Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 12 – Enerjiewende, Berliner Art

Heiße Luft hält auch warm, trotzdem fragt Berlin mal in Katar und bei Joe wegen etwas Flüssiggas nach. Und die Berliner Polizei bekommt neue Fahrräder, um sich warm zu halten.

Esken, Lambrecht, ja Steinmeier höchstselbst haben sich in Wlad getäuscht (Bild), auch Wolfgang Schäuble lag falsch (Welt) in seiner Beurteilung. Zu Recht fordert da der Staatsfunk-Haltungsjournalist Georg „der Unfehlbare“ Restle: „Mögen alle verstummen, die diesen Mann in den letzten Wochen, Monaten und Jahren verharmlost, schöngeredet und relativiert haben.“ Wahrscheinlich würde auch Restle (gegen den „aggressiven Nationalpatrioten Trump“ ist Putin ein „Realpolitiker“) zerknirscht keinen Ton mehr sagen, wenn es der Dienstplan erlaubt.

♦ Wir können Tobias Hans, diesem sympathischen Hans Dampf in Saarlands Gassen, grundsätzlich nur Recht geben, wenn er sagt „Umfragen sind etwas völlig anderes als Wahlergebnisse“, aber gleichwohl wollen wir ihm den Trost nicht versagen: Er ist ja noch jung und könnte sogar noch einen richtigen Beruf erlernen.

♦ Tiefer als unser Vizekanzler vor dem katarischen Energieminister verbeugte sich weiland nicht mal der Herr vor der Dame in der guten alten Tanzschule. Also am Benehmen lag es nicht, dass Saad Scharida al-Kaabi dem Robert einen Korb gab. Aber auf russisches Gas zu verzichten und zu behaupten, Katar oder andere könnten das ersetzen, „ist Blödsinn“, so der Scheich, „das wird nicht passieren“.

♦ Fakten und Realitäten haben Ursula von der Leyen noch nie in ihrem segensreichen Wirken tangiert, weder als Gedöns-, noch als Verteidigungsministerin, geschweige denn als EU-Gouvernante. Als solche kündete sie soeben „ein neues Kapitel in unserer Energiepartnerschaft“ an, um schmutziges Russengas durch sauberes Flüssiggas aus den USA zu ersetzen. So kennt man sie: Zack, Zack! Probleme gelöst.

Ist Österreich eigentlich Mitglied der EU? Oder wie kann sich Wiens Kanzler Nehammer erlauben, einem Importstopp für russisches Öl und Gas eine Absage zu erteilen? Nur gut, dass Ursel keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der einzelnen EU-Staaten nehmen muss!

♦ Spott ist nicht angesagt, wenn ein überzeugter Grünen-Wähler wie Wolfgang Grupp von der Firma Trigema auf dem harten Boden der Realität aufschlägt, weil es dank „Energiewende“ ein bisschen teurer wird. Seine Kosten für Gas sind von durchschnittlich 100.000 Euro auf 400.000 im Spätherbst und nun auf 900.000 Euro im Monat gestiegen. Aber daran ist ja nicht grüne Politik, sondern ausschließlich dieser Putin schuld.

♦ Auch manch ein Normalbürger wird sich Sorgen machen, weil die Gaspreise gestiegen sind, aber da hat unsere weitsichtige Regierung bereits eine formidable Antwort gefunden: Alle Arbeitnehmer, die Einkommenssteuer zahlen, sollen einmalig eine Pauschale von 300 Euro bekommen, brutto natürlich. Und da haben manche befürchtet, nach Merkel würde es uns noch schlechter gehen …

♦ Enerjiewende, Berliner Art. Also schreibt die Berliner Morgenpost: „Der Strom für Berlin wurde im Jahr 2020 vor allem durch die Verbrennung von Erdgas erzeugt: rund 4.500 Gigawattstunden (GWh). Steinkohle lieferte rund 1.900 GWh Strom und weitere fossile Energieträger 415 GWh. Erneuerbare Energien kamen auf 405 GWh, davon 278 GWh Biomasse, knapp 100 GWh aus Sonnenenergie und 28 GWh aus Windkraft.“ Det ist wohl die berühmte Berliner heiße Luft.

Und es gibt weitere Erfolgsmeldungen: Wegen Klima hat Berlins Polizeipräsidentin Slowik (die rote Barbara) den Beamten „in einem symbolischen Akt“ 70 neue Fahrräder (mit Acht-Gang-Schaltung und „unplattbaren“ Reifen) und elf neue Lastenräder übergeben. Innensenatorin Iris S., SPD, jubelt: „Die Mobilitätswende in Berlin ist in vollem Gange.“

♦ Ralf Stegner, der sympathische Genosse aus Bordesholm, hat nun all jene beruhigt, die finden, Deutschland müsse sich aktiver ins Kriegsgeschehen in der Ukraine einmischen. Wenn wir den Spezialdemokraten richtig verstanden haben, dann waren die Lieferungen von 7.000 Helmen und von alten NVA-Raketen eher als Scherz gemeint und dienten der Beruhigung der Russen. Denn, so das Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, „da wird mehr geliefert, als öffentlich behauptet wird“. Außerdem ist die Geheimhaltung ein Trick, damit der Putin die Waffentransporte nicht beschießt. Ganz schön clever, hätte man den Sozis gar nicht zugetraut. Übrigens, da hat Stegner extra drauf hingewiesen, diese sind Informationen „vertraulich“. Also nicht weitersagen!

♦ Haben Sie sich auch gefragt, wie der salzarme Karl, dieser komische Kauz, zum medialen Super-Helden aufsteigen konnte, der zeitweise sogar beliebter als Dr. Angela Merkel war? Oder warum so viele Zeitgenossen einem Jens Spahn vertrauten, ganz gleich wie oft sich der widersprach? Die Antwort ist leicht: Es flossen dreistellige Millionenbeträge in die „Aufklärung“.

Locker 250 Millionen betrug der „überraschende Geldsegen an die Medien“. Nun verstehen Sie, verehrte Leser, warum das Medienorchester so ohne Misstöne zum Corona-Tanz aufspielte.

♦ Tatütata, die Polizei ist da. Eifrige Beamte führten zahlreiche Hausdurchsuchungen wegen sogenannter „Hass-Postings“ durch – ein doch recht weites Feld, was eher zu Putins Russland passt als zu … na gut, bei Licht besehen dann auch wieder nicht.
Verfolgt wurden Facebook- oder Twitter-Nutzer, die zur Bundestagswahl 2021 ihre Meinung zu „bundesweit bekannten Politikern“ auskübelten. Angeblich „sind zwei Drittel der Opfer Frauen, sprich Politikerinnen aller im Bundestag vertretenen Parteien“, worauf wir mal ganz freimütig behaupten, aller Parteien bis auf eine. Wäre ja noch schöner.

♦ Streit im Kindergarten, wenn die Kleinen die falsche Frisur haben? Das muss nicht sein, denn sicherlich verteilt doch jede fortschrittliche Kita längst entsprechende Formulare, denen die jeweils vorgeschriebene Haartracht zu entnehmen ist. Schwarze Kinder müssen Dreadlocks tragen, weiße dürfen nicht. Und Glatze geht nur bei Attest. Überall kein Problem. Außer in Hannover. 

♦ Übrigens: Olaf Scholz will Russengas nicht, wie nun gefordert, in Rubel zahlen, berichten anerkennend unsere Medien, schließlich gebe es Verträge. Ob sich da nicht die Geschäftsgrundlage entscheidend verändert hat, wollen wir hier nicht klären. Okay, sagte nun der Vorsitzende des Energieausschusses des russischen Parlaments, wir nehmen auch Gold von den „unfreundlichen Ländern“. Die freundlichen Türken dürfen sogar in Bitcoin zahlen.

♦ Ach ja, und dann war da noch der Mann, der in Florida einen College-Frauen-Schwimmwettkampf gewann und den Preis aberkannt bekam, sowie die Rücknahme der ambulanten Schnell-Diagnose eines syrischen Messerstechers („verrückt geworden“) in Bayern. Jetzt ist er Islamist. Und das ZDF musste „wegen kritischer Berichterstattung“ draußen bleiben, als Elon Musk seine Tesla-Fabrik in Grünheide einweihte. Ist halt so in R… äh..

Schönen Sonntag.


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