Tichys Einblick
Corona- und Klimapolitik zerstören

Deutschland: The Perfect Storm

Coronapolitik und Klimapolitik vereinen ihre Zerstörungskraft. Es droht ein Wohlstandsknick. Denn Deutschland ist nicht wetterfest.

The Perfect Storm tobte 1991 an der Nordostküste der USA, als zwei seltene Wetterphänomene, ein tropischer Hurrikan und ein arktischer Sturm sich vereinten (wunderbar beschrieben von Sebastian Junger und kongenial verfilmt von Wolfgang Petersen). Deutschland erlebt gerade einen perfekten Sturm, von dem es sich lange nicht erholen wird. Coronapolitik und Klimapolitik vereinen ihre Zerstörungskraft. Es droht ein Wohlstandsknick, stellten jetzt etwa Wissenschaftler der Leopoldina fest. Denn Deutschland ist nicht wetterfest.

I.

Eigentlich haben die beiden nichts miteinander zu tun. Eigentlich. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hatten die Coronamaßnahmen schon ganze Arbeit geleistet, da kamen die Fluten hinzu. Der perfekte Sturm der Deutschen ist jedoch keine Kombination von Naturgewalten, sondern vor allem auch ein massenpsychologisches Phänomen. Staatliches Versagen hat ihre Wirkung entscheidend verstärkt. Im Fall der Unwetter durch Unterlassung. Seit Jahren wurden die Gefahren beiseite geschoben, die Täler verbaut, die Warnungen ignoriert. Im Fall des Virus wurde das ganze Land in den Lockdown geschickt, seine Dynamik zerstört. Statt Alte und Kranke effektiver zu schützen, wurde die ganze Gesellschaft demobilisiert und demoralisiert. Bemerkenswerter Weise hat man beim Virus wie beim Klima nicht das Naheliegende getan, sondern sich darum bemüht, „im Luftreich des Traums“ (Heinrich Heine) zu herrschen. Statt zu Heilen, versprach man das Unmögliche, den Sieg über das Virus. Statt sich auf unvermeidbare Unwetterfolgen einzustellen, versucht man das Klima zu regeln. Das ist in beiden Fällen menschliche Hybris. Deutschland hat ein massives Problem. Es behauptet, im Einklang mit der Natur zu handeln, kann aber die Natur der Dinge nicht akzeptieren. Es ist damit gewiss nicht allein auf der Welt – aber es hält sich unbeirrbar für ein Vorbild. Es lernt deshalb auch nicht dazu. Noch immer und immer wieder spricht die Kanzlerin von „besorgniserregender Dynamik“ und von „exponentiellem Wachstum“ und kaum jemand widerspricht ihr.

II.

Der Wahlkampf verstärkt den perfekten Sturm. Denn nun ist der Realitätsverlust besonders stark. Die Regierenden haben in der Pandemie mit freundlicher Unterstützung der meisten Medien den Bürgern eine Angstneurose eingebläut. Das hat so gut funktioniert, dass sie das nun gerne wiederholen. Da selbst unverhältnismäßige „Maßnahmen“ populär geworden sind, hält man sogar an dem Schreckensbegriff fest. Von „Klimaanpassungsmaßnahmen“ schwadronieren Politiker wie Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckardt. Nach dem Muster der Coronahysterie soll die Klimahysterie folgen. Glauben die amtlichen Versager doch, sich in beiden Fällen auf die unleugbare Weisheit der Wissenschaft berufen zu können. Der Zerstörung des gesellschaftliche Lebens, der Bildung, der Kultur im Corona-Lockdown folgt nun die Selbstzerstörung der industriellen Basis Deutschlands. Es empört, wenn einer wie Söder tönt, Deutschland müsse endlich heraus aus der „Komfortzone“. Die Komfortzone ist längst vernichtet. Um Deutschlands Infrastruktur, um seine Sozialsysteme muss einem längst Angst und Bange sein. Das materiellen Voraussetzungen für zweifellos notwendige Kraftanstrengungen werden bedenkenlos gesprengt. Deutschland lebt seit Jahren von seiner Substanz. Nach dem Aufbau Ost folgten die Krisen, deren Bewältigung sich die Kanzlerin zu Gute hält. Zu glauben, das Land könne alles schultern, ist jedoch eine Form der Dekadenz.

III.

Das ist das Problem des vermutlich nächsten Kanzlers Armin Laschet. Er versucht gerade, den Mund nicht allzu voll zu nehmen. Er tut im Augenblick noch so, als ob er etwas täte, um bei den überwiegend grün wählenden Jüngeren nicht weiter abzufallen. Schlimmer wäre es, wenn er im Amt tatsächlich die Politik Merkels fortsetzen würde. Was für ein Glück, dass sich die ideologietrunkenen Grünen bislang selbst beschädigten und die personifizierte Unfähigkeit zur Kanzlerkandidatin ernannten. Aber dann kam der perfekte Sturm. Er verleiht den Grünen neuen Rückenwind. Die Gefahr ist nicht vorbei, Laschet könnte nach der Wahl die regierende Marionette grüner Politik werden. Dann würde der Ausnahmezustand zum Dauermodus der deutschen Politik.

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