Tichys Einblick
Klimawandel

Nach uns die Sintflut

Nichts wird die Erderwärmung wunschgemäß stoppen. Also wird der wachsenden menschlichen Population nicht erspart bleiben, sich darauf einzustellen.

Man kann natürlich den Klimawandel für ein Hirngespinst linker Weltverbesserer halten. Man kann auch die Erwärmung für unvermeidbar finden, für ein Geschenk der Natur. Oder man kann hysterisch werden und das Klima zur fanatischen Religion machen, Verzicht predigen und in Sack und Asche gehen, weil weiße, kapitalistische, alte Männer den Weltuntergang verbockt haben. Da wird dann das Klima zum fundamentalistischen Totschlagargument gegen alles, was einem nicht passt. 

I.

Doch wie man es auch dreht und wendet: Nichts wird die Erderwärmung wunschgemäß stoppen. Also wird der wachsenden menschlichen Population nicht erspart bleiben, sich darauf einzustellen. Der Aufwand wird gigantisch sein, ob es uns gefällt oder nicht. Die Umweltschäden durch Überbevölkerung bestehen ja nicht bloß aus Klimaereignissen. Nach uns die Sintflut ist die falsche Devise.

II.

Ignoranten wie Wahnsinnige haben also einiges gemeinsam, ohne es zuzugeben. Sie zerstören beide das Fundament unserer Zivilisation. Die einen den Wohlstand, die anderen die Vorraussetzungen jeglicher Entwicklung. Das Schlimme ist, dass sich die Fundamentalisten beider Seiten gegenseitig anstacheln und die verunsicherte Menschheit spalten. Auf der Strecke bleibt die Vernunft.

III.

Insofern gibt diese Woche doch auch einige Zeichen der Hoffnung. Ausgesprochen positiv ist zu werten, dass es das schwedische Kind mit seinem Auftritt vor den Abgesandten aller Länder gründlich übertrieben hat. Erstmals regt sich Widerspruch, selbst unter denen, die die heilige Greta angebetet haben, von Merkel bis Macron, den grünen Bürgermeister Palmer nicht zu vergessen und selbst auch die Mainstreampresse. Niemand hat der Heulsuse die Jugend geraubt, wie sie behauptet. Ausschließlich dem Klimawandel verdankt sie ihre Berühmtheit. Sie wäre  ein eingeschränktes Kind und ohne die PR- und Spendenmaschine in ihrem Rücken. Ob sie demnächst noch den richtigen Nobelpreis bekommt oder ob es beim alternativen bleibt, spielt keine Rolle: Ihren Zenit hat sie überschritten. Sie schadet ihrer Sache bereits mehr als dass sie ihr nützte. 

IV.

Es sind nur kleine Zeichen, aber sie sind unübersehbar. Fraß die Presse einem Habeck bisher aus der Hand, lässt man ihm nun ideologisch motivierte Ahnungslosigkeit nicht mehr durchgehen. Seit seiner Pendlerpauschalenlüge schwingt das Pendel zurück. Mit der allmählichen Rückkehr der kritischen Haltung verbindet sich die Hoffnung auf eine rationalere und damit endlich zielführende Debatte.  

V.

Es ist doch absurd: Die Bundesrepublik hat mit dem international größten Aufwand den geringsten Effekt erzielt. Die höchsten Strompreise – und alle „Klimaziele” verfehlt, der Irrsinn hat Gründe und Methode. Wer gleichzeitig aus Kernkraft und Kohle aussteigt, schadet dem Klima. Wer den Diesel verdammt, verdammt den klimafreundlicheren Antrieb und die Industrie, die Klimaschutz erst mal erwirtschaften muss. Die Energiewende ist ein Desaster. Die Deutschen träumen lieber von Elektromobilität, geben ihr auf dem Markt aber aus guten Gründen bisher keine Chance. Wer will schon den halben Tag nach einer passenden Steckdose suchen und aufs Volltanken stundenlang warten? Und gäbe es genug E-Mobile und schnelle Steckdosen – woher sollte dann der Strom kommen?

VI.

Aber die Deutschen sind romantische Träumer. Darüber vergessen sie gern, dass sie auch begabte Ingenieure sind. Die Romantik ist die Kehrseite der Industrialisierung, das war vor einhundertfünfzig Jahren nicht anders als heute. Den Folgen der Erderwärmung ist nur mit Hilfe neuer Technologien beizukommen. In Wissenschaft und Entwicklung sollten die Mittel fließen. Nicht Verzicht rettet das Klima, sondern Fortschritt. Doch schon der Begriff Fortschritt ist den Verzichtsideologen ein Graus. Aber Entwicklung und Wohlstand sind die einzige Möglichkeit, die Überbevölkerung zu begrenzen. Sie ist die wahre Bedrohung des begrenzten Lebensraums der Erde.

VII.

Apokalyptiker sind auf beiden Seiten zu finden. Die einen sehen Marktwirtschaft und Freiheit auf der Schlachtbank, die anderen greinen über den bevorstehenden Weltuntergang. Die einen wollen die Menschheit zu ihrem Glück zwingen, die anderen  glauben, den Wandel der Welt hinter nationalen Grenzen aussperren zu können. Die einen haben in ihrer Verblendung nur noch das Klima im Blick. Die anderen nehmen nur noch ihren eigenen Zorn ernst – heiligen Zorn wie sie glauben. Uns darf aber nichts heilig sein – außer unsere Freiheit.