Tichys Einblick
Asymmetrischer Machtkampf

Ein Jahr Ampel: das Zwischenzeugnis

Die grünen Lieblinge der deutschen Moral- und Abstiegsgesellschaft schwadronieren sich zwischen feministischer Außenpolitik, Bauern- und Bauherrentod, Verkehrswendechaos und Klimairrsinn durch die Weltgeschichte.

Machen wir uns nichts vor: Ein Jahr nach der Bildung der Ampel-Koalition ist die Lage der Nation außerordentlich. Außerordentlich alarmierend, am Anschlag oder einfach nur AA. Kanzler Olaf Scholz hält sich folglich für erfolgreich und hat sich selbst ein Zeugnis der Selbstzufriedenheit ausgestellt. Wir schauen genauer hin.

I.

Die gute Nachricht zuerst: 71 Prozent der Deutschen sehnen sich nicht mehr nach Merkel zurück. Man könnte glauben, Scholz hätte sie glatt vergessen lassen. Ganz so ist es nicht. Eigentlich erinnert er jeden Tag an sie. Vergleiche verbieten sich. Das blanke Nichts im Wirtschaftsministerium (Altmaier) und der ökonomisch blanke Planwirtschaftler (Habeck) etwa sind unvergleichbar – und beide unvergleichliche Katastrophen im Amt. Im Gegensatz zu Merkel, hat der neue Kanzlerdarsteller wenigstens einmal seine Richtlinienkompetenz gegen Habeck ausgespielt – und zugleich die Kernenergie erledigt, auch dies ein unvergleichliches Kunststück.

II.

Also gleich noch eine positive Nachricht: Scholz ist besser als sein Kabinett. Zugegeben, ein etwas zweischneidiges Kompliment. Er hat es sich ja selbst ausgesucht, hat den Bullshit, den sein Team produziert, mitverursacht. Allein für die Beschäftigung des Prof. Karl Lauterbach müsste Scholz in der für Politiker reservierten Abteilung der Hölle schmoren. So sie denn existierte, was leider zu bezweifeln ist. Halbwegs saubere Rücktritte gibt es nur noch beim Deutschen Fußballbund. Immerhin. Dass eine gewisse Lambrecht noch immer die Verteidigungsfähigkeit des Landes ruinieren darf, geht ebenfalls auf die Kappe des Kanzlers. Was nicht heißen soll, dass wir Merkels UvdL, Oberbefehlshaberin in Friedenszeiten, eine Träne nachweinen. Der Platz dieser Kolumne reicht leider nicht aus, das übrige Personal der Ampelkoalition hinrechend zu würdigen.

III.

Die SPD-Riege im Kabinett Scholz ist so heillos untauglich, dass die Teams der beiden anderen Parteien beinahe gut abschneiden. Finanzminister Lindner (FDP) gibt sich als Verhinderer des Schlimmsten. Aber er verhindert nicht den Niedergang der einst glänzenden Volkswirtschaft, den Wohlstandsverlust der systematisch verängstigten Bürger, die atemberaubende Staatsgläubigkeit der Regierung. Das Schicksal der Lindnerliberalen und seiner Buschmänner steht fest: mitgefangen – mitgehangen.

IV.

Die grünen Lieblinge der deutschen Moral- und Abstiegsgesellschaft schwadronieren sich zwischen feministischer Außenpolitik, Bauern- und Bauherrentod, Verkehrswendechaos und Klimairrsinn durch die Weltgeschichte. Wobei immer deutlicher wird, dass die verkündete Klimakatastrophe nur noch als Vorwand dafür gilt, nicht nur das freiheitliche Gesellschaftssystem, sondern auch die Kultur des Landes nachhaltig zu deformieren. Der Kulturkampf ist ein asymmetrischer Machtkampf, weil die bürgerlichen Trojaner ihre Tore freiwillig geöffnet haben. Denkverbote, Cancel Culture und Genderei sorgen dafür, dass die Flammen aus den Dächern schlagen.

V.

Auf der Habenseite von Scholz steht, dass er nicht lauthals eingestimmt hat in das Kriegsgeschrei. Aber darauf ist kein Verlass. Von Hause aus ist er eher passiver Zauderer als aktiver Bremser. Scholz besitzt keinen Kompass. Die Richtung ist dennoch klar: Abwärts. Er wird in spätestens drei Jahren abtreten. Vielleicht wird man ihn sich danach sogar zurückwünschen, wenn dann der grüne Schwanz mit Frau Baerbock als Vizekanzlerin mit Friedrich Merz oder Markus Söder wedelt, dass es einem schwarz vor den Augen wird.

VI.

In den Kernfächern der Ampelkoalition fällt das Zwischenzeugnis also in etwa so aus:

  • Finanzen: 5
  • Energie: 6
  • Verteidigung: 6-
  • Corona: 6
  • Gesellschaftspolitik: 6
  • Soziales: 4
  • Landwirtschaft: 5-
  • Einwanderung: 6

Die Nebenfächer Verkehr, Bildung, Städtebau wurden ohnehin abgewählt und keinerlei Leistungen erbracht. Das Vorrücken ist nicht gefährdet, sondern aussichtslos. Die Regierung wird in die Hilfsschule versetzt. Aber die gibt es ja nicht mehr.

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