Tichys Einblick
Berlin, Paris, Brüssel: totaler Kurswechsel

Corona ist keine Party: Ballermann in Ischgl und Berlin

Die im Namen des „Klimaschutzes” in Wahrheit gegen „den Kapitalismus” und für einen neuen Sozialismus angetreten sind, haben bis in diese Tage beklagt, warum für ihre Ziele nicht so hart durchgegriffen wird wie jetzt gegen Corona. Sie werden nicht zögern, genau das nach Corona zu verlangen.

imago images / Future Image

Frank Hennig sagt es auf den Punkt: „Vielleicht ist dies die einzige gute Seite der Krise. Man sieht, was und wer wirklich wichtig ist.” Ich erlaube mir anzufügen: Und in der Krise zeigen viele, wer sie sind.

Die ihre Verantwortung ganz selbstverständlich wahrnehmen für die Ihren, ihre Nachbarschaft und die Gemeinschaft werden dadurch sichtbar, dass sie Vorsicht walten lassen, Rücksicht nehmen und denen helfen, die es alleine nicht können. Unübersehbar wird, wer bedenkenlos sein Ding durchzieht, Corona hin, Corona her, weil ihn andere nicht kümmern. Und da sind dann noch jene, die auch auf der Hitze der Krise nur ihre trüben Süppchen kochen, und gar nicht merken, wie sie sich selbst entblößen.

Leute wie Markus Feldenkirchen vom Spiegel lassen ihrer „Haltung” entsprechend keine Gelegenheit aus, jedem eine reinzuwürgen, den sie nicht mögen.

Wo ist die Kritik der Leute mit dieser „Haltung” an den Corona-Virus-Schleudern Karneval am Rhein und Ballermann Berlin? Wo die an Corona-Parties?

Dass die Bundesregierung von Sebastian Kurz ihren Corona-Kurs noch früher hätte beginnen können, halte ich für evident. Dass Angela Merkel jetzt viele Wochen später – viel zu spät – jedenfalls so tut, als spränge sie auf den Kurz-Zug auf, wird ihr wahrscheinlich den Kopf retten. Es gibt immer noch genug Gutgläubige unter den Wählern in Deutschland, vor allem Gutgläubiginnen. Ob Deutschland und die EU auch wirklich tun, was sie nun im Hinterherlaufen Kurz-ähnlich ankündigen, glaube ich erst, wenn ich Taten sehe.

Ich kenne Ischgl seit Jahrzehnten sehr gut. Wie Schi-Ischgl-Unternehmer im Detail Informationen auch gegenüber der Bezirkshauptmannschaft und der Landesregierung zurückgehalten haben, konnte ich nicht rausfinden. Dass sie das haben, steht für mich fest. Mit dem Wissen von heute darf man allerdings nicht über den Beginn von Corona in Ischgl und anderswo urteilen. Zumal noch heute die Meinung verbreitet wird, das neue Corona-Virus sei doch bloß eine andere Grippe.

Den für Ischgl zuständigen Landeshauptmann von Tirol, Günther Platter, zitiert der Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung Die Presse:

„Alles richtig zu machen ist angesichts dieser Krise, die weltweit einzigartig ist, nicht möglich. Das müssen wir uns eingestehen. Leider kann niemand das Buch von hinten lesen. Ich sage das an dieser Stelle ganz bewusst. Wir machen vieles richtig und die schnellen Entscheidungen, die wir in Abstimmung mit der Bundesregierung treffen müssen, sind sehr radikal. Aber diese Kompromisslosigkeit rettet am Ende Leben.“ Und: „Natürlich müssen wir Abläufe im Nachhinein auf den Prüfstand stellen und klären, was besser gemacht werden hätte können. Wir werden das auch rasch aufarbeiten müssen. Das wird auf der ganzen Welt notwendig sein und natürlich auch bei uns in Tirol – damit wir daraus Lehren für die Zukunft ziehen.“

Auch nur ein einziges selbstkritisches Wort der deutschen Kanzlerin zu allen ihren Fehlern darf auch deshalb niemand erwarten, weil die Feldenkirchens und Klebers kein solches verlangen.

Für diese Merkel blind Ergebenen hat Chefredakteur Rainer Novak, Die Presse, noch einen Merktext:

»Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat zuletzt das getan, was so viele in Europa vollzogen haben: einen totalen Schwenk. Am Sonntag ließ er noch Wahlen abhalten, am Montagabend verkündete er ähnliche Schritte, wie Österreich gesetzt hatte, und verwendete mehrmals in seiner Ansprache die Formulierung „Krieg“. Damit steht er nicht alleine, Politiker und Chefredakteure sprachen noch vor einem Monat von Panikmache und PR, heute sehen sie es anders.«

Was Kanzler Kurz und andere Regierungschefs von ihren Bürgern verlangen, leuchtet mir ein. Der Tiroler Landeshauptmann geht weiter und bittet seine Landsleute und anderen Einwohner – anordnen kann er es nicht – , ganz zuhause zu bleiben. Meine Nachbarn, wir und nach dem, was wir hören, die übergroße Mehrheit entspricht dieser Bitte, die vorerst für eine Woche gilt. Ich gehe von einer, auch mehreren Verlängerungen aus.

Diese Zustimmung macht mich nicht blind für die politischen Großrisiken, die der Corona-Krise entwachsen. In Österreich traue ich der politischen Führung querbeet so weit, dass sie nach der Krise auch politisch zur Normalität zurückkehren. In Deutschland und anderswo tue ich das nicht. Der deutsche Parteienstaat hat schon lange vor Corona das Grundgesetz an entscheidenden Stellen ignoriert, im Handeln lautlos uminterpretiert, Leute in unzähligen Positionen in Justiz, Staat, Medien und Gesellschaft placiert, die nicht alle und alles vor dem Recht gleich behandeln, sondern nach ihrer „Haltung”.

Die Gefahr, dass in solchen Strukturen nach Corona von Freiheit und Recht noch weniger übrig ist als vorher, ist mit den Händen zu greifen. Jene, die im Namen des „Klimaschutzes” in Wahrheit gegen „den Kapitalismus” und für einen neuen Sozialismus angetreten sind, haben bis in diese Tage beklagt, warum für ihre Ziele nicht so hart durchgegriffen werde wie jetzt gegen Corona. Sie werden nicht zögern, genau das nach Corona zu verlangen.

Freunde der Freiheit, seid auf der Hut.

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