gut. Vor allem im Bereich der Prostitution hat sich das leider immer wieder bewahrheitet. Es ist daher nötig, Zwangsprostitution und den prekären Arbeitsverhältnissen der Frauen im Gewerbe mit umfassenderen polizeilichen Maßnahmen zu begegnen. Doch zu allererst braucht es eins: einen Kulturwandel.

Affirmative Aussagen zur Prostitution begegnen uns häufiger als früher. Es gilt zu oft nicht mehr als verpönt, einen Strip- oder Swinger Club zum 18. Geburtstag zu besuchen. Das Sexgeschäft ist inzwischen bereits zum Bestandteil unserer Lebensweise geworden. „Bordell Europas“ bezeichnet nicht nur die bloße Zahl der in Deutschland arbeitenden Prostituierten, die kontinuierlich weiter steigt, es bezeichnet auch eine Lebensart, die Prostitution normativ anerkennt.

Prostitution abzulehnen ist keine überholte Tradition, die von spießbürgerlichen Leuten in gebetsmühlenartigen Belehrungen übermittelt wird, sondern eine moralische Minimalanforderung. Dabei gilt die Verurteilung nicht den Frauen, deren zumeist traurige Biographien sie in diese Lage gebracht haben, sondern den Freiern, die dieses Unrecht ermöglichen. Die Sexualität des Menschen ist Teil seiner Persönlichkeit, die er dem Grundgesetz nach frei entfalten darf. Zwang oder Gewalt hingegen sollten in einem aufgeklärten Staat keine Rahmenbedingungen von Sexualität sein.

Natürlich bedarf es pragmatischer Kompromisse, um des Problems Herr zu werden, doch dabei darf eine solche kulturelle Verwahrlosung nicht geduldet werden. Denn die Bordellkultur, die in Deutschland um sich greift, hat weitreichende Folgen, die noch weit über moralische Einwände hinausgehen. Prostituierte, die sich unvergleichbar billig anbieten müssen, um konkurrieren zu können, können nicht auf die Kondompflicht bestehen. Sie erliegen den Sachzwängen ihrer Erwerbstätigkeit und müssen hinnehmen, dass ihre Kunden auf Verhütung verzichten. Und hier liegt eine weitere Gefahr und ein weiteres Problem:

Das Risiko der Übertragung von Geschlechtskrankheiten steigt dadurch erheblich. Und es bleibt nicht bei den Freiern. Viele von ihnen haben Familien – und Ehefrauen, die sie fahrlässig anstecken. Bei manchen Krankheiten reicht sogar der Gute-Nacht-Kuss für die Kinder aus, um die Krankheit weiter zu verbreiten. Bei ärztlichen Routineuntersuchungen werden Geschlechtskrankheiten oftmals übersehen und es kommt zur unkontrollierten Ausbreitung.

Deutschlands Probleme mit der Prostitution beschränken sich nicht auf Sexarbeiterinnen, sie betreffen uns alle.

Die Rotlichtszene beobachte ich schon lange, früher als Journalist und jetzt als Landespolitiker und setze mich auch für eine Besserung der Lebensverhältnisse von Sexarbeiterinnen ein. Wir als Gesellschaft und Bewahrer unserer Kultur und unserer Werte dürfen hier nicht länger wegsehen. Daher fordere ich seit Jahren: Die Entscheidung ins Bordell zu gehen, darf nicht länger als Belanglosigkeit, oder als liberale Selbstverständlichkeit gelten. Sie muss von uns als das erkannt und angesprochen werden, was sie ist: nämlich falsch. Und eine schlechte Lebensentscheidung noch obendrein.

Weiterhin fordere ich: Unsere gesellschaftliche und christliche Pflicht ist es, die Frauen in ihren Rechten zu schützen und moderne Sklaverei zu verhindern. Es kann nicht sein, dass Frauen gegen ihren Willen durch Gewalt oder Verschuldungen in die Prostitution gezwungen werden. Geschlechtskrankheiten und nicht zuletzt auch HIV sind eine Gefahr für die gesellschaftliche Gesundheit. Das muss jedem bewusst sein. Ein kleiner Besuch auf dem Straßenstrich kann große gesundheitliche Folgen haben. Außerdem ist auch die allgemeine Steuerlast für die Bürger ziemlich groß.

Hier müssen auch die Finanzbehörden wachsam sein, die in diesem Gewerbe entstehenden steuerlichen Verluste kontrollieren und auch von den Bordellbetreibern einfordern.