Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 30 – Die Ruhe vor dem Sturm

Keine Jubler säumen die Strecke von Merkels Zug nach Nirgendwo. Schäuble predigt wieder. Und Jean-Claude Juncker wurde in den USA ordentlich einer eingeschenkt.

So langsam wird es beängstigend still um unsere Regierungssuperhelden! Beispiel? Wie ein Flashmob taucht unser Heiko mal hier auf, mal da. Vorgestern Italien (dem Horst in die bilaterale Verhandlungs-Suppe gespuckt), gestern Südkorea (Grenze gucken), heute Tokio (Videospiele kaufen) – nur, leider, niemand interessiert sich für ihn. Jubelberichte, Erfolgsmeldungen? Nur mit der Lupe zu finden.

Für Angela Merkel war Bayreuth beim Wagnerschaulaufen immer das Bad in der Menge  (ganz spezielle Kanzlertradition!) – und diesmal? „Zwei, drei ältere Herrschaften begannen zu klatschen, hörten aber sofort auf, als sie von den Umstehenden verwundert angeschaut wurden“, schreibt ein Beobachter der chintzgrünen Kanzlerin auf dem wieder rotgrünen Hügel. Dabei stand Lohengrin auf dem Spielplan, nichts mit Götterdämmerung!

♦ Alles muss er inzwischen alleine machen, unser Ober-Eurone Jean-Claude Juncker. So ist er schnell nach Washington geflogen, um mit Donald gemeinsam am „Handelsfrieden zu schrauben“. Einen Bärenmarkt habe er verhindert, lobt ein Wirtschaftsblatt, und allerhand anderer Lobgesang war zu vernehmen. In Wahrheit hat Juncker hauptsächlich eingekauft: Sojabohnen, Flüssiggas, alles, was die EU eigentlich nicht braucht. Kein Wunder, dass manche sagen, Donald habe Schonklod ordentlich einen eingeschenkt!

♦ Niemand soll uns vorwerfen können, wir würden die alte Tante SPD totschweigen, nur weil sie jetzt niemand mehr braucht! Aber was soll man sagen? So langsam wird die alte Tante seltsam und wunderlich: In Hagen hatte ein türkischer Genosse seine Verwandtschaft zum Parteieintritt überredet, und was macht die SPD? Lehnt die Aufnahme der Türken ab! Brabbelt von „Unterwanderung“! Also, Genossen! Bei 55 Türken redet ihr von „Unterwanderung“, bei Millionen Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten von „Bereicherung“ – wie kommt’s?

♦ Apropos seltsam. Lassen sie sich unter keinen Umständen Parfum aus England schenken! Dieses Nowitschok gibt´s da angeblich schon in Flakons!

♦ Schau an, dachten wir beim Facebook-Stöbern, die Lafontaine’sche Linksbewegung nimmt Gestalt an. Zitate: Eine junge Frau möchte in eine „bessere Welt“ segeln. Ein Doktor Irgendwas will verhindern, dass Menschen das ‘C‘ in der CDU missbrauchen, um „gegen Notleidende, Geflüchtete, Anders- und Nichtglaubende zu hetzen“. Andere wollen „eine europäische Kraft der Vernunft, des Ausgleichs und Dialoges“, und „dem verkappten und offensichtlichen Populismus entgegentreten“, weil „jeder einzelne Mensch für unsere Gesellschaft wichtig ist.“ Dann aber sahen wir, das war gar nicht Sahras & Oskars neue Superpartei, sondern die „Union der Mitte“. Oder gehört die dazu? (Dank an unseren Leser für das Fundstück.)

♦ Bei der Süddeutschen fand wieder das beliebte Frage- und Antwortspiel „Drei Stühle, eine Meinung“ statt, diesmal mit dem zur politischen Neutralität verpflichteten Bundesverfassungsgerichtspräsidenten Voßkuhle. Der von der SPD nominierte oberste Richter und die Prantler waren sich einig, dass der Horst und die CSU eigentlich gar nicht gingen. Zuspitzung ok, political correctness muss nicht sein, aber Horst, Dobrindt und Co seien doch „inakzeptabel“. Für die Leser der Süddeutschen ein frischer Wohlfühlhauch in der eigenen Blase. Die wundern sich womöglich nur, warum Voßkuhle zweimal ablehnte, als Bundespräsident zu kandidieren – die Schuhe vom Hell/Dünkel-Gauck hätten ihm prima gepasst …

♦ Wie oft klagen wir über völlig aus der Art geschlagene Richter und ihre erratischen Urteile. Hier mal ein Fall, den wir wenigstens nachvollziehen können: Bewährung für einen Asylbewerber, der 24.000 Euro „Sozialleistungen“ ergaunerte. Die Richterin: „Der Staat hat es Ihnen einfach gemacht, sich eine neue Identität zuzulegen.“ Da muss es der Staat dem Gauner ja wohl auch ebenso leicht machen, (so gut wie) ohne Strafe davonzukommen!

♦ In Plüderhausen sticht ein Asylbewerber einen 53-jährigen Familienvater im Zimmer von dessen Tochter (des Asylwanderers „Ex-Freundin“) nieder. Festnahme. Und sofortige Freilassung durch die Staatsanwaltschaft! Hä? Ja, weil, schreibt Praktikantin Andrea in der Dorfzeitung, das steht so im Gesetz: „Es schreibt zwingend vor, dass ein Haftbefehl nur bei dringendem Tatverdacht erlassen werden darf. ‚Dringend’ heißt: Man braucht Beweise“. Deswegen heißt das ja auch „Verdacht“, gelle? Und morgen schreiben wir eine Geschichte, warum ein Blindenhund unbedingt blind sein muss, sonst ist er ja kein Blindenhund.

♦ Nanu, Schleswig-Holstein (CDU, FDP, Grüne) schafft Notstromaggregate an, falls es demnächst zappenduster wird? Da denkt inzwischen auch der Merkelhörige: Vertrauen in die Energiewende ist gut, Notstromaggregate sind besser …

♦ Alle reden vom Wetter. Sogar in Melle, Niedersachsen. Wegen einer „bekannten Großfamilie“, die im Wellenbad die dicke Welle machte. Zuletzt waren rund 40 Personen „mit migrativem (herrliche Formulierung! Chapeau!) Hintergrund“ aneinandergeraten. Jetzt soll die Polizei mehr Präsenz zeigen. In Polizeibadehosen?
„In vielen Freibädern der Region Chemnitz/Zwickau wundert man sich, wo derzeit die Besucher bleiben“, wundert sich zunächst auch „Bild“. Um am Ende einer langen Recherche zu der Erkenntnis zu kommen: „Es sind andere Gäste da als früher. Jugendliche, auch aus anderen Kulturkreisen, die oft sehr laut sind.“ Die Polizeibadehose wäre vielleicht auch da die Lösung.

Es geht aber natürlich auch auf die rheinische Art. Düsseldorf, Köln und Bonn haben eine Petition für deutlich mehr illegale Mittelmeerüberquerer eingereicht. So kriegen die ihre Schwimmbäder schon voll.

♦ Falls Sie noch ein Gesprächsthema fürs pluralistische sonntägliche Kaffeekränzchen suchen – warum fangen Sie nicht hiermit an: Donald Trump hat derzeit seine höchste Zustimmungsrate in den USA.

♦ Zum Sport. Der Fachhandel meldet so gut wie keinen Absatz der Fußballerhemdchen mit dem Aufdruck „Je suis Özil“, obwohl sich sogar Wolfgang Schäuble eins übergezogen hatte und dem DFB Schuld „an der Eskalation“ gab. Dennoch, so Oberlehrer Schäuble, der in Abwesenheit der Rektorin anscheinend die Geschäfte führt, dürfe man „die Integrationsleistungen des Fußballs nicht infrage stellen“.