Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 34 – Goethe für Dummys

Die Frankfurter Hauptschule liest Goethe, versteht ihn aber nicht. Scholz wird zersägt, Boris Johnson süffelt mit Merkel und Donald langweilt sich in Biarritz.

Am heutigen Sonntag gilt: Es muss nicht immer Merkel sein. Goethe geht auch. Also wollen wir beginnen: Im schönen Weimar (in dem dereinst die erste deutsche Republik ausklamüsert wurde, die in Berlin baden ging) nutzte ein „Künstlerkollektiv“ der sogenannten „Frankfurter Hauptschule“ das schöne Wetter, um einige Turnübungen vor Goethes Gartenhaus aufzuführen und anschließend abrollbares Toilettenpapier in den Garten zu werfen.

Erst durch eine spätere Leni-Riefenstahl-für-Arme-Dokumentation bei Youtube und aufmerksame Kulturredakteure wurde klar, dass das Treiben einem höheren Zweck diente – die „Künstler“ wollten nämlich mit der Hakle-Fein-Aktion die ungebildete deutsche Jugend auf das Gedicht „Heideröslein“ aufmerksam machen, das Johann Wolfgang von Goethe 1827 zu Papier brachte, und mit dem der Dichter „eine brutale Vergewaltigung“ verharmloste, und das geht ja gar nicht!

In Frankfurt muss nun nach Sichtung des Videos der Leiter des „Fachbereichs Kulturförderung und -administration im Kulturamt“ kritisch prüfen: Ist das schon Kunst – oder muss das noch gefördert werden?

♦ Zur Ehrenrettung des Dichters wollen wir anführen, dass sich in den letzten Jahrzehnten nie ein Vergewaltiger (oder sein pfiffiger Anwalt) auf das Heideröslein als Tatmotivation bezogen hat. Außerdem kommt in Goethes berühmtestem Buch eine Greta vor!

♦ Apropos Bildung. Renate Künast von der Grünen Meinerei will endlich auch festschreiben lassen, dass Erdbeben wie das vor Fukushima die Folge des Klimawandels sind. Logo. Schließlich hat auch die kollektive Verblödung mit Klima zu tun. Wirklich neu ist für uns, dass Renate nun nebenberuflich in die Werbung gegangen ist. So fordert sie lautstark, dass Energydrinks nur an Erwachsene verkauft werden dürfen. Clever. Das macht die Kids erst richtig scharf.

♦ Während Kevin Kühnert, der ja bekanntlich auf Gesine Schwans Enkeltrick nicht hereingefallen ist, sich immer noch mit einer Kandidatur ziert, wird Olaf Scholz schon zersägt, bevor die Wahl-Party richtig angefangen hat. Zwar wird dem „schnöden Spröden aus dem hohen Norden“ („Zeit“) attestiert, dass seine Damenbegleitung „mehr als ein dekoratives Salatblatt“ (FAZ) sei, aber darüber, wie Scholz überhaupt auf die Teilnehmerliste kam, wird erbittert gestritten. Er sagt, laut „Spiegel“, er habe Manu & Malu (und Thorsten) in einer Telefonkonferenz informiert, Manu und Thorsten sagen: Nein. Was denken die kleinen Genossen? Ein neuer Relotius? Oder ein Pinocchi-O-laf?

♦ Der größte Regenwald der Welt (wichtiger CO2-Speicher) steht in Flammen, heißt es. Als geistiger Brandstifter gilt der „Zeit“ der brasilianische Präsident, für den „die Großfeuer am Amazonas kein Unfall, sondern Kern seiner Politik“ im Sinne der Agrar-Lobby seien. Vielleicht sind ja die Sorgen um den CO2-Haushalt auch etwas übertrieben. Da müssen sich halt Merkel und die Klimakinder noch ein bisschen mehr anstrengen. Die schaffen das.

♦ Unsere Medien mit merkelozentrischem Weltbild mühten sich nach Kräften, den Antrittsbesuch des neuen englischen Premiers Boris Johnson als gescheiterte Bußfahrt zu interpretieren. So als sei der nach Berlin (und Paris) gekrochen gekommen, um um Gnade für seinen Brexit zu flehen. Diese Narren! Dabei hat Boris fröhlich mit Merkel ein paar Gläser Wein geschlotzt, sich sogar fürsorglich neben die ältere Dame gesetzt, als die Kapelle Einkeitnrechtheit und God save the Queen spielte. Und als Boris, der Schalk, auch noch „in gebrochenem Deutsch“ („Welt“) „Wir schaffen das“ zum Besten gab, schlug der britische Humor die deutsche Betroffenheit mit einem klaren 1:0.

♦ Gut, dass er das mal in aller Deutlichkeit gesagt hat, der Düsseldorfer Oberbürgermeister Geisel (natürlich SPD). Auch nach der dreimaligen polizeilichen Räumung des Rheinbades sei die Lage in Düsseldorf „im Vergleich zu Schwimmbädern in Berlin“ geradezu „entspannt“.

♦ Das ist natürlich ein bisschen frech dem Amtsbruder in Berlin (natürlich auch SPD) gegenüber. Denn der kann immerhin eine richtige Messer-Studie vorweisen. So wird, statistisch gesehen, in Berlin alle drei Stunden ein Mensch mit einem Messer attackiert. Übrigens: „Der ‘durchschnittliche Messer-Mord‘ passiert an einem Freitag, um 23 Uhr, im Dezember in Neukölln. Das Opfer: 39 Jahre alt und nüchtern. Die Täter: Im Schnitt 31 Jahre alt, er benutzt ein Fleischer-Messer mit einer Klingenlänge von 17 Zentimetern.“

Das ist wichtig für die Prävention. Sie sehen also, am Alex gegen 21 Uhr besteht quasi keine Gefahr. Vorausgesetzt, Sie sind jünger oder älter als 39 und besoffen.

♦ Die bayerische Polizei soll ab sofort bei „internen Fahndungen, Öffentlichkeitsfahndungen, Warnhinweisen oder Pressemitteilungen“ nicht mehr „Sinti“ oder „Roma“ schreiben. Was sie nun notieren sollen bei tatverdächtigen Zigeunern wissen die Beamten jetzt auch nicht. Vielleicht gar nicht erst ermitteln?

♦ Die korrekte Bezeichnung für Mohamed Youssef T., zur Zeit Amtsgericht Bautzen, lautet übrigens „King Abode“ (König Aufenthalt). Der hauptberufliche Intensivtäter (24 Fälle, u.a. Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch) hat sein Alter so angegeben, dass die Taten nach Jugendrecht und hinter verschlossenen Türen verhandelt werden müssen. Der Ausschluss der Öffentlichkeit findet „aus pädagogischen Gründen“ (Amtsgericht) statt, sonst könnten die Bürger womöglich noch die Erkenntnis gewinnen: Justitia schafft sich ab.

♦ Diesen – sicherlich falschen – Eindruck hinterlässt auch ein Urteil im Fall des Syrers Firas D. vom Verwaltungsgericht Aachen. Firas, seit 2001 in Allemannda, war bis 2013 immer wieder nach Syrien gereist, hatte dort stolz in Kampfmontur mit Kalaschnikow posiert, und 2013 „sechs Wochen an Kämpfen gegen Assad teilgenommen“, wie sein Anwalt sagte. Nach Hinweisen des Verfassungsschutzes wurden Firas die Syrienreisen untersagt, wogegen er nun erfolgreich klagte. Uns wundert bei dem Fall nur, warum ihm die Ausreisen verboten wurden und nicht die Wiedereinreise.

♦ Auch bei den feinen Herrschaften ist nicht alles Gold, was glänzt. Englands Prinz Harry wurde beschimpft, nur weil er mit dem Privatjet mal eben ein paar Mal zum Klimaschwätzchen und Kaffeetrinken nach Ibiza und Nizza geflogen ist, so dass sein Freund Elton John eiligst zu Verteidigung des Prinzen das Lied „Harry and the Jets“ komponierte. Nun fällt Harry auch noch sein Prinzenbruder William in den Rücken. Der flog mit Kind und Kegel in einem Billig-Flieger (73 Pfund) nach Schottland. Ist das schon Shakespeare?

♦ Bevor Thorsten Schäfer-Gümbel (seine Frau ist eine Gümbel) am 1. Oktober seinen neuen Job antritt, hat er als derzeitige SPD-Chef-Teilzeit-Aushilfe noch eine gute Idee auf den Weg gebracht: eine Vermögenssteuer, die „vor allem“ Multimillionäre und Milliardäre trifft. Hat er sich fein ausgedacht, denn auch bei 200.000 € im neuen Job wird man so schnell kein Multimillionär.

♦ Eine Woche vor den Wahlen im Osten rechnen die Umfrage-Institute ihre Auftraggeber so hoch es geht. SPD in Brandenburg: rauf. CDU in Sachsen: noch raufer. Man will am Ende ja nicht dumm dastehen. Denn wie sagte der Genosse Stalin mal so treffend: Entscheidend ist, wer auszählt.

♦ Biarritz? Ach Gott, Donald hatte von Anfang an keine Lust, Merkel ist auch schlecht gelaunt. Macron spielt mal wieder Napoleon. Schonklod wird sicher Boris bedrängen. Nur der Japaner schweigt höflich.


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