Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 32 – „Bullshit-Bingo“ und Nackedeis

Jeder blamiert sich so gut er kann: Martin im Altersheim, Gregor beim Wählerfang auf der FKK-Wiese. Und Kleintierzüchter geraten zwischen Knüppel und Schlagzeilen.

Wenige Wochen vor der Wahl haben Munkelrüben Konjunktur. Ohne Pause rechnen sie uns vor: Wegen Diesel, Merkel 10 Punkte minus. Wegen Schulz, Merkel 12 Punkte rauf. Faule Eier beflügeln die Grünen, Lindners fesches Outfit brezelt die FDP auf. Biergarten-Wetter begünstigt die CSU. Und der Genosse der Gosse, der rüpelnde Ralf (Stegner), nützt der AfD.

„In den Umfragen liegt die Union bis zu 17 Prozentpunkte vor der SPD, dabei hat Angela Merkel noch gar nicht mit dem Wahlkampf angefangen“, fabuliert die Süddeutsche. Nun verhält es sich genau andersrum, Genossen, weil sie noch nicht angefangen hat, liegt Merkel so weit vorne.

♦ Laut Umfrage ist der Einzug der Grünen in den Bundestag gefährdet. Sollten die undankbaren Wähler so weit gehen? Wem verdanken sie denn, dass ihr Dieselauto bald weniger wert ist als ein Designerkleid von Claudia Roth? Wer behindert denn ständig die Arbeit der Polizei? Und wer hat der evangelischen Kirche nach Luther eine Katrin Göring-Eckhardt und damit wieder einen Sinn gegeben?

♦ 100%-Schulz hat die Rentner als letzte Hoffnungszielgruppe erkannt und tingelt von Altersheim zu Altersheim, um die Insassen schonend an seine Kanzlerschaft heranzuführen. Bei Kaffee und Kuchen erkundigt sich der Kandidat nach Enkeln und Pflege und verspricht demnächst Hilfe beim Ausfüllen der Briefwahlunterlagen. Aus Rücksicht auf Blutdruck und Nerven der alten Herrschaften wurden im Vorfeld der Besuche Themen wie „Flüchtlinge“ und Kriminalitätsraten ebenderer von der Tagesordnung genommen. Am Ende wird immer das beliebte Bullshit-Bingo gespielt – wer als erstes alle Plattitüden (Gerechtigkeit, Mindestlohn, Bildung, Europa, etc.) abgestrichen hat, ruft „Bingo!“ und gewinnt ein Daunenkopfkissen mit Martins Konterfei.

♦ Auch fast dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer lebt die SED, beziehungsweise ihre Nachfolgeorganisation, immer noch von denen, die „nicht alles schlecht fanden damals in der DDR“. Vor allem die Kultur. Also die Freikörperkultur. Das weiß natürlich der schlaue Gregor Gysi und legt sich in Hemd und Hose wahlkämpfend mitten unter die Nackedeis. Wie nennt man das? Blanker Hohn?

♦ Die Süddeutsche rechnet am 24.9. mit einem blauen Wunder: „Einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zufolge sind die meisten Wahlberechtigten mit ihrem Leben zufrieden – und wählen dennoch Rechtspopulisten.“ Die meisten Wahlberechtigten? Gehören die Unionsparteien auch zu den Rechtspopulisten? Oder gab‘s bei der SZ eine zu feuchte Betriebsfeier?

♦ Der Winter naht. Und mit ihm Christian Wulff, der White Walker vom Schloss Bellevue, der nach eineinhalb Jahren Party-Löwe und Bundespräsident in Personalunion eine Höchstrente auf Lebenszeit, inklusive Büro und Fahrer für seine Verdienste um …, also auf jeden Fall erhält. Nun verdient er sich bei einer türkischen Modefirma etwas hinzu. Schließlich gehört die Türkei zum Fashion-Olymp wie der Islam zu Deutschland.

♦ Kennen Sie den alten Kinderreim noch? „Zwei Chinesen vorm Reichstagspalast, zeigten den Sie-wissen-schon-Gruß und lachten sich was. Da kam die Polizei, und fragt, was soll denn das? Zwei Chinesen jetzt im StaPo-Knast…“  Jetzt Sie: Zwü Chünüsn vürm Rüchstügspülüst….

♦ Niedersachsens Ministerpräsident Weil (SPD) ließ seine Regierungserklärung von VW redigieren. Nun ist er ganz baff vom medialen Shitstorm. Hatte nicht Kanzler Schröder (z.Z. Rosneft-Vorstand) seine Sozialreformen gleich komplett vom VW-Mann Hartz schreiben lassen? Vielleicht ist Jurist Weil Lateiner: Quod licet iovi non licet bovi. Richtig, Weil, Sie sind in diesem Fall der Esel.

♦ Beim Blick auf einen Text auf (dussel)focus.de müssen wir uns dem Stoßgebet der Peinlichen Claudia von den Verbiesterten Schwestern vorbehaltlos anschließen: „Herr lass Hirn regnen!“ Über einen Berufskriminellen Libyer (24 Verfahren) hatte der Autor gefaselt: „Er spielt Theater, engagiert sich in Bautzen.“ Das weiß der Schreiber von „Sozialpädagogen vom Kulturverein ‚Steinhaus’“, die den Verbrecher als „komplizierten Charakter mit ausgeprägtem Gerechtigkeitsgefühl“ hinbiegen. Zudem sei der Strolch „künstlerisch begabt“ und habe bei Projekten „gemeinschaftsstiftend“ agiert.

Der Text zeigt exemplarisch, was schief läuft in diesem Land, oder mit einem abgewandelten Goethe gesprochen: Sie sind ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute sieht und damit das Böse schafft.

♦ Noch so ein Fall von Wahrheitsverdrehung auf tiefstem Niveau: Zunächst war von einer „Massenschlägerei bei einem Sommerfest der Kleintierzüchter“ die Rede. Was in etwa so unglaubwürdig klingt wie „Strippoker bei Merkels Geburtstagsparty“. Der Grund für die Randale war der dpa, und allen, die sie abschrieben, „unklar“. Einen Tag später war von prügelnden „Jugendlichen“ die Rede. Am Ende „sah es aus wie ein Bandenkrieg“. Man hätte aus Redlichkeit wenigstens auch die „Kleintierzüchter“ weglassen können, die da als Brutalos diskriminiert wurden.

♦ Schade, das „Schreiben nach Gehör“, ein Höhepunkt des rotgrünen Schul-(T)Errors, steht vor dem Aus! Aber was heißt das konkret? Muss man „Thomas die Misere“ jetzt anders schreiben?

♦ Wie gut, dass 100%-Schulz das „Flüchtlings“-Thema wieder ad acta gelegt hat, bei all den Schleuserhelfern in seinen Partei-Organisationen. Dafür ist ihm vor Redaktionsschluss gerade noch was Neues eingefallen: Er fordert eine Quote für E-Autos! Sportsmann ist er ja, der kleine Jockey, der reitet auch jedes tote Pferd!

♦ Wir wissen ja nicht, ob das Urteil im Saarland (Heimat von Heiko Maas!) bei Bild unter ‘Humor‘ oder unter ‘News‘ fällt – die Pointe sitzt jedenfalls: „Friseur wollte ISIS betrügen – zwei Jahre Knast! Es ging um 180.000 Euro für Autobomben.“ Da hat der Friseur aber Schwein gehabt, im Kalifat hätte die Todesstrafe gedroht …