Tichys Einblick
Zwei Premierminister brachte er schon zu Fall

Nigel Farage will mit Anti-Lockdown Partei antreten

In Großbritannien ist ab Donnerstag wieder Lockdown. Gegen diese harte Corona-Politik forciert der frühere Chef der UKIP, Nigel Farage, nun eine neue Partei. Das dürfte Boris Johnson Kopfzerbrechen bereiten.

imago images / UIG

Nigel Farage steigt wieder in die britische Politik ein: Der „Brexsack“ hat in der Nacht auf Montag angekündigt, seine alte Brexit-Partei in „Reform UK“ umzubenennen. Zentrale Forderung: Keine neuen Lockdowns mehr! Zuletzt hatte Premierminister Boris Johnson einen neuerlichen Lockdown ab Donnerstag verkündet.
Das zentrale Problem zur Zeit sei die „elende“ Antwort von Johnson auf Corona, so Farage. Die Regierung wolle das Land bis zur „Unterwerfung“ in Angst versetzen, „gekoppelt mit einem Bombardement aus Lockdowns, Regeln, Vorschriften und Drohungen“.

Obwohl Boris Johnson in Deutschland als Mr. Brexit oder Brexit-Boris bekannt ist, war die eigentlich treibende Kraft der neuen konservativen Bewegung im Vereinigten Königreich wohl Nigel Farage. Er war Gründungsmitglied der „United Kingdom Independence Party“ (UKIP) und trieb als deren Vorsitzender die britische Politik vor sich her – über Jahrzehnte. Ohne ihn hätte es wohl keinen Brexit gegeben. Erst im Momentum selber setzte sich Boris Johnson durch und stieg zum Gesicht der Brexit-Bewegung auf. Farage beendete seine politische Karriere nach dem Referendum, da sein politisches Ziel erreicht wurde – „Ich will mein Leben zurück“, soll er gesagt haben. Diese Geradlinigkeit brachte ihm viel Respekt ein.

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Als sich dann Theresa May aufschwang und den Brexit ein ums andere mal aufschob und schon von einem zweiten Referendum die Rede war, folgte Farages Comeback – und was für eins. Die von ihm forcierte Brexit-Party holte vier Monate nach ihrer Gründung bei der EU-Wahl 2019 sage und schreibe 30,5% im UK, wurde mit Abstand stärkste Kraft und holte fast vier mal soviel Stimmen wie die Tories. Mit diesem Sieg stürzte er die konservative Parteivorsitzende und Premierministerin May, die einen Tag später zurücktreten musste, und ebnete so den Weg für Boris Johnson als neuer Premierminister, der einen harten Brexit-Kurs einleitete. Mit Erreichen seines politischen Ziels zog er sich wieder zurück, lediglich in der Parlamentswahl 2019 ließ er seine Brexit-Partei noch einmal antreten – allerdings nur in Wahlkreisen, die zuvor von Labour oder den Liberaldemokraten gewonnen wurden, um die zu schwächen und dem Brexit-Lager den Rücken frei zu halten.

Doch das Verhältnis der beiden Brexiteers Johnson und Farage ist angespannt, mehrmals erwog Farage bereits, offen gegen Johnson ins Feld zu ziehen, da dieser am Ende doch keinen harten Brexit wagte und in den Augen von Farage das Momentum verpasste.

Farages Ankündigung jetzt dürfte Boris Johnson Kopfzerbrechen bereiten, zu stark ist der 56-Jährige mit dem ikonischen Spitznamen Brexsack noch. „Lockdowns funktionieren nicht. Tatsächlich verursachen sie mehr Schaden als Gutes“, schrieb Farage mit einem Parteikollegen in einer Zeitungskolumne. Die von den Corona-Maßnahmen schwer getroffene Schicht von kleinen Unternehmern und Gewerbetreibenden könnte sich dem Mann anschließen. An seiner politischen Agenda ist bisher noch keiner so wirklich vorbei gekommen. 

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