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Orbán: Christenverfolgung in Europa „viel näher“ als man denkt

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán erklärte, dass vier von fünf Menschen, die auf der Welt ihres Glaubens wegen verfolgt würden, Christen seien. Das seien rund 245 Millionen Menschen weltweit. Er forderte zu einer Rückkehr zu christlichen Wurzeln auf.

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Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat davor gewarnt, dass die Art der Christenverfolgung, wie man sie aus Syrien, dem Irak und Nigeria kenne, „viel näher sei“ als viele annähmen. Das sagte Orbán bei einer internationalen Konferenz über Christenverfolgung in Budapest. Verantwortlich machte der seit 2010 amtierende Regierungschef dafür den religiösen, kulturellen und demographischen Wandel auf dem europäischen Kontinent. „Die einzige Sache“, die Europa retten könne, sei die Rückbesinnung auf seine christlichen Werte und die Rückkehr zu seinen „christlichen Wurzeln und seiner christlichen Identität“.

Orbán gab sich überzeugt, dass die Aufnahme der Verfolgten Christen aus dem Orient eine große Hilfe dabei sei, den Kontinent zu retten. „Wir geben den Verfolgten was sie brauchen, und was wir von ihnen zurückbekommen, sind der christliche Glaube, Liebe und Beständigkeit“, so Orbán weiter. Er hob hervor, dass das Christentum auch das Fortleben der ungarischen Nation ermöglicht habe und erinnerte an die Gründung des Königreichs Ungarn vor 1.000 Jahren durch Stephan den Heiligen. Ohne Annahme des Glaubens wären die aus dem Osten kommenden magyarischen Stämme wieder aus der Geschichte verschwunden.

Der ungarische Ministerpräsident erklärte, dass vier von fünf Menschen, die auf der Welt ihres Glaubens wegen verfolgt würden, Christen seien. Das seien rund 245 Millionen Menschen weltweit. „Und dennoch schweigt Europa, immer und immer wieder“, mahnte er. Europäische Politiker erschienen paralysiert und bekräftigten, dass es nur eine Frage von „Menschenrechten“ sei, doch der Fall liege anders. In Europa habe die Christenverfolgung eine andere Form. Namentlich nannte er „Bevölkerungsaustausch, Stigmatisierung, Verächtlichmachung und politische Korrektheit“.

Ungarn finanziert Christen im Irak und Syrien mit rund 40 Millionen Dollar

Die Internationale Konferenz über Christenverfolgung in der ungarischen Hauptstadt versammelt drei Tage lang Vertreter aus Politik, Religion und Gesellschaft, sowie Diplomaten und Aktivisten. Sie ist bereits die zweite Veranstaltung ihrer Art und wird vom ungarischen Staat finanziert. Der Vorläufer fand 2017 statt. Über die Aktion „Hungary helps“ finanziert Ungarn Christen im Irak und Syrien mit rund 40 Millionen Dollar. Die ungarische Verfassung betont die christliche Identität des Landes.

Orbán selbst ist Teil der calvinistischen Minderheit im mehrheitlich katholischen Ungarn. Seine Frau und seine fünf Kinder sind dagegen römisch-katholischer Konfession.


Dieser Beitrag erschien zuerst am 28.11.2019 in Die Tagespost. Katholische Wochenzeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur.