Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 46 – Angela bei den Frechsachsen

Merkel in Chemnitz, neue Betätigungsfelder für Denunzianten, die Nahles-SPD dreht durch und die Union auf – mit Jensel, Anne-Gretel und dem bösen Wolf.

Es gehört zu den berufsbedingten Widrigkeiten des Politikerlebens, von Zeit zu Zeit auch mit solchen Subjekten zusammenzutreffen, die der Insubordination das Wort reden. Der gestelzten Eingangsworte kurzer Sinn: Merkel war in Chemnitz (auf dem Parteitag der Sachsen-Anhalt-CDU half’s nix).

Warum stimmen unsere Nachbarländer gegen den UN-Migrationspakt und wir nicht? Wie können Sie sagen, „Ich weiß nicht, was ich hätte besser machen können“? Wann treten Sie zurück? Bevor der Presserat überlegt, gegen solche Frechheiten vorzugehen – Gemach! Gemach! –, es waren natürlich keine Journalisten, die diese Fragen stellten, der jeweilige Frager war ein Frechsachs aus dem Publikum. Die Merkelbegleitpresse war wie immer voller Bewunderung für Merkels Antworten – menschliche („Wahlkämpfe sind auch anstrengende Dinge. Da ist man auch müde“), politische („Man muss nicht zur Stasi gehen, damit man Karriere macht. Das habe ich für mich entschieden“) wie religiöse („Der Islam ist eine Religion und verpflichtet auch zur Toleranz“). Nur einmal musste sogar die SüZ verschämt kichern: „Ich weiß, dass ich ein Gesicht habe, das polarisiert“. Dabei hätte sie korrigieren können: Das Gesicht ist es nicht, Madame!

♦ Bei ihrem Bestreben, vor aller Welt ihren unermüdlichen Einsatz für Pünktlichkeit vorzuführen, machte die Bahn nicht einmal für Annalena Baerbock Halt. Deren Kinder sollten in einem eher unbedeutenden Bahnhof zu ihrer Mama zusteigen, aber der ICE brauste ohne anzuhalten weiter, um seinen Zielbahnhof rechtzeitig zu erreichen. Außerdem hatte man zu wenig Waggons. Alles halb so schlimm, zeigte sich die Grüne am Ende generös. Dabei weiß die Annalena noch gar nicht, dass die Bahn nie im Leben zu 100% mit Ökostrom fährt, wie sie den Grünen auf ihren Tickets verspricht …

♦ Eine Gemeinde, die auf sich hält in unserer neuen Zeit, hat selbstverständlich ein Dieselfahrverbot. Das gilt auch fürs Homeland NRW, wo allerdings die Polizeigewerkschaft maulte, sie habe nicht genügend Beamte, das Fahrverbot zu überwachen. Aber bitte, meine Herren, das ist doch wirklich kein Problem. Wir sind sicher, es werden sich genügend Denunzianten am Straßenrand finden, die mit Handykamera und rechter Gesinnung Beweismaterial zur Verfügung stellen werden.

♦ Auch die in Unterhaltung und Kultur Schaffenden leisten ihren vorbildlichen Beitrag für den Aufbau unseres neuen Deutschlands. So schuf der Burda-Verlag nach dem richtungsweisenden Integrations-Bambi für den Clanbruder Bushido nun den Feuer-Bambi für Klimawandelopfer Thomas Gottschalk. Hat eigentlich Grönemeyer, der Bono aus Bochum, auch schon einen?

♦ Bevor Sie jetzt mit Mutter Beimer „auf die Barrikaden gehen“, weil mit der „Lindenstraße“ auch ein Teil Ihres Lebens, der gesellschaftspolitische noch dazu, sang- und klanglos verschwindet – suchen Sie im Internet Ersatz. Zum Beispiel mit der CDU-Seifenoper „Die Straße im Wald“ mit Jensel & Anne-Gretel und dem bösen Wolf Friederich. Auch da geht es um gesellschaftspolitisch Relevantes und irgendwie erinnern die Hauptdarsteller an die aus der Lindenstraße. Sogar die Drehbuch-Texte, wenn Gretel sagt „Auf Weihnachtslieder zu verzichten sei kein Ausdruck von Toleranz“.

♦ Schlimmes hören wir aus England: Minister schmeißen hin, Misstrauensvotum aus den eigenen Reihen, Widerworte gegen die Obrigkeit im Parlament, die Presse spottet. Mal unter uns Pastorentöchtern, Theresa May: Also wenn das Demokratie ist, dann ist das nichts für uns.

♦ Gut, also, Wählen ist ja ok. Aber dann gibt es ein amtliches Endergebnis und es wird weiterregiert wie vorher, so geht das bei uns. Wie zuletzt in Hessen. Was sagen Sie? FDP-Mann Ramin Peymani und sein Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel stellten Strafanzeige wegen „gravierenden Wahl-Pannen“ gegen die Wahlleiter? Na und? Im Grundgesetz steht zwar einiges zum Wählen, vom Zählen steht da nix …

♦ Überhaupt ist das Rechtssystem derart unüberschaubar, dass man die richtigen Urteilssprüche besser rotgrünen Politikern und Medien überlässt. Die verstehen zwar auch nichts davon, haben aber wenigstens eine klare Meinung. Grenzöffnung für Millionen Zuwanderer mit anschließender Grundversorgung? Rechtens. Millionenspenden deutscher Unternehmen für Hillarys Wahlkampf? Rechtens. Eine Spende über 100.000 Euro an die AfD aus der Schweiz? Staatsanwalt! Geld aus Belgien für die AfD? Staatsanwalt! Wobei das Urteil bereits überall zu lesen steht … P.S.: Warum hat Schäuble noch nichts gesagt?

♦ Anstatt sich mal so richtig auszuruhen von all der Sacharbeit und sich dann mit frischer Kraft auf die nächste Wahlniederlage (Europa!) vorzubereiten, läuft die SPD Amok. Hartz IV weg, dafür Bürgergeld für alle „klar und auskömmlich“, und ohne Sanktionen für Mindestlöhner, die dann zu Hause bleiben. Wirklich nobel von Robert Habeck von den Fantastischen Zwei Grünen, dass der sich nicht mal die Mühe machte, zu sagen, der Superplan sei bei ihm abgeschrieben.

♦ Ursula von der Leine will „mehr Tempo“ bei der Bildung von Macrons EU-Armee. Sie hat schon Vorbestellungen für ein paar hunderttausend neue Kita-Bauten in Tarnfarben vorbereitet, neue Liederbücher erstellt, die bei unseren Partnern keine falschen Gefühle hochkommen lassen und sieht sich bereits nach einer repräsentativen Behausung in Paris um. Na, Männer, wer hat den Mumm und sagt der Kommandeurin, dass die bei der Grande Armee gar nicht eingeplant ist?

♦ Rechtzeitig zur Karnevalssaison liefert der Fakten-Focus den Büttenrednern bestes Material fürs Tätäää, Tätäää, Tätäää. Nie sei das Sicherheitsgefühl der Deutschen – ja, auch der Frauen – so hoch gewesen wie heute. Na, denn mal schöne Weihnachtsfeiern, schöne Karnevalspartys und schönes Silvester, Mädels! Übrigens, Focus, wie wäre es mit diesem neuen Werbeslogan: Frieden, Fakten, Eierkuchen. Und immer an die Umfragen denken!?

♦ Alle Länder dieser Erde sind für den von unserem Heiko maßgeblich – oder sogar alleine? – entwickelten UN-Migrationspakt. Außer vielleicht Österreich, Polen, Tschechien, Bulgarien, Dänemark, Ungarn, USA, China, Japan, Südkorea, Australien, Estland, Niederlande, Schweiz, Israel, Norwegen … (Einige davon wissen es noch nicht genau.)


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