Tichys Einblick
Fort mit der Geschichte

Aufruf an alle Gutwilligen: #stürztBismarck

Bismarck war das Idol des deutschen Untertanen, den Heinrich Mann so beschrieb: „Schwach und friedfertig von Natur, übt er sich, eisern zu scheinen, weil in seiner Vorstellung Bismarck er war.“ Die Denkmäler sind also bis heute Ausdruck einer verheerenden Gesinnung. Deshalb fordere ich mit Nachdruck: #stürzt Bismarck.

Die Welt ist in Aufruhr. Millionen Menschen kämpfen nicht nur für eine bessere Zukunft, sondern endlich auch für eine bessere Vergangenheit.

I.

Allein zwischen 1898 – dem Jahr, in dem Bismarck starb – und 1914 wurden 500 Bismarck-Denkmäler in Auftrag gegeben. Einige hundert Eiserne Kanzler stehen bis heute herum. Der Bismarck-Kult demonstrierte den imperialistischen Geist Deutschlands. Es war der Geist jenes Nationalismus, der geradewegs in die Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts führte. Er ist nicht zu trennen vom Ungeist der Untertanen, unter dem wir bis heute leiden (siehe Corona-Maßnahmen-Orgie, siehe Merkel-Kult). Bismarck war das Idol des deutschen Untertanen, den Heinrich Mann so beschrieb: „Schwach und friedfertig von Natur, übt er sich, eisern zu scheinen, weil in seiner Vorstellung Bismarck er war.“ Die Denkmäler sind also bis heute Ausdruck einer verheerenden Gesinnung. Deshalb fordere ich mit Nachdruck: #stürzt Bismarck.

II.

Sie wollen diesen Aufruf doch wohl nicht für Satire halten! Ich schließe mich hier nur einer internationalen Bewegung an. In Boston wurde Kolumbus geköpft, in Richmond in einen Teich gestürzt. Denn „Kolumbus steht für Völkermord“. Es ist nur der Anfang. Die Stadt Columbus, Ohio, soll umgetauft, der Columbus-Day abgeschafft werden. Nancy Pelosi, der Demokraten Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, hat die Entfernung von Denkmälern von Führungsfiguren der amerikanischen Südstaaten aus dem Sitz des Kongresses gefordert. Mit diesen elf Statuen werde „dem Hass gehuldigt“. Die mit diesen Denkmälern geehrten Männer seien für „Grausamkeit und Barbarei“ eingetreten. In Großbritannien existiert bereits eine Liste mit sechzig Denkmälern, die abgeräumt werden sollen. Darunter der inzwischen hochumstrittene Admiral Horatio Nelson, der Pirat der Königin Sir Francis Drake und der puritanische Revolutionär Oliver Cromwell, der unter anderem den Untergang der englischen Küche zu verantworten hat. Richtig so! Und in Frankreich muss jetzt zwingend Napoleon weg, in Italien Cäsar, und auf der ganzen Welt haben all die anderen Despoten und Eroberer, an deren Händen Blut klebt, nichts mehr verloren.

III.

Und wenn Christoph Kolumbus stürzt, muss endlich auch Bismarck aus dem öffentlichen Straßenbild entfernt werden. Der eine Symbol des Kolonialismus, der andere Symbol eine imperialistischen preußischen Militär-Monarchie. Bismarck steht für den Satz, der auf vielen seiner Denkmäler steht: „Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt.“ Fake-News. Die Deutschen fürchten doch so vieles: das Klima, das Virus, sich selbst. Es geht nicht anders: Auch in Deutschland müssen viele weg: der unsägliche Wilhelm II, der Alte Fritz, der Polen wiederholt überfiel, Luther natürlich, nicht nur, weil er Antisemit war, sondern weil er die Christenheit gespalten hat.

IV.

Wir brauchen gar keine Denkmäler. Weil auf den Sockeln nicht nur Figuren von gestern stehen, sondern auch Geschichtsbilder von gestern, die ganz und gar nicht unseren Zeitgeist repräsentieren. Stürzt endlich die falsche Geschichte vom Sockel! Geschichte, die nachweislich viele Millionen Menschenleben gekostet hat. Sie verdirbt nur die Jugend. Es zählt nicht die Erinnerung an das, was geschehen ist, sondern es zählen die üblen Gefühle, die Geschichte auslöst. Geschichte verletzt Gefühle. Deshalb: #stürztBismarck!

V.

Oder glauben Sie vielleicht, es geht mir am Arsch vorbei, dass Bismarck mein Heimatland Bayern in einem schmutzigen Krieg (Zündnadelgewehr!) unterjocht hat! Unser friedliebender Kini ist darüber so in Verzweiflung geraten, dass er sich in seine Alpenschlösser zurückgezogen und in völliger Umnachtung den von Bismarck diktierten Brief unterzeichnet hat, mit dem er einem Preußen die deutsche Kaiserkrone angeboten hat. Das Geld, mit dem Bismarck Ludwigs Standhaftigkeit brechen musste, hatte er vorher den Welfen gestohlen. Diese Geschichte ist so abstoßend, dass kein einziges Bismarckdenkmal stehen bleiben darf.  Wenigstens nicht in Bayern. #stürztBismarck!

VI.

Und verbietet endlich auch den Verkauf von Bismarckheringen! Sie sind mindestens so ekelerregend wie Negerküsse und Nonnenfürzle.

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