Tichys Einblick
Grüner Kulturkampf duldet keinen Humor

Wider den wieder tierischen Ernst

Moralismus erlaubt keinen Spaß. Deshalb fahren in diesem Land, dessen Humor ohnehin Weltgeltung besitzt, sogar die meisten Berufshumoristen nur noch im Mainstream Tretboot.

Die groteske Büttenreden-Affäre zeigt vor allem eins: Diesem Land hat man auch das Lachen ausgetrieben. Es verlegt sich auf’s Beleidigen und Beleidigtsein. Streitkultur ist nur noch ein schlechter Witz.

I.

Der Kulturkampf der grün-linken Weltbewegung zeichnet sich aus durch stupende/stupide Humorlosigkeit. Das ist ein sicheres Zeichen für ideologische Verbohrtheit. Witz gedeiht nur dort, wo man sich selbst nicht tierisch ernst nimmt. Die woke Verbotskultur lehnt alles ab, wovon irgend jemand behauptet, dass es die Gefühle von irgend jemand verletzten könnte. Da sich vor allem diejenigen an Satire stoßen, die keinen Humor haben, ist sie nicht mehr zulässig. Und über den Feind macht man sich auch nicht lustig, denn Moralismus erlaubt keinen Spaß. Deshalb fahren in diesem Land, dessen Humor ohnehin Weltgeltung besitzt, sogar die meisten Berufshumoristen nur noch auf dem Mainstream Tretboot.

II.

Das Absenken des Satire-Niveaus unter der Hoheit der Grünen steht in größerem Zusammenhang. Die Streitkultur insgesamt spottet jeder Beschreibung. Die Würze der Polemik ist in Parlamentsdebatten wie in Talkshows so rar geworden wie ein Ring fränkischer Stadtwurst auf dem Speiseplan des Dschungelcamps. Nehmen wir als kleines Beispiel nur den bitteren Ernst, mit dem die „kleinen Paschas“ wochenlange Debatten auslösten. Der leichte Spott von Friedrich Merz ist offenbar unerträglicher als das eigentliche Verhängnis, nämlich das islamische Erziehungsideal in der Parallelgesellschaft.

III.

Die Tristesse erreicht traditionellerweise den Höhepunkt, wenn zur „Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst“ – Oche alaaf! – ausgerechnet Politiker zur Humorproduktion engagiert werden. Dann tritt unweigerlich der zweite Hauptsatz der Thermodynamik in Kraft: Humor kann nicht von selbst von einem Körper niedriger Witzigkeit auf einen Körper höherer Witzigkeit übergehen. Vielmehr fließt alle Lustigkeit unumkehrbar abwärts (Entropie) Richtung Null. Was die neue Ordensträgerin Annalena Baerbock im kurzen Schwarzen hinter Gittern „zum Besten“ gibt, offenbart eine geradezu gespenstische Humorbegabung, und spricht auch nicht für den Geist ihres Ghostwriters. Ihre als Büttenrede verkleidete Studie über den grünen Bierernst ist beinahe zum Weinen. Noch peinlicher nur die von Hingerissenheit triefende Laudatio von Iris Berben.

IV.

Aber die Show gestohlen hat den beiden Marie-Agnes Strack-Zimmermann. MASZ besitzt auch kein Gespür für Humor, dafür aber eine unbändige Neigung zum Angriffskrieg – wenn es gegen Putin geht; oder eben gegen Merz. Zwischen Beleidigung und Spott passt bei ihr kein Blatt Papier. Den „Flug-Zwerg aus dem Mittelstand, den wollte zweimal keiner haben, weil er nur schwerlich zu ertragen“. Dass der Merz-Gefallene im unmittelbaren Kugelhagel dabei pikiert aus der Wäsche guckt, ist beabsichtigt. Dass aber sein CDU-Generalsekretär danach eine Entschuldigung verlangt, ist der Brüller. Das Einzige, was noch peinlicher ist, als keinen Humor zu haben, ist, damit auch noch die Nachrichten bestreiten zu wollen.

V.

Die beleidigten Leberwürste der CDU und die Blutwurst der FDP auf einem Teller! Zum Schießen komisch? Nein, lächerlich! Beider Politik ist zu veganem Mampf verkocht. Zahnlos mümmeln sie, was die Zeitgeistküche serviert. Die FDP gehört nicht in diese Regierung, die CDU kann immer noch nicht Opposition. Mit dem eigentlichen Gegner, den grünen Fundamentalisten, legen sich beide nicht an – nicht einmal im Karneval. Den tierischen Ernst der Weltverbesserungssekte sollten sie aufspießen. Gefallsucht wird beide nicht retten. Die wahren Vampire sind grün. Sie saugen dem Land das Blut aus den Adern.