Tichys Einblick
ISLAMISTISCHER TERRORVERDACHT

Messerattacke auf Polizeimitarbeiterin nahe Paris

In der Nähe von Paris ereignete sich gestern eine mutmaßlich islamistische Tat auf eine Polizeimitarbeiterin. Der Täter änderte nach dem Mord an Samuel Paty sein Profilbild in ein Kampagnenmotiv „Respektiere Mohammed“ um.

picture alliance/dpa/MAXPPP | Jean-Baptiste Quentin

„Im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus werden wir nicht aufgeben“, twitterte der französische Präsident Emmanuel Macron gestern nach einem schrecklichen neuen Anlass. Es sind gerade eimal fünf Monate vergangen, als der Lehrer Samuel Paty im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine Opfer eines islamistischen Anschlages wurde. Nur wenige Kilometer von diesem Tatort entfernt, in der Kleinstadt Rambouillet, ereignete sich eine mutmaßlich islamistische Terrortat in einer Polizeiwache. Das Opfer, eine Mitarbeiterin der Polizei, wurde dabei getötet. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft ermittelt. Nach TE-Informationen schaute sich der Täter Hetz-Beiträge einer mutmaßlich islamistischen Organisation an, die gezielt das Konzept „Islamophobie“ verbreitete – auch in Deutschland gibt es solche vom Staat geförderte Orga-nisationen.

Was war geschehen?

Die Tat ereignete sich am frühen Nachmittag, gegen 14:20 Uhr. Bei dem Täter handelt es sich um einen 36 Jahre alten Tunesier, namens Jamel G. Das Opfer, die 49-Jährige Stéphanie M., eine Verwaltungsmitarbeiterin der Polizeistation, kehrte gerade von ihrer Pause zurück, als der Angreifer sich zeitgleich mit ihrem Eintreten in die Eingangshalle schlich. Als scheinbar Polizisten darauf aufmerksam wurden und sich näherten, zog Jamel G. ein Messer hervor und stach zweimal brutal in die Kehle von Stéphanie M.. Nachdem einer der Polizisten die Luftschleusetür aufgeschlossen hatte, schoss dieser zweimal auf den Täter. Der Attentäter soll laut Zeugen zweimal „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) in der Luftschleuse gerufen haben, dazu äußerte sich der Staatsanwalt bisher nicht. Die Zeugen, die davon berichteten, befanden sich wohl einige Meter vom Geschehen entfernt.

Jamel G. hatte die tunesische Staatsbürgerschaft, bisher keine Vorstrafen und hielt sich legal in Frankreich auf. Den Sicherheitsbehörden sei er laut Polizeikreisen nicht bekannt gewesen. Im Jahr 2009 kam er nach Frankreich. Laut dem Fernsehsender BFM TV übte Jamel G. den Beruf eines Zustellfahrers aus. Den vorgefundenen Ausweispapieren nach lag sein Wohnsitz erst in Val-de-Marne, seit Dezember 2015 in Rambouillet. Das Opfer Stephanie M., Mutter von zwei Kindern (18 und 13 Jahren), erlag ihren schweren Verletzungen noch vor Ort. Während ihrer Pause ging sie aus dem Polizeirevier, um die Parkscheibe ihres Wagens auf der Straße zu wechseln. Stephanie M. war während des tödlichen Anschlages nicht bewaffnet. Sie hat 28 Jahre lang in Rambouillet gearbeitet.

Was ist das Motiv?

Bisher ist das Motiv nicht bekannt. Aufgrund der angeblichen „Allahu Akbar“-Rufe und des Tatablaufs liegt der Verdacht eines islamistisch motivierten Terroranschlags nahe. Die Staatsanwaltschaft hat angekündigt, die Ermittlungen aufzunehmen. Nach der Tat wurde das Haus des Täters von der Polizei durchsucht. Drei Personen wurden im Zuge der Untersuchungen bereits in Polizeigewahrsam genommen. Laut Agence France-Press (AFP) gehören diese drei Personen zum Kreis des Angreifers Jamel G.. Darunter befindet sich wohl auch der Vater von Jamel G. sowie eine Person, die ihn bei seiner Ankunft in Frankreich beherbergte oder in Empfang genommen hat. Die Polizei hat ebenso gestern in Val-de-Marne, in dem Haus, in der Jamel G. bei seiner Ankunft in Frankreich 2009 beherbergt wurde, eine zweite Operation und Durchsuchung durchgeführt.

Seit mehreren Jahren lebte der Täter offenbar in einem abgelegenen Haus in Rambouillet. In einem Interview mit AFP erzählt ein ehemaliger Nachbar, er erinnere sich an einen „muslimischen“, aber „nicht praktizierenden“ Mann, der alleine lebte und seines Eindrucks nach in einer Bauindustrie arbeitete.

Das Täterprofil weist ins islamistische Motiv

Durch seine sozialen Netzwerken ergibt sich mittlerweile ein erstes Profil des Täters. In seinem Facebook-Account widmeten sich seine öffentlichen Beitrage bis 2020 fast ausschließlich dem Kampf gegen „Islamophobie“ und gegen Islamkritiker wie den Journalisten Eric Zemmour, der wegen Aufstachelung zum Rassenhass mehrfach vor Gericht stand. Ab April 2020, dem Beginn von dem muslimischen Fastenmonat Ramadan, veröffentlichte er Gebete und Koranverse. Am 24. Oktober 2020, acht Tage nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty durch einen Islamisten, änderte Jamel G. sein Profilbild und beteiligte sich an einer Kampagne mit dem Titel „Respektiere Mohammed, den Propheten Gottes“. Samuel Paty wurde brutal ermordet, weil er seinen Schülern eine Mohammed-Karikatur zum Zweck der Meinungsfreiheit zeigte. Es folgen weitere Postings wie „Je Susis Mohammed“ und „Verteidige deinen Propheten, wenn auch nur mit Gebeten“. Auch hat er sich Dschihadisten-Videos beziehungsweise islamistische Propagandavideos angesehen. Jamel G.’s Profil ist angefüllt mit Postings radikaler Prediger. Besonders bei seinen „Islamophobie“-Beiträgen fällt die Organisation CCIF (Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich) auf. Diese Organisation steht im Verdacht islamistische Verbindungen zu haben und ist bekannt dafür, gezielt übertrieben dargestellte Diskriminierung gegen Muslime zu streuen. Die Organisation verbreitete das höchst umstrittene Konzept „Islamophobie“ lange Zeit erfolgreich. Auffällig war auch, dass sie strategisch juristisch arbeiteten. Der Ramadan begann vor etwa zehn Tagen, besonders in Frankreich kommt es in diesem Zeitraum zu extremistischen Anschlägen. Vor allem für die Polizei in Frankreich bedeutet dies erhöhte Aufmerksamkeit.

Sicherheitsbeamte im Visier des Terrorismus

Seit 2015 sieht sich Frankreich mit einer Welle von islamistischen Anschlägen konfrontiert, die insgesamt mehr als 260 Todesopfer forderte. Der letzte Angriff auf Polizisten in Frankreich geht auf den 3. Oktober 2019 zurück, als im Pariser Polizeipräsidium ein Angestellter drei Polizisten und einen Verwaltungsangestellten erstochen hat, bevor der Täter schließlich erschossen wurde. Nicht zu vergessen das Jahr 2017, ein Mann tötete auf der Pariser Nobelstraße Champs-Élysées einen Beamten und verletzte zwei weitere Menschen. Die Regierung Frankreichs möchte mit einem neuen Sicherheitsgesetz für mehr Schutz für die Sicherheitskräfte im Land sorgen.

Innenminister Gérald Darmanin kündigte an, dass die Sicherheit der Polizeistationen und Gendarmerien verstärkt werde. In einem Telegramm an die Präfekten in Frankreich forderte er dazu auf, „die Wachsamkeits- und Sicherheitsmaßnahmen in und um Polizeistationen und Gendarmerie-Brigaden, insbesondere im Hinblick auf Eingänge, zu verstärken.“

Anders als in Deutschland, eilten Innenminister Darmanin und Premierminister Jean Castex nur zwei Stunden nach dem brutalen Attentat zum Schauplatz der Tragödie. Castex betonte „allen Franzosen“ gegenüber, wie groß seine Entschlossenheit sei, den Terrorismus in all seinen Formen zu bekämpfen. Präsident Macron gedachte dem Opfer auf Twitter und versicherte, dass „die Nation an der Seite ihrer Familie, ihrer Kollegen und der Strafverfolgungsbehörden steht“. Emmanuel Macron bekräftigte, dass die Regierung im Kampf „gegen den islamistischen Terrorismus“ keinesfalls nachgeben werde.

Anzeige