Tichys Einblick
Almanach des Schwachsinns. Achte Lieferung.

Mit Verlaub, Herr Kardinal …

Es gibt Momente, ich denen ich Dummheit nicht für eine Gabe der Natur halte. Man wünscht sich, sie stünde unter Strafe. Jedenfalls in der Politik. Manch einer behauptet, diese Strafe gebe es schon, man nenne sie Wahlergebnis.

Es gibt Momente, ich denen ich Dummheit nicht für eine Gabe der Natur halten mag. Man wünscht sich, sie stünde unter Strafe. Jedenfalls in der Politik. Manch einer behauptet, diese Strafe gebe es schon, man nenne sie Wahlergebnis. Was aber, wenn die Dummheit selbst wahlberechtigt ist?

I.

100 Prozent Schulz sind wie 100 Prozent Apfelsaft aus dem Discounterregal zu 99 Cent und zu 100 Prozent aus Apfelsaftkonzentrat. Dessen Herkunft wird auf dem Behälter meist verschwiegen. Dank EU-Bürokratie, die das zulässt – davon versteht Schulz etwas. Nicht selten stammt das sirupartig eingedampfte Konzentrat, das zusammen mit den getrennt aufgefangenen Aromen und Wasser verdünnt wird, aus China, dem größten Produzenten der Welt. Abgesehen von immer wieder entdeckten Schwermetallen und Pestiziden, sind die chinesischen Zuchtäpfel so süß, dass zusätzlich Zitronensäure in Saft oder Schorle muss. Der Preis schlägt die Qualität. Ein grundlegendes Elend. Dennoch ist diese kulinarische Katastrophe der Deutschen liebster Saft. Sie füllen ihn sich ab, ohne wissen zu wollen, was sie da zu sich nehmen. Wie bin ich jetzt auf Schulz gekommen …?

II.

Berlins Regierender Bürgermeister Müller ist noch nicht einmal aus Konzentrat. Bloß noch Verdünnung. Die Verdünnung des Nichts. Wo er regiert, gedeiht nichts. Aber er kann nicht überall sein.

Er war aber kürzlich doch wo. Am Ort des Anschlags hat man ihn gesehen, um an einer islamistischen Kundgebung zur Verspottung der Mordopfer teilzunehmen. Gedacht wurde nämlich vor allem der Diskriminierung des Islam. Allein die Gleichsetzung der islamistischen Mordtaten mit Kritik an der schleichenden Islamisierung der Gesellschaft riecht nach Geistesverwirrung. Müller, der wochenlang die Anschlagsopfer ignoriert hatte, ging hin – und niemand im roten Rathaus hielt ihn zurück.

Freiwillig eine Katastrophe zu wählen, kann nur dem einfallen, der selbst eine ist. Das Problem ist also nicht der dumme Bürgermeister, sondern der Dummbürger. Man nennt ihn in Deutschland verharmlosend: Berliner. Das ist der, der seine Verwahrlosung für Stil, seine Rotzigkeit für Humor, seine Kiezigkeit für Weltgewandtheit, und den zahlenden Rest der Republik (4,9 Milliarden Länderfinanzausgleich allein für Berlin 2016) für den Esel Streck dich hält. In dieser

Hinsicht nährt Berlin sich selbst mittels Verblödungswesen (vulgo: Bildungswesen).
Gibt es in dieser deutschen Peripherie Ankaras keine Opposition mehr? Sitzt CDU-Frau Grütters schon in Schutzhaft? Nein, es hat ihr nur die Sprache verschlagen, angesichts undemokratischer Umtriebe im eigenen Laden. Berlin lieben heißt, den Abgrund loben. Wer rettet Deutschland vor dieser Stadt? Und jene Berliner, die sich für die Dummbürger schämen?

III.

Strafmildernd kann für Kölns Kardinal in seinem Woelkikuckucksheim nur angeführt werden, dass er ja nicht demokratisch gewählt worden ist. Er sagte gerade, wer in Deutschland Kirchtürme möge, müsse auch Minarette wollen. Mit Verlaub, Herr Kardinal, Sie sind ein A …

♦ Austrittsgrund
♦ Anbiederungssüchtiger Zeitgeistadept
♦ A Depp
♦ Agnostiker des Glaubens an die Vernunft
♦ Armselig im Geiste
♦ Apostel des Irrsinns
♦ Anschauungsobjekt jener Verwirrung, die im Vatikan herrscht. (Papst setzt jetzt islamistischen Terror mit Beziehungstaten in christlichen Familien gleich.)
♦ Adlatus Erdogans
♦ Abgrund an Glaubensverrat
♦ Anaphrodisiakum: zur Herabsetzung des Glaubenslust
♦ Abrissbirne des Abendlands
♦ …

IV.

Ein zentrales Feld des Irrsinns: Sicherheit. Also das was als Sicherheit propagiert wird, aber nichts anderes ist als sinnlose Vortäuschung von Sicherheit und Schikane. Jetzt dürfen in zahlreichen Flughäfen (die europäischen kommen vermutlich auch bald dazu) Computer nicht mehr zu Direktflügen in die USA mit an Bord gebracht werden. Sie müssen jetzt im Frachtraum ganz allein explodieren. Dazu braucht man noch nicht einmal Terroristen, bloß ein paar unbeaufsichtigte Batterien. Die Geräte könnten auch am Boden auf Sprengstoff kontrolliert werden. Es wäre bloß eine Frage des Aufwands. Dem Passagier muss aber noch deutlicher gemacht werden, was für eine Bedrohung er darstellt. Er soll froh sein, dass man ihm nicht auch noch prophylaktisch Handschellen anlegt, wenn er an Bord gebracht wird. Er steht inzwischen weltweit unter Generalverdacht. Und das Schönste ist: Er lässt alles mit sich machen. Je mehr Sicherheit, desto mehr Angst, je mehr Angst, desto mehr Leidensfähigkeit. Das Freiheitsbedürfnis wird dem Reisenden abgenommen wie das Wasserfläschchen. Fliegen hat mit Freiheit nichts mehr zu tun.

Seit 9/11 haben die USA tatsächlich einen ernsthaften Dachschaden und zwingen die Folgen der Psychose der Welt auf. Mit diesem Dachschaden operieren erfolgreiche Wahlkämpfer. Ist die Maßnahme eine verstecke Executive Order? Oder, wie ich vermute, nur ein weiterer Beleg dafür, dass Sicherheit zum Selbstzweck geworden ist, zur Krake, der immer mehr Arme wachsen. Großbritannien macht unterwürfig mit. Ein Beweis mehr dafür, dass das Königreich zur Kolonie seiner einstigen Kolonie herabgesunken ist.