Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 24 – Die große Selbstbezichtigung

Wenn wir alle Engel wären, dann bräuchten wir weder Annegret KK, Saskia Esken noch Robert Habeck. Sind wir aber nicht, deshalb haben wir ja das Politbüro ... 

Golden glänzte der Sarg, Kapellen spielten, Prediger predigten und der Präsidentschaftskandidat der Demokraten Joe Biden nutzte die Gelegenheit, per Videobotschaft um farbige Wähler zu buhlen. Halleluja! Die Grablegung des George Floyd aus Minneapolis kam einem Staatsbegräbnis gleich.

Erst mit seinem Tod gelang Floyd der Sprung vom „Criminal to Hero in a Moment“, wie die attraktive US-Aktivistin Candace Owens die postume Transformation Floyds bezeichnete. „He was not an amazing person“, „not the best the black community has to offer“. Oder wie es der CDU-Vorsitzende im Kreis Esslingen, Thaddäus Kunzmann, auf deutsch ausdrückte: „Zur Wahrheit gehört auch, dass Floyd ein Gewaltverbrecher mit beträchtlichem Vorstrafenregister war. Niemand von uns wollte ihm in der Nacht begegnen.“

In der CDU sind sie nun „nicht begeistert“ von Kunzmanns Äußerungen, ein paar Saschas und Michaels anderer Parteien fordern bereits die Entfernung des frechen Kerls, und Kunzmann wird wohl nie wieder mit den Wölfen heulen dürfen.

Annegret Kramp-Karrenbauer ist für die Regierungsbegleitpresse hingegen längst wieder eins von den coolen Kids. Weil sie sofort eingesteht, dass, „wenn wir alle ehrlich mit uns selbst sind“, irgendwie alle Rassisten seien. Während wir sie schon vor sich selber in Schutz nehmen wollen, führt sie allerdings einen schlagenden Beweis ins Feld: „Wir gehen oft ziemlich selbstverständlich davon aus, dass wir Dinge besser können als andere auf der Welt.“ Verdammt. Da hat sie recht, eine überwältigende Mehrheit der Deutschen und der Presse ist überzeugt, dass Dr. Angela Merkel alles besser kann als dieser Franzose, oder die Italiener, vom Ungarn und Polen gar nicht zu reden. Diese Rassisten!

♦ In Allemannda versuchte – wieder einmal vergebens – die SPD-Vorsitzende Saskia Esken Kapital aus linken Krawallen und Unruhen (diesmal im Gefolge des Floyd-Todes) zu schlagen. Eine „unabhängige Stelle“ für die Aufarbeitung von übermäßiger Gewaltanwendung und Rassismus bei der deutschen Polizei sei dringend erforderlich.  Wieder einmal ist es der Parteifreund Genosse Güllner (Forsa), der dann die Quittung vorbeibrachte: SPD 14 Prozent (geschmeichelt).

♦ Nun bringt ausgerechnet Horst, um den wir uns ja schon länger Sorgen machen, zusammen mit der roten Christine vom Justizministerium eine „wissenschaftliche Studie“ auf den Weg, die den Rassismus bei der deutschen Polizei untersuchen soll. Stichwort Social-Profiling. Sie erinnern sich: Hätte die Polizei nicht so viele Nafris in der Silvesternacht 2015 in Köln überprüft und aufgeschrieben, hätte der WDR bis heute nicht über den Taharrusch (sexuelle Übergriffe) berichtet.

♦ Kultursensibel, wie es sich gehört, berichtete der WDR über eine „Schlägerei unter etwa 60 Menschen“ am Bahnhof Mülheim an der Ruhr. So wird nichts und niemand diskriminiert, und der Leser kann sich seine eigene Interpretation vom nächtlichen Austausch der Argumente machen – handelt es sich um das ganz normale tägliche Aushandeln des Zusammenlebens? Oder um eine umstrittene Kandidatenaufstellung des SPD-Ortsvereins? 

♦ Vielleicht kommt die „neutrale Esken-Stelle“ zur Polizei-Schikane noch rechtzeitig für den 26-jährigen Philipp H., der sich im demnächst eingestellten Kinder-Spiegel bento bitter beklagte, „ich habe doch nicht sechseinhalb Jahre studiert, um mich jetzt als Pizzalieferant zu bewerben!“ Denn obwohl er nur noch seine Magisterarbeit abgeben muss, findet der Politologe keinen ihm genehmen Job. Dabei müsste der Politikwissenschaftler eigentlich wissen, dass SPD-Chefin Esken einst als Paketbotin begann, und SPD-Lichtgestalt Kevin in einem Call-Center praktische Proletariats-Erfahrung sammelte …

♦ Obwohl nur die Hälfte der Bundesländer eine Antidiskriminierungsstelle betreiben, kann der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Bernhard Franke, einen drastischen Anstieg der sich benachteiligt Fühlenden melden, wegen ethnischer Herkunft oder sexueller Identität. Wir wetten jede Summe, dass sich die Zahlen der Diskriminierten kongruent zu denen der Diskriminierungsbeauftragten erhöhen.

♦ Adidas will nach dem Tod von George Floyd Sportaktivitäten in mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Gegenden fördern und Stipendien für schwarze Studenten finanzieren. Moment: Schwarze werden akademisch beim Basketball gefördert? Ist das nicht wieder Rassismus? Außerdem hatte der Herr Floyd ein solches Basketballstipendium, das er allerdings abbrach. Und wo wir schon beim Rassismus sind: Fallen die Hungerlöhne, die Adidas Frauen in Indonesien zahlt, nicht auch darunter?

♦ Bekenntnis ablegen, (Kra-)Wallfahrten nach Berlin und Hamburg, Beauftragte ernennen – soll das schon alles gewesen sein? Natürlich nicht, schließlich haben wir ja die Grünen. Deren Robert Habeck forderte, das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu streichen. Nanu, fragt sich der Laie, sollte im „Lieblingsbuch der Deutschen“ (Frank-Walter), dem Grundgesetz, tatsächlich das Wort „Rasse“ vorkommen? In der Tat: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seiner sexuellen Identität, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Hm. Wenn das Wort gestrichen wird, darf man dann trotzdem wegen „Rasse“ bevorzugt werden? Vielleicht erklären Sie das mal in einem neuen Buch, Robert.

♦ Artikel drei ist auch ohne Habecks Streichung natürlich längst Makulatur, wie jeder weiß, dessen politische Anschauung auch nur ein klein wenig von der Anschauung der CDU/CSU/SPD/FDP/SED abweicht, und der deswegen massiv (beruflich) benachteiligt wird.

♦ Wenn schon das Grundgesetz umgeschrieben werden soll, ist es da nicht langsam auch Zeit für einen Revolutionskalender? Wie wärs damit, die Monatsnamen zu ändern? Der Juni könnte dann wieder Messidor heißen wie in der Französischen Revolution, gefolgt vom Thermidor, dann als deutscher Beitrag der Frankwaltervor. Und Nocheintor

♦ Die, die in der neuen Normalität gut angekommen sind, wissen, dass nicht nur die Rasse ein soziales Konstrukt ist, sondern auch das Geschlecht. Von daher eine Frage an den Revolutionsausschuss: Müssen die Harry Potter Bücher von J.K. Rowling, die unbelehrbar daran festhält, „dass das biologische Geschlecht eines Menschen eine zentrale Rolle in dessen Leben spielt und mitnichten ein soziales Konstrukt ist“, und dass „das biologische Geschlecht eine Wirklichkeit ist“ und „schon im Sinn der Frauenrechtsbewegung als solches respektiert werden muss“ – also müssten deren Bücher nicht verbrannt werden? (Die Kinder können ja stattdessen was von Robert Habeck lesen.)

♦ Wenn der eine verrückt wird, freut sich der andere. Seit mehrere Sender „Vom Winde verweht“ vom Bildschirm verbannen (der Film gewann 8 Oscars, darunter der erste für eine Schwarze!), ist der 80 Jahre alte Filmklassiker ein Renner bei Amazon.

♦ Nach wiederholten Missbrauchsfällen von Kindern – und folgenden Bewährungsstrafen, zuletzt in Niedersachsen – greifen die Behörden im Homeland NRW jetzt knallhart durch – die Missbrauchs-Laube in Münster wird abgerissen.

♦ Und Corona? Professor Streeck von der Uni Bonn sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Ich glaube auch weiterhin nicht, dass wir am Ende des Jahres in Deutschland mehr Todesfälle als in anderen Jahren gehabt haben werden.“ Auch der Maskenzwang kommt ihm spanisch vor: „Am Anfang der Pandemie wurde ja dezidiert gewarnt vor Masken. Die Gründe dafür gelten immer noch, auch wenn sie merkwürdigerweise keine Rolle mehr zu spielen scheinen.“ Und Professor Drosten? Der sagt erst mal nichts mehr. Und was sagen Sie, verehrte Leser?


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