Tichys Einblick
Wen würden Don Camillo und Peppone wählen?

Salvini in Maranello: Bleibt nur der Ferrari rot?

Es scheint tatsächlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Emilia-Romagna zu werden.

Screenshot FB

Es scheint tatsächlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Emilia-Romagna zu werden. Die Demoskopen und Politologen sehen momentan, speziell in der roten Hochburg im Norden, ein Patt oder eine knappe Nasenlänge Vorsprung für die PD voraus. Andere wiederum weisen auf die rund 400.000 unentschlossenen Wähler hin – und hier könnte die von Salvini und der Lega ins Rennen geschickte, smarte Lucia Borgonzoni noch punkten.

Matteo Salvini ist Parteiführer, aber er nimmt sich vor Ort zurück, lässt erst die Spitzenkandidatin auf ihre Landsleute einwirken, bevor er, sehnlichst vom Publikum erwartet, ans Mikro tritt, den Team-Leader gibt, um Lucia Borgonzoni den Rücken zu stärken.

Diesmal also in Maranello, unweit von Modena, der Ferrari-Produktions- und Pilgerstätte. Die Piazza Libertà – der Platz der Freiheit, ist überfüllt. Ja, und nicht nur Maranello, sondern die Emilia-Romagna gilt es zu befreien, vom rotsozialistischen Mief der vergangenen Jahrzehnte. Dort, wo Automobilfans gern das Ferrari-Museum besuchen, dem Sound der Sportwägen lauschen, ja, wo stets Benzingeruch, Ferraristi meinen eher, Duft, in der Luft hängt, stieg Matteo Salvini nochmals richtig ins Gaspedal. Aber stets moderat, der Wahlmotor wurde nicht überdreht, und Salvini machte mit Lucia Borgonzoni klar, man wolle die Roten der PD, hinter sich lassen.

Noch heißt es, sei die PD aus der Tradition heraus in den größeren Städten wie Bologna, Modena oder Reggio Emilia und Ravenna stark, doch andererseits bröckele die Sozialisten-Hegemonie bereits in den Provinzen, wo sehr viele Handwerker und Landwirte mit traditionellen Betrieben und deren Familien leben – und diese Leute können wahrlich Multiplikatoren werden.

Matteo Salvini gibt in Maranello einmal mehr den Tribun, den man kennt. Authentisch, gespielt kann seine Performance kaum sein, aber leider auch mit einem kleinen Hauch hin zum Kitsch oder zur identitätsstiftenden Verkleidung: In fast jeder Stadt beim Wahlkampf zog er sich eine Jacke mit dem aufgeflockten Namen der jeweiligen Stadt über. Genauso seine Mitstreiter. In Maranello reicht ein knallrotes Ferrarikäppi. Vorne drauf das aufgaloppierende Pferd. Salvini könnte auch den Chefmechaniker beim Boxenstopp mimen. Keine Sorge, habe alles im Griff.

Die Gegner drehen durch
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Wenn ihr alle uns helft, so Salvini zum Publikum, das immer wieder Matteo und Lucia skandiert, werde man die Region von denen befreien, die dafür gesorgt hätten, dass die Region mit lauter fleißigen Menschen stagniere. Statt für die Bürger da zu sein, hätten sich die Roten zu Freunden der Reichen und der Banken gemacht. Ja, Enzo Ferrari, der Gründer, sei einmal gefragt worden, was ihm, oder welches Automodell ihm am meisten Freude bereitet hätte, erzählt Salvini. Das Publikum lauscht gebannt, und Salvini kommt zum Fazit: „Enzo Ferrari entgegnete, am meisten Freude und Neugier bereite ihn das nächste Ziel, der nächste Erfolg …“, es branden Applaus und „Bravorufe“ auf. In Maranello und der Emilia-Romagna speziell, sollten nur der Ferrari und der Lambrusco rot bleiben.

Spitzenkandidatin Borgonzoni und Salvini stimmen die Bürger auf der Piazza ein, lasst uns gemeinsam das Beste für die „Emiliani und Romagnoli“ herausholen. Und noch etwas, fügt der Legachef hinzu, alle von der PD, die Lucia Borgonzoni angreifen würden, sie sei ja eine Frau und könne es nicht besser, haben „im Grunde genommen Angst“, dass es Lucia tatsächlich besser machen kann. Die Lega verstecke ihre Frauen nicht.

Kurios ist vielleicht und irgendwie auch typisch für Italien, wie beide Parteien und Kontrahenten Film-Legenden bemühen. Gerade in der Emilia-Romagna, müssen nun auch die filmischen Schwarzweiß-Helden, Don Camillo und Peppone, herhalten. Den Anfang machte PD-Chef Zingaretti,„Eines sei doch klar, beide würden niemals die Lega wählen …“. Also weder der kommunistische Bürgermeister, noch der Priester Don Camillo.

Matteo Salvini meinte nur: „Ganz sicher aber ist, dass Peppone und Don Camillo sofort die Straßenseite wechseln würden“, wenn ihnen Genossen wie Zingaretti und Renzi entgegenkommen würden, letzterer ja mit seiner eigenen erfolglosen Bewegung.

Nein, für ihn Salvini sei es wichtig, dass sich hier auf der Piazza Libertà von Maranello fleißige und ehrliche Leute, viele Landwirte, Arbeiter, verantwortungsvolle Lehrer, und auch Studenten, befänden. Allein auf die zähle er – die linke „Radical Chic“ könnten gern unter sich bleiben.

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