Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 12 – Merkel und ihre „Sätze zum Einrahmen“

Nun bröckeln die Fassaden. Die EU ist nur noch ein Märchen auf Papier, an Merkels Corona-Management glauben nur noch hartgesottene Journos. Wir fordern: Spargelsemester für Gedönswissenschaften.

Fast 18 Millionen saßen vor den TV-Geräten als Dr. Angela Merkel die für ihre Verhältnisse erstaunlich klaren Worte sprach: „Gerade in Zeiten wie diesen muss man zusammenhalten und aushelfen, wo man kann und gebraucht wird.“ 

Oh, Moment. Da sind uns die Redetexte durcheinandergerutscht. Das war nicht Merkel, sondern Florian Silbereisen, der das gesagt hatte, anlässlich seiner Bestallung als DSDS-Ersatzjuror für den von RTL als Rassisten verurteilten Xavier Naidoo.  

♦ Aber auch Merkels Rede war natürlich mindestens „historisch“, wie ihre Bewunderer von allen Kanzeln verbreiteten. Die „Virtuosin des Diskreten und Besonnenen“ (Welt) fand „Sätze zum Einrahmen“ (Die Zeit), bescherte der FAZ einen „Churchill-Moment“, und der Spiegel vernahm eine „Botschaft des Ausharrens, Aushaltens und Aushelfens“. Wir hörten als Merkels Kernsatz nur „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“ – was man auch wüsste, wenn man Zeitung liest und woran beim besten Willen nichts Historisches zu erkennen ist. Aber wir gehören ja auch nicht zu den Beziehern der Panzerschokolade, wie sie Mitarbeiter der medienkriegswichtigen Betriebe offensichtlich wieder bekommen.

♦ Dafür läuft die Produktion guter Nachrichten für die Regierung auf Hochtouren. Die Zustimmungswerte der Union steigen angeblich auf 32 Prozent, sogar die der Mit-Regierer von der SPD um einen Prozentpunkt. Grüne und AfD verlieren 2 Prozent. Jetzt könnten Beckmesser maulen, das Auf und Ab liege im Rahmen der Ungenauigkeit von 2 bis 3 Prozent – eigentlich habe sich nichts gravierend verändert – aber für eine Propagandameldung reicht es allemal.

♦ Von der Corona-Front kommen hingegen keine Erfolgsmeldungen. Es fehlen Schutzmasken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel – auch schweres Gerät (Beatmungsapparaturen) kann nicht schnell genug beschafft werden. 

Jens-„Wir sind gut vorbereitet“-Spahn war zu keiner Zeit auch nur halbwegs gut vorbereitet. Schutzmaterial-Hersteller beklagen das völlige Desinteresse seines Ministeriums an der Organisation von Nachschub bis in den März hinein.

♦ Überhaupt zeigt sich das politische Personal überfordert oder unterqualifiziert. Wirtschaftsminister Altmaier versprach mit seinem ehrlichsten Gesichtsausdruck „Kein einziger Arbeitsplatz geht wegen Corona verloren“ – und er ist damit entweder dumm oder er hält uns für dumm. Heiko ist weitestgehend abgetaucht, Horst hält nur den Migrantenzuzug in Gang, und Scheuer die Flughäfen für Flüge aus Risikogebieten offen. Arbeitsminister Heil, ein veritabler Dummkopf, verbreitet Mantra-artig, er möchte nicht, dass es bei uns mit dem Corona so schlecht läuft wie in den USA, wo alles noch viel schlimmer ist wegen Donald Trump, das hat er nämlich im Tagesspiegel gelesen.

♦ Hätte er sich anderswo informiert, dann wüsste er, dass „ausgerechnet Trump“ in den USA „ein soziales Sicherheitsnetz“ erschafft, das es dort noch nie gab: Eine landesweite Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die Leistungen der Arbeitslosenversicherung sollen steigen. Wer keine Krankenversicherung besitzt, erhält Zuschüsse.

Bei Corona spielt Trump die frühe Merkel und realisiert einfach alle Forderungen der Opposition.

♦ Bayerns Markus Söder weiß: auf die Frauen kommt es an. Nein, nicht auf Göring-Eckardt oder Annalena, sondern auf die an der Wahlurne – und Frauen ziehen in Krisen harte Maßnahmen den Zauderern vor. Also erlässt er fast täglich (bei Kurz in Österreich kopierte) neue Gebote (sind’s schon zehn?), denen die andern Bundesländer zeitverzögert folgen.

Linksradikale, aus vielen Regierungstöpfen wie „Demokratie leben“ gespeist, wollen auch bei drohenden Ausgangssperren ihre Arbeit nicht niederlegen. Auf ihrer Plattform indymedia rufen sie zu „Aufständen und Plünderungen“ auf.

♦ Der Kampf gegen Rechts muss schließlich weitergehen, denn laut Spiegel haben die alten Leute in Hamburg „mehr Angst vor der AfD als vor Corona“.

♦ Deshalb wird auch bei Corona der Kampf gegen alle nichtsozialistischen Bürger fortgesetzt. Saskia Esken, die man amerikanischen Freunden als ‘deutsche Hillary ohne Macht, Bildung, Kohle und Bill – aber genauso sympathisch‘ beschreiben könnte, will Berufsverbote für AfD-Mitglieder im Öffentlichen Dienst.

♦ Die Zeit fordert das Verbrennen einiger Werke des Sängers Reinhard Mey. Zum Beispiel das Lied „Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden“ von 1974. Da singt der freche Barde doch tatsächlich, „der Politiker hat nichts ‘Anständiges’ gelernt, ihn treibt allein die Gier an, sich zu bereichern, …“ Erstaunlich, dass der Sänger das schon lange vor Kevin Kühnert, Göring-Eckardt, Claudia Roth oder Maddin Schulz geschrieben hat.

Netflix drosselt seine Übertragungsrate, auch Youtube fährt die Bildqualität herunter, damit, wenn in der Krise die Leute zuhause bleiben müssen, das Internet nicht „verstopft“ wird. Eine gute Gelegenheit für den Staatsfunk, seine Programme deutlich auszudünnen. Stattdessen hören wir Aiman Mayzek, der ein islamisches Programm verlangt. Hast du keine Schüssel, Aiman?

♦ Die Europäische Union zeigt bei der Corona-Krise die gleiche berühmte Effizienz wie bei der Grenzsicherung. Nichts geht – rien ne va plus. „Die europäische Solidarität – ein Märchen auf Papier“ (Serbiens Präsident Aleksandar Vučić). Auch Italien vertraut lieber auf Chinas neue „Seidenstraße der Gesundheit“ (Xi Jinping) als auf „europäische Lösungen“ (Merkel).

♦ Ein CDU-Innenpolitiker namens Middelberg will „Flüchtlinge” für den Einsatz auf den Feldern gewinnen. Das meint der nicht als Scherz. In Osnabrück, wo er herkommt, glaubt man fest an Angelas & Olafs Kompetenz, und daran, dass nur kriegsverfolgte Schutzsuchende, Familien und Facharbeiter zu Millionen ins Land gekommen sind. Die sind aber doch längst alle in Amt und Würden, oder? Da scheint eher ein Spargelsemester für Gender- und andere Gedönswissenschaften angesagt. Studentische Erntehelfer gab‘s in der DDR auch.

♦ Übrigens: Die Jungen graust es vor der Seuche nicht. Bei schönem Wetter treffen sie sich in Parks und Cafés oder daheim zu Corona-Partys. Natürlich ist das falsch und gefährlich, aber kann man es ihnen verdenken? Monatelang hämmerten ihnen die Lehrer fächerübergreifend ein, die Welt gehe unter, weil ein kleines verwirrtes Mädchen aus Schweden CO2 gesehen habe. Schölefrö, schölefrö, hieß es jeden Freitag selbst in aufgeklärten Lehranstalten, die sich außerdem als stolze Schulen gegen Rassismus bezeichnen. So blöd sind nicht mal die dümmsten Schüler, das Dauer-Gebimmel und -Geklingel für Klima, Flüchtlinge und gegen Rechts noch ernst zu nehmen. Für sie ist eher klar: Der Lehrkörper leidet offensichtlich unter dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ADHS. Wer wegen jedes Unsinns den Weltuntergang beschwört, dem glaubt man halt auch nicht, wenn es wirklich ernst wird.

Und tschüss! 


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