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Massiver Stromausfall in Südamerika

Uruguay wird von deutschen Energiewendlern gelobt. Das Land nehme eine Vorreiterrolle beim »Umstieg auf erneuerbare Energien« ein, schreibt die Deutsch-Uruguayische Industrie- und Handelskammer.

JUAN VARGAS/AFP/Getty Images

Die Züge und U-Bahnen blieben plötzlich auf offener Strecke stehen, Ampeln fielen aus, in den Krankenhäuser übernahmen Notstromgeneratoren die Stromversorgung. Ein massiver Stromausfall in drei Ländern Südamerikas sorgte für weitreichende Verwerfungen im Leben. Über fünfzig Millionen in Argentinien, Uruguay und Paraguay waren teilweise bis zu 15 Stunden lang ohne Strom. Stromunterbrechungen kennen sie zwar, aber nicht solch heftige flächendeckende. Auch die Wasserversorger gerieten in Not und forderten die Leute auf, Wasser zu sparen. Denn auch die Wasserpumpen funktionieren mit Strom – der war nicht da.

Nach etwa acht Stunden hatten die Hälfte der Verbraucher wieder Strom, mittlerweile sind fast alle wieder am Netz. Die beiden Stromversorger Edesur und Edenor müssen sich auf hohe Entschädigungszahlungen einstellen.

Der Blackout kam früh um 7.07 Uhr Ortszeit am Sonntagmorgen; auf der Südhalbkugel herrscht gerade Winterzeit. Viele Menschen heizen mit Strom, bereits seit mehreren Tagen gingen starke Regenfälle nieder. Das Energieministerium teilte mit, starke Stürme an den Küsten hätten einzelne Leitungen im Norden zerstört. Die Ursachen werde man allerdings erst in zehn bis 15 Tagen kennen, sagte Argentiniens Energiestaatssekretär Gustavo Lopetegui auf einer Pressekonferenz. Er unterstützt übrigens nicht die umhergeisternden Gerüchte, angebliche amerikanische Hacker-Angriffe gegen Netzzentralen hätten zu dem Stromausfall geführt.

Die Länder werden über einen Stromverbund versorgt, das habe auch für den weitreichenden Blackout gesorgt. Strom wurde unter der Regentschaft von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner bis 2015 stark subventioniert. Daher wurde im Bereich der Stromversorgung praktisch nicht investiert – mit den entsprechenden Folgen für die Infrastruktur.

Dennoch betont der CEO des argentinischen Übertragungsnetzbetreibers Transener, Carlos Garcia Pereyra, dass das argentinische Elektrizitätssystem »äußerst robust« sei und dass »es ein hohes Investitionsniveau aufweist«. Also keine Fehler gemacht. Vom Wasserkraftwerk Salto Grande an der Grenze zu Uruguay wurde das Hochspannungsnetz schrittweise wieder aufgebaut, wie das Energieministerium sagte. Das versorgt auch einen Teil Argentiniens mit Strom.

Uruguay wird von deutschen Energiewendlern gelobt. Das muss stutzig machen; die deutsche Energiewende-Ideologie wird exportiert. Das Land nehme eine Vorreiterrolle beim »Umstieg auf erneuerbare Energien« ein, schreibt die Deutsch-Uruguayische Industrie- und Handelskammer und fährt fort: »Durch die erhöhte Stromgewinnung aus Wasserkraft, Windkraft und Biomasse konnte der Stromverbrauch im Jahr 2016 bereits zu 97% durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. Bezogen auf den Anteil an der Primärenergie machen erneuerbare Energien 59% aus.«

»Die Windenergie stemmt inzwischen 38 Prozent der Stromerzeugung«, bemerkt die »Naturstrom AG« unter der Überschrift »Wie Uruguay seine Energiewende vollendet«. Nun kommen auch in Südamerika Wind und Sonne so ungleichmäßig wie hierzulande und können von Natur aus nicht für gleichmäßige und immer verfügbare Energie sorgen.

»In jedem Fall ist das kleine südamerikanische Land inzwischen ein echter Energiewende-Vorreiter. Uruguay zeigt eindrucksvoll, dass die fluktuierenden erneuerbaren Energien durchaus eine sichere Stromversorgung gewährleisten können.« Davon durften sich die Verbraucher bei dem jüngsten XXL-Stromausfall eindrucksvoll überzeugen.

Die Kehrseite folgt auf dem Fuße: »Im überdurchschnittlich ariden Jahr 2018 befand sich Uruguay erstmals nach vier Jahren wieder in der Situation, Strom aus Argentinien zu importieren. Das aus Trockenheit und dementsprechend geringer Wasserkraft resultierende Ereignis verwies erneut auf die Wichtigkeit der angestrebten Diversifikation der Energiequellen, um eine Abhängigkeit von ein-zelnen Energiequellen bzw. Energieimporten zu umgehen«, muß wiederum die Handelskammer feststellen.

Uruguay hat die Produktion von Strom aus Kernkraftwerken verboten, das Land hatte früher Strom importiert, jetzt aber sorgen die volatilen Windstrommengen ebenfalls für Flatterstrom, mit dem auch die argentinischen Netze zeitweise geflutet werden. Der Stromausfall droht systemisch.

Nicht umsonst fühlen sich viele an die wacklige Stromversorgung Deutschlands erinnert. Wahlopportunistisch wurde in Deutschland von der Merkel-Regierung beschlossen, Kernkraftwerke abzuschalten, nachdem im japanischen Fukushima ein Tsunami verheerende Schäden anrichtet. Grüne Stimmungsmacher nutzten diese für sie sehr gute Chance, um Schreckensgebilde an die Wand zu malen, dass solche Unglücke auch in Deutschland passieren könnten.

So kippte eine kollektive Hysterie eine sichere und günstige Stromversorgung. Dabei wurden in der Vergangenheit leistungsstarke Braunkohlekraftwerke mit Filtern und Abgasreinigungsanlagen ausgestattet und »sauber« gemacht. Nur mit dem armen Märchen, dass Deutschland seine Ausstoß an CO2 einstellen müsse, um die Welt zu retten, gelang es Panikmache-Trupps, die Köpfe selbst der Kleinsten zu verwirren und »CO2 muss weg« zu rufen.

Das Noch-Industrieland Baden-Württemberg wird von zwei Kernkraftwerken und einem modernen Kohlekraftwerk in Mannheim versorgt. Das KKW Philippsburg soll bis zum Jahresende abgeschaltet werden; ein Block ist bereits abgeschaltet, der andere wird jetzt schon langsam herunter gefahren. Der sorgte bisher für 30 Prozent der Stromversorgung Baden-Württemberg. Woher der dann kommen soll, weiß niemand. Zur Not aus Nachbarländern, die können aber häufiger nicht mehr liefern.

Die Industrie beklagt sich, dass mehr wackeliger Strom angeliefert wird, Strom mit sehr kurzen Schwankungen im Sekundenbereich, die die empfindlichen Steuerungen ihrer Hightech Produktionsmaschinen empfindlich stört und öfter die Elektronik zerschießt. Den grünen Machthabern in der Regierungszentrale in Stuttgart dürfte schon bewusst sein, was sie angerichtet haben. Schon wird der grüne Umweltminister Untersteller zitiert, dass es vermutlich ohne Kernkraftwerke nicht gehe.

In Berlin weiß jeder, dass das Wahnsinnsprojekt »Energiewende« krachend gescheitert ist. Doch niemand wagt, den Machtblock um Merkel anzugreifen, der letztlich noch entschiedenen Widerstand leistet.

Die Stromversorgung liegt noch nicht vollständig in Schutt und Asche. Die Strompreise liegen auf einem Rekordhoch, Hunderttausende können sie nicht mehr bezahlen, ihnen wurde der Strom abgestellt, sie müssen im Dunkeln sitzen oder Kaltes essen. Das interessiert niemanden im politischen Berlin. Dort hat man die totale Energiewende ausgerufen.

Südamerika ist also gar nicht mehr so weit. Warten auf den Blackout. Der politische Blackout ist schon lange da.