Tichys Einblick
Wie Regierung und Konzerne den Ruf der Auto-Nation ruinieren

DER SPIEGEL Nr. 32 – Ende Legende

In der zurückliegenden Woche war in allen Bundesländern Ferienzeit. So liest sich der SPIEGEL in dieser Woche. Die 130 Seiten bieten weder Aufregendes noch Unterhaltsames. Die Enttäuschung der Vorwoche wiederholt sich.

Der SPIEGEL hat in dieser Woche ein Heimspiel, da die Breitenwirkung der Manipulationen an Dieselmotoren von Audi, BMW, Mercedes, Porsche und VW der SPIEGEL-Redaktion zu verdanken ist und diese hier auch heute noch einen deutlichen Vorsprung bei der Berichterstattung hat. Das garantiert aber noch lange keine lustvolle Lektüre. Dabei fällt auf, dass bereits vergangene Woche der Spiegel seinen Kartell-Vorwurf relativierte und abschwächte.

Die Titelstrecke beschreibt recht sauber die Gemengelage aus Lobbyisten, Politikern und Topmanagern der wichtigsten deutschen Industrie, die den mehr als 800.000 Beschäftigten, die um ihre Jobs fürchten, vor der Bundestagswahl nicht auf die Füße treten wollen. Präzise Einblicke in die Tätigkeit von Lobbyisten wie Eckart von Klaeden, Matthias Wissmann und Joachim Koschnicke haben sicherlich Seltenheitswert. Aber das ist nun einmal der Job von Lobbyisten und deshalb sind diese Positionen hochdotiert. Ausgeblendet in der SPIEGEL-Welt wird die Rolle der in der Automobilindustrie immer an höchster Stelle mitmischenden Gewerkschaft IG Metall und ihrem politischen Arm in den Parlamenten, der SPD.

Der Staat als Ingenieur
Triumph der Diesel-Gegner
Die Beiträge zu dem Thema sind insgesamt weitschweifig und detailverliebt. Der Leser muss schon sehr technikaffin sein, um sämtliche Feinheiten in ihrer Bedeutung einordnen zu können. Mehr Berichterstattung aus der Vogelperspektive wäre leserfreundlicher. Ausgeblendet wird die Seite der Leidtragenden: Besitzer von Fahrzeugen jeglicher Art mit Dieselmotor, Autohäuser, die auf den lange Zeit so beliebten, jetzt ach so verschmähten Wagen sitzenbleiben. Der SPIEGEL wolle mehr Nutzwert bringen, erfuhr ich neulich. Jetzt wäre eine Gelegenheit zu zeigen, dass die Redaktion das kann. Bei mehr als 15 Millionen Pkw, die laut Statista aktuell mit Dieselkraftstoff fahren, könnte man mit einem brandaktuellen Thema eine sehr breite Zielgruppe einfangen. Und was macht der SPIEGEL? Wie immer dreht sich alles nur um die „Großen“ in Politik und Wirtschaft – die Klasse, die so weit weg ist vom „Volk“ wie der SPIEGEL eben auch.

Das Drängen der deutschen Automobilindustrie nach immer neuen Abgasnormen war – wie man immer schon ahnen konnte und wir heute wissen – kein Akt besonderer Besorgnis um die Umwelt. Es war von Beginn an Teil einer Strategie, sich durch Setzen von Normen weltweit Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Auf Dauer konnte das nicht funktionieren, erst recht nicht, weil sich das Rad immer schneller drehen musste. In Zeiten, in denen immer lauter – negativ – über Exportüberschüsse und deutsche Wertarbeit diskutiert wird, ist die eingetretene Entwicklung ein gefundenes Fressen für alle Konkurrenten.

Wolfgang Schäuble hat viel für Deutschland geleistet und hätte einen respektvolleren Umgang verdient als in „Der alte Mann und das Mehr“.

SPD-Hero Martin Schulz will jetzt angeblich den Aufstieg der FDP bremsen, erklärt Veit Medick in „Die gelbe Gefahr“. Ob er so wirklich Alt-SPDler mobilisiert und an die Wahlurnen lockt? Ich bezweifle das.

In der zurückliegenden Woche war in allen Bundesländern Ferienzeit. So liest sich der SPIEGEL in dieser Woche. Die 130 Seiten bieten weder Aufregendes noch Unterhaltsames. Die Enttäuschung der Vorwoche wiederholt sich.