Tichys Einblick
Herles fällt auf

Vom Antisemitismus der Guten. Gabriel und sein Eklat.

Die Unterstützung Israels ist der historischen Verantwortung geschuldet und der Verteidigung universaler demokratischer Werte. Den Islam in Israel gewähren zu lassen, wäre mit dem Ende Israels auch das Ende der einzigen echten Demokratie in der Region.

Gabriel ist ein Erzengel, der im Talmud Israel verteidigt und beschützt. Von einem Elefanten gleichen Namens, der durch den Nahen Osten tappt, ist weder in jüdischen noch in christlichen Schriften zu lesen. Für seinen Namen kann der Bundesaußenminister nichts – für sein Verhalten schon.

I.

Bibi Netanjahu ist ein Politiker, dessen Macht sich auf eine unheilige Allianz nationalistischer und orthodox religiöser Kräfte stützt. Seine Siedlungspolitik steht einem halbwegs vernünftigen Zusammenleben mit Palästina entgegen. Dies ist ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil wird gern ausgeblendet. Der politische Islam steht der Existenz Israels entgegen. Die Hamas, so steht es in ihrer Charta, möchte nicht ruhen, bis „Allahs Flagge über jedem Zentimeter von Palästina weht“. Dieser Konflikt ist also der Explosivität pervertierter Religionen zu schulden.

II.

Gabriel, nicht der Erzengel, sondern der Elefant, musste mit dem Eklat nicht nur rechnen. Er hat ihn beifallsheischend provoziert. Sonst hätte er nicht ein Telefonat mit Netanjahu abgelehnt. Er wollte den Eklat. Weil er wusste, dass er dafür zuhause im Wahlkampf gelobt würde. Auch von seiner Kanzlerin, was die Sache nicht besser, sondern schlechter macht. In Deutschland tragen NGOs generell einen Heiligenschein. Niemand kontrolliert sie, aber sie gelten als moralisch integer. Das haben sie mit Religionen gemeinsam. Wer also mit NGOs spricht, vor allem mit „linken“, kann nichts Falsches tun. Man wünschte sich, Gabriel würde in China oder in der Türkei genauso handeln wie in der israelischen Demokratie. Aber das traut er sich nicht. Gabriel bestand also darauf, Organisationen durch seine Aufwartung aufzuwerten, die Israels Soldaten als Kriegsverbrecher schmähen. Der Regierungschef eines Landes, das seine Existenz vor allem dem Militär zu verdanken hat, darf, ja muss darüber erzürnt sein.

III.

Die Bundesregierung ist wegen ihrer verfehlten Toleranz gegenüber islamischer Migration mitverantwortlich für den wachsenden Antisemtismus in Deutschland. Es ist noch nicht so schlimm wie in Frankreich, wo viele tausend französische Juden auswandern – aus Angst vor der Islamisierung ihres Landes. Auf diesem Auge ist nicht bloß die Regierung blind, sondern auch die Funktionäre jüdischer Organisationen sind es, die sich hinter Merkels Migrationspolitik stellen, in dem naiven Glauben, damit einer Gefahr von „Rechtsaußen“ zu begegnen. Schon richtig: Nicht jeder Feind der Islamisierung ist automatisch ein Freund jüdischer Interessen. Antisemitimus in Deutschland heute jedoch überwiegend als „rechtes“ Problem zu sehen, ist realitätsfremd. Auch anders herum wird ein Schuh daraus: Jeder, der sich nicht der Islamisierung widersetzt, fördert den Antisemitismus. Hier sind jüdische Organisationen so blind wie die christlichen Kirchen.

IV.

Zur Wahrheit gehört auch dies: Den Islam in Israel gewähren zu lassen, würde das Ende der einzigen echten Demokratie in der Region bedeuten, nicht bloß das Ende des „jüdischen Staates“. Wie der Islam mit Andersdenkenden umgeht, ist gerade im lange schön gefärbten Indonesien zu beobachten. Die Unterstützung Israels hat deshalb nicht bloß mit der historischen Verantwortung Deutschlands zu tun, sondern mit der Verteidigung universaler demokratischer Werte. Dieser Grundsatz kommt in der Debatte um Israel systematisch zu kurz. Wenn der Bundespräsident Anfang Mai nach Israel fährt, könnte er darüber sprechen. Wenn er denn will.