Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 33 – „Diverse, Genossinnen und Genossen!“

Ein Komma macht den Unterschied. Die SPD löst das Bildungsproblem, Berlin hat eine ganz spezielle Verkehrsberatung. Und wir sorgen uns um Papst Franz ...

Es widerspricht nun wahrlich unserer journalistischen Sorgfalt, dass wir uns alleine aufgrund einer Überschrift eine Meinung zu einem Thema bilden, und so soll gleich zu Beginn klargestellt werden, dass es sich hierbei um eine absolute Ausnahme handelt! Denn anders als bei der Linkspresse üblich, wo Fakten meistens die Gesinnung stören und deshalb gern großzügig übergangen werden, ziehen wir bei unserem kleinen Wochenrückblick für jede Sottise oft mehrere Quellen zu Rate. In diesem Fall jedoch nicht. Zu groß ist die Furcht, Recherchen könnten den Spaß verderben! Genug der Vorrede! Hier kommt sie nun, die Überschrift, die schon manche Biergartenrunde erheiterte: „Nach Erdogan-Aufruf: Türken zerstören iPhones und kippen Cola ins Klo!“

1.000 Euro für ein Handy bezahlen und dann aus Patriotismus kaputttreten? Eine Kiste Cola in den fünften Stock schleppen, um dann alles ins WC zu schütten wegen Trump? Ja, Kruzitürken! Was machen sie in Anatolien und Istanbul, wenn Erdolf sauer auf Merkel ist: Mit Karacho den neuen BMW oder Mercedes an die Wand fahren?

♦ Genug davon! Wie schnell steht man unter Rassismusverdacht! Eine abschmierende Währung ist kein Spaß! Daher schnell unseren Hölderlin dem Türken zum Trost: Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Und, büyük devlet adamı Erdogan, nehmen Sie die Worte von Volker Kauder – „Ich sehe keine Möglichkeit, dass die EU der Türkei über die ohnehin schon laufende Unterstützung hinaus helfen kann“ – nicht allzu ernst! Der hat wahrscheinlich vergessen, wer die Richtlinienkompetenz hat in der EU …

♦ Noch haben wir das „vertrauliche Papier“ aus dem Verteidigungsministerium im Kopf, demzufolge bei der „Panzerlehrbrigade 9 in Munster derzeit nur neun von 44 vorgesehenen Leopard-2-Kampfpanzern zur Verfügung stehen. Von den 14 benötigten Marder-Schützenpanzern sind nur drei einsatzfähig.“ Dazu der Spott eines Pedanten, im friedfertigen Deutschland seien trotz 35 Milliarden-Etat „nur ein U-Boot, 20 Jagdflugzeuge und 50 Kampfpanzer einsatzfähig“ – als uns plötzlich die
früher vertrauenswürdige FAZ erschreckt: „Bundeswehr schickt 8.000 Mann und 100 Panzer in NATO-Manöver“ Wo hat Ursel 100 fahrtüchtige Panzer her?

♦ Große Entscheidungen werfen ihre kleinen Schatten voraus. Im November wird der Bundestag mit 87% der Stimmen (alle außer Sie wissen schon …) beschließen, dass Menschen ihr Geschlecht auch mit „divers“ angeben können. Noch ist offen, wie Parteiführer den Diversen bei Ansprachen „ein Stück Würde und positive Identität“ (Katharina Barley) geben wollen. „Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Diverse“? Klingt diskriminierend nach „Ablage, sonstige“, vor allem, wenn sie erst als Dritte angesprochen werden. Wie wär‘s damit: „Diverse, Genossinnen und Genossen“ – da würde nur ein Komma den neuen, kleinen Unterschied machen …

♦ Gerichte in Deutschland entscheiden angeblich, welcher abgelehnte Asylbewerber das Land verlassen muss. Geschätzte 700.000 Ausreisepflichtige interessiert das nicht die Bohne. Gerichte in Deutschland entschieden auch, dass ein paar Afghanen und ein tunesischer Al Qaida-Terrorbube namens Sami A. zurückgeholt werden müssen, weil die Verfahren noch nicht ordnungsgemäß abgeschlossen sind. Das wird ratzfatz erledigt. Bevor sich jetzt manche Leser vor Sami A., dem angeblich ehemaligen Leibwächter von Osama bin Laden, ängstigen: Wäre der wirklich so eine große Nummer – säße er da nicht längst in Guantanamo? Außer Reichweite der deutschen Asyljustiz?

Die juristische Seite des Falles Sami A. beurteilen der Richterbundchef Jens Gnisa und der eine sinnvolle Arbeit suchende Sigmar Gabriel übrigens genauso wie Bundesverdienstkreuzträgerin Dunja Hayali: „bei allem Kopfschütteln über diesen Fall: nein! hier entscheiden immer noch Gerichte!“

♦ Ach, die Dunja! Die Staatsfunkerin (Morgenmagazin) lässt – gegen Bares – die Deutsche Automatenwirtschaft, Novartis, Amazon, BMW, den Deutschen Beamtenbund und die Deutsche Stahlindustrie an ihren Erkenntnissen zu Diskriminierung, Rassismus und an ihrem Kampf gegen Hass und Rechts teilhaben. Frei nach Bert Brecht: Morgens kommt das Moma, abends das Geschäft! Was sagt der Intendant? Der versteht die Frage nicht …

♦ „Tagesschau“ und „Heute“ vom Staatsfunk gehen den schauerlichen Meldungen der Woche zwar immer noch aus Rücksicht auf die Kanzlerin und die anderen älteren Zuschauer gekonnt aus dem Weg – Arzt in Offenburg vor den Augen seiner 10-jährigen Tochter erstochen – aber im Internet kann sich jeder sein eigenes Bild machen. Hier müsste nur noch an den Formulierungen gearbeitet werden. Da attackiert „eine Jugendgruppe zwei Männer“ in der Berliner S-Bahn. „Jugendgruppe“ klingt nach Zeltlager mit Gitarre und kirchlichen Betreuern – nicht nach dem, was das für Ganoven waren. Auch fast schon wieder schön ein Bericht über Schweden: „Jugendliche fackeln in der Nacht mehr als 90 Autos ab“. Jugendliche? Und dann aber „Es sind Bilder, die man aus Kriegsgebieten kennt“. Wie wär’s damit, einen Textchef einzustellen?

♦ Unsere katholischen Leser müssen jetzt ganz stark sein. Dunkle Wolken ziehen über Rom auf. Italiens Innenminister „Salvini wird für Papst Franziskus zur Bedrohung“. Weil sich „bei den Katholiken, die wenigstens einmal in der Woche die Messe besuchen, also etwa einem Drittel der Italiener, die Unterstützung für Salvini verdoppelt“ hat. Das klingt nach Schisma! Halt, es gibt ja mit Franz und Benedikt sowieso schon zwei Päpste – demnächst drei?

♦ Es gehört zum Wesen sozialistischer Systeme, Untergebene für komplett blöd zu halten. Deshalb werden alle Bereiche des Lebens der Führung sozialistischen Fachpersonals unterstellt. Wer versteht mehr als ein Unternehmensführer von der Wirtschaft? Ein Sozialist. Wer allein kann Kinder erziehen? Die Partei! Wer kann wie niemand sonst Staatsfinanzen ruinieren? Ein Genosse! Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die regierende grünsozialistische Einheitspartei in Berlin auch das Triebleben der Bevölkerung auf die To-Do-Liste schrieb. Beherzt wurden 16 Planstellen im Rathaus Schöneberg für Verkehrsberatung der besonderen Art geschaffen, um sich im ersten Schritt der Prostituierten anzunehmen. Mit Hilfe eines sogenannten Erste-Hilfe-Koffers erklären nun Senatsfachkräfte ausgerechnet den Regulières, wie der vornehme Franzose die käuflichen Damen zu nennen pflegt, den vorschriftsmäßigen Gebrauch von Kondom und Dildo. Nein, das haben wir nicht erfunden.

♦ Immer lauter werden die Klagen über den massiven Leistungsabfall an deutschen Schulen. Im Saarland hat Bildungsminister Ulrich Commerçon, SPD, nun die Lösung parat: Musik statt Mathe, Arabisch statt Weltsprache, Malen statt Deutsch. Da will wohl einer der nächste Super-Heiko werden …

♦ Platzt da eine Seifenblase wie bei den Eisenbahnaktien im 19. Jahrhundert? Gilt für Elon Musk und seine Elektroautos Murphys Law (was schief gehen kann, geht auch schief) oder endet die Angelegenheit gar wie bei John Law, dessen Spekulationen im 17. Jahrhundert Frankreich ruinierten?