Tichys Einblick
Falscher Altruismus: Menschen als Spielball

Lampedusa: Sea-Watch 3 Kapitänin Rackete festgenommen

Gleich mehrere italienische Medien fragen, weshalb hat Carola Rackete nicht mit der Libyschen Küstenwache kooperiert, weshalb war ihr nicht einmal Tunesien gut und recht, weshalb, statt Italien zu provozieren, fuhr sie mit dem Schiff unter holländischer Flagge nicht einfach nach Deutschland oder Holland weiter. Nun wurde Rackete nach dem Anlegen der Sea-Watch 3 in Lampedusa festgenommen.

ANAELLE LE BOUEDEC/AFP/Getty Images

Es gibt Dinge, die dürfte es eigentlich gar nicht geben. Ob es die zertrampelten Gemüseäcker und Müllberge sowie Gewaltaktionen durch Öko-Demonstranten bei Garzweiler sind, oder wie jetzt auf dem Meer kurz vor Lampedusa, wo die Sea-Watch-Besatzung mit der deutschen federführenden Steuerfrau Carola Rackete, die die offene und bewusste Konfrontation mit der italienischen Hafenbehörde und dem Innenministerium von Matteo Salvini sucht – jeder Zweck heiligt die unsäglichen Mittel, jede Aufmerksamkeit ist den (teils kriminellen) „Aktivisten“ recht und billig, um sich als moralische Instanz zu inszenieren.

Ob beim Klima, wo jede Übertreibung gut genug zu sein scheint, die Panikmache Usus ist, oder nun eben bei der so genannten Menschen- und Seenotrettung im Mittelmeer. Die selbsternannten Retter spielen mit dem moralischen Gewissen und mit Menschenleben, ignorieren nicht nur Gesetze, nein, sie schlagen sogar Hilfsangebote und offene Häfen aus, um nur ein Ziel zu verfolgen (wofür die Geflüchteten bei den Schleusern hohe Summen zahlten): nämlich Italien ohne Wenn und Aber anzusteuern.

Es ist, zynisch und auch menschenverachtend, wenn sich die „Bessermenschen“ (die anscheinend über genug finanzielle Mittel verfügen) auf ihren flott gemachten Dschunken, selbst über maritime Regeln hinwegsetzen und mit Menschenleben spielen. Mit dem der Migranten.

Die Vergangenheit zeigt, die italienische Regierung muss sich weder von einer NGO auf Wasser, die bewusst Hilfsangebote ausschlug, noch von einer indisponiblen EU, die nicht in der Lage ist zu intervenieren, unter Druck setzen lassen. Der EU, mit ihren Machtpolitikern um Juncker, Merkel und Macron, geht es in erster Linie nur um die eigene PR, die Welt der schönen, für sie guten Bilder.

Italien hat in den letzten sechs Jahren mit seiner Küstenwache Guardia Costiera in der Tat knapp eine Million Leben gerettet. Es war ein Dauereinsatz, ohne Hilfen aus der EU. Im Gegenteil, die EU kürzte Gelder und Schiffseinsätze für eine Mittelmeer-Überwachung.

Die Guardia Costiera war quasi die Küstenwache Europas – Friedensnobelpreis verdächtig; ganz sicher aber kein EU-Politiker, und auch nicht Frau Merkel. Wofür denn?

Nun weigert sich die neue Regierung Italiens mit Matteo Salvini das Spiel der Schleuser und NGO-Schiffe mitzuspielen. Innenminister Salvini meinte noch vorgestern Mittag, bevor Frau Rackete Lampedusa ansteuerte, bevor er 43 clandestine, also Flüchtlingsmänner ohne Papiere, die jedoch über viel Geld verfügten, an Land lasse und unterstütze, werde das Geld für 43 arme italienische Rentner und Bürger eingesetzt. Markige Worte zwar, aber genau diese setzt Salvini stets der Kommission in Brüssel entgegen: bevor er Millionen von kerngesunden „Flüchtlings“männern helfe, seien erst einmal fünf Millionen prekär lebender Italiener an der Reihe. Die 35 Euro pro Tag, die ein Asylsuchender veranschlage, seien innerhalb Italiens besser eingesetzt.

Allein, die EU verfolgt andere Resettlement-Pläne, für die Umsetzung, Angliederung und Integration von Migranten, gerne auch unter dem Stichwort: Demographie. Salvinis Ministerium dagegen rettet weiterhin Kranke, Kinder und Frauen sowie Schwangere, aber keine Männer ohne Papiere, die selbst für Milizen gedient haben, Italien destabilisieren und untertauchen würden.

Genau diese sieht Salvini mit dem Zoll auf Racketes Sea-Watch 3 Schiff, das Personal des Zoll und der Küstenwache war bereits an Bord. Zehn Personen ließ Italien vor zwei Wochen an Land. Kapitän Rackete jedoch, statt andere sichere Häfen anzusteuern, benutzte die vorwiegend männlichen Migranten als Spielball und Druckmittel.

Und es ist eine Tatsache, dass die Schlepper und Schleuser auch mit Mittelsmännern auf den Booten, die wiederum gut ausgestattet mit GPS-fähigen Handys sind, sofort Kontakt zu den NGO herstellen. Die Sea-Watch 3 ist nichts anderes als eine Art Shuttleservice auf Bestellung – und das Ziel ist immer Europa.

Warum nur? Es wirkt fast so, als stünde Kapitänin Carola Rackete selbst unter Druck, Wünsche und Zielvorgaben zu erfüllen. So fragen gleich mehrer italienische Medien wie Il Giornale, weshalb hat Carola Rackete nicht mit der Libyschen Küstenwache kooperiert, weshalb war ihr nicht einmal Tunesien gut und recht, und weshalb, statt Italien zu provozieren, fuhr sie mit dem Schiff unter holländischer Flagge nicht einfach nach Deutschland oder Holland weiter. In den vergangenen 14 Tagen geschah nichts dergleichen.

Mit dem Kopf durch die Wand möchten die identitätslinken Gesellschaftsläuterer immer. Sie geben vor, Menschenleben zu retten, und benutzen dann die „Geretteten“ selbst als Erpressungsmasse, in dem Fall gegen Italien.

Heute morgen melden die ersten deutschen Medien, hier WELT, dass Carola Rackete festgenommen wurde, nachdem die Sea-Watch in Lampedusa angelegt hatte. Die 40 Migranten gingen von Bord. Wobei man damit rechnet, dass die Sea-Watch 3 wegen einiger Gönner (und Schleusergelder?) schnell freigekauft werden könne.

Auch andere Parteien nah der Regierung wie die Frattelli d‘ Italia sehen in Carola Rackete eine ahnungslose Blenderin, die sich profilieren möchte. Rackete selbst äußerte sich in einem Interview, sie selbst müsse helfen, weil sie privilegiert geboren wurde, und dazu noch Deutsche weißer Hautfarbe sei.

Daraufhin erwiderte Matteo Salvini, wenn sie sich sozial engagieren wolle, möge sie doch in Deutschland bleiben und ein „Volontariato“, ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, dort gebe es sicher viele Kinder, pflegebedürftige Alte und benachteiligte Bürger. Italien fordert die EU auf, sich nicht nur moralisch aufzuspielen, sondern zu handeln.

Übrigens, so die Presse in den letzten Stunden, lehnt Holland die Aufnahme der Flüchtlinge ab. Es scheint immer mehr so, als wollten selbst die Niederlande nichts mit einer klandestinen Seenotretter-NGO zu tun haben, trotz niederländischer Flagge unter deutscher Führung.