Tichys Einblick
Fußball Weltmeisterschaft

Kick-Off für dschihadistischen Terror-Moral ade?

Das Emirat Katar buhlt um seinen Platz auf dem internationalen Parkett, will sich im Glanz modernster Stadien, Luxus-Hochhäuser und Städte inmitten der kahlen Wüste als grandiose Sportnation und weltoffenen Gastgeber präsentieren.

Die Fußball-Europameisterschaft hat begonnen. Und die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr wirft bereits ihre Schatten voraus – und sorgt für erhebliche Kritik. Gastgeber ist das Emirat Katar, bekannt für seine Wüsten, Hitzetemperaturen, extensive Menschenrechtsverletzungen und für die verdeckte Terrorfinanzierung.

Im vergangenen Monat ergab eine repräsentative Umfrage des Westdeutschen Rundfunks, dass rund 65 Prozent der Befragten der Meinung seien, Deutschland solle die WM boykottieren.

Das Gegenbild zur Europameisterschaft könnte nicht krasser sein: Die EURO 2020, die pandemiebedingt erst in diesem Jahr ausgetragen wird, findet über den gesamten Kontinent verteilt statt. Der Gedanke: Das gemeinsame Europa soll im Vordergrund stehen.

Europa im Vordergrund bedeutet, europäische Werte in den Mittelpunkt zu stellen. Das sind Toleranz, Demokratie und Freiheit. Vor allem aber auch die unbedingte Achtung der Menschenwürde, ein gelebtes Miteinander und ein friedliches Miteinander und Füreinander der Kulturen und Nationen.

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Hier zeigt sich das Idealbild des Sports: Das Miteinander, das alle Grenzen überwindet. Das Zugehen auf den anderen, das Messen im fairen sportlichen Wettkampf – ganz ohne Waffen, Gewalt oder Hass.
Nur ein Jahr später scheinen all diese guten Vorsätze vergessen. Ein Wüstenstaat, der erwiesenermaßen Salafisten, Dschihadisten und radikal-islamische Fundamentalisten finanziert, ist der Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft 2022.

Das Emirat Katar buhlt um seinen Platz auf dem internationalen Parkett, will sich im Glanz modernster Stadien, Luxus-Hochhäuser und Städte inmitten der kahlen Wüste als grandiose Sportnation und weltoffenen Gastgeber präsentieren.
Auch in Europa sind die katarischen Scheichs unlängst aktiv: Ob als Sponsor der UEFA Champions League oder des deutschen Rekordmeisters – dieselben Scheichs, die salafistische Fundamentalismus und Dschihadismus im Nahen Osten finanzieren, wollen sich hier mit sportlich reiner Weste präsentieren.

Wir dürfen auf diese Augenwischerei keinesfalls reinfallen. Offener Protest gegen die Kataris ist absolut alternativlos. In meinen Augen ist es nicht akzeptabel, sich mit Kriegstreibern im Nahen Osten gemein zu machen – sei es auch scheinbar nur auf einer neutralen, sportlichen Ebene.

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Wer Terror finanziert, der kann nicht zugleich ein Partner für Europas Demokratien sein. Wir müssen uns immer wieder bewusstmachen: Das Geld der Scheichs aus Katar ist ein wesentliches Lebenselixier für die selbsternannten Gotteskrieger der radikal-islamistischen Milizen im Nahen Osten.

Mit jedem Dollar, der in Katars Taschen geht, geht die Gefahr einher, die Machenschaften der Terroristen zu finanzieren – und dann kommen die TV-Einnahmen, Subventionen und Ausrichtungsprämien als Boomerang zu uns zurück, und zwar in Form von Terror und Gewalt.

Es sind Anhänger der dschihadistischen Extremisten, die in Frankreich den Lehrer Samuel Paty enthaupteten, die Bomben im Bataclan zündeten oder Wien in Angst und Schrecken versetzten. Für all diese Terrorakte braucht es nicht nur jede Menge Hass, Verabscheuung westlicher Werte und Verachtung für menschliches Leben, sondern auch jede Menge finanzielle Mittel.

Ich kann daher nur nochmals betonen, dass ein wesentlicher Schlüssel im Kampf gegen den internationalen Terrorismus die Austrocknung der Finanzquellen der Dschihadisten darstellt.

Ich kann nicht verstehen, weshalb wir die offensichtlichen Beweise ignorieren und uns von glänzenden Imagevideos, inhaltsleeren Lippenbekenntnissen und leeren Versprechungen beschwichtigen lassen.

Ich fordere, die Unterstützung bekannter Terrorismusfinanciers mit sofortiger Wirkung einzustellen. Wir dürfen diesen Schreckensherrschern nicht hofieren, sondern müssen sie vielmehr öffentlich ächten.

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Wenn es ums Geld geht, da hört die Freundschaft auf – so sagt eine Redensart. Mein Eindruck ist gegenwärtig, dass gesellschaftliche Akteure eher geneigt sind, sich um Sponsorengeldes willen die falschen Freunde auszusuchen – und die Moral dabei mitunter sehr zu flexibilisieren.

Ich fordere daher in aller Klarheit: Terrorfinanzierung stoppen – und keinen Sand in die Augen streuen lassen! Wir müssen entschieden zu unseren Werten stehen. Durch die Kooperation mit Terrorfinanciers ziehen wir unserer freiheitlich-rechtsstaatlichen Ordnung den Boden unter den Füßen weg.

Moral darf nicht zum Spielball von Finanzinteressen werden. Wir dürfen Europas innere Sicherheit nicht aufs Spiel setzen. Noch haben wir die Chance, das Ruder herumzureißen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ich erhoffe mir ein klares und deutliches Statement – Kein Geld für Terrorismusunterstützer, kein internationales Parkett für Feinde von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeiten, für die die Menschenrechtserklärung allenfalls eine unverbindliche Empfehlung darstellt.

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