Tichys Einblick
Vom Verschwinden Europas aus Europa

Jenseits des Kanals: Ein Sonntagsspaziergang

Während sich die jungen europäischen Damen in Selbstüberschätzung ergehen und „Feiern“ was das Zeug hält, wird auf der anderen Seite fleißig an der Zukunft des eigenen Clans gearbeitet. Wer in dieser Stadt einmal den Kürzeren zieht, steht deshalb schon fest.

„In diesem Land ist alles künstlich!“ stieß mein Kollege leicht genervt hervor, als wir einmal mehr die Merkwürdigkeiten unseres Gastlandes diskutierten. Künstlich das alles hier, die Menschen, der Himmel, das Essen, einfach alles. Anzumerken ist dabei, dass die Muttersprache meines Kollegen Griechisch, das deutsche Wort künstlich deshalb vielleicht nicht ganz treffend ist. Auch tut man dem Land als solchem womöglich Unrecht, sind unsere Beobachtungen doch im Wesentlichen auf dessen Hauptstadt beschränkt. Aber wohl in keiner anderen größeren Stadt dieses Erdteils ist die Zerstörung eines historisch gewachsenen, europäischen Gemeinwesens durch Masseneinwanderung so augenfällig und so weit fortgeschritten, wie hier in dieser Metropole des nordwestlichen Europas. Einzig London mag in dieser Hinsicht noch „fortschrittlicher“ sein.

Nur London ist noch „weiter“

Wie dem auch sei, die soziale Landschaft dieser Stadt ist jedenfalls insofern tatsächlich künstlich, als sie den europäischen Charakter in weiten Teilen abgestreift hat. Historisch ist sie somit etwas Neues, oder zumindest etwas sehr lange nicht mehr Dagewesenes. Im Waschsalon stellte ich mir bei der Betrachtung der bunt gemischten Kundschaft beispielsweise einmal die Frage, welche Koordinaten auf der Landkarte wohl angezeigt würden, wenn man den Mittelpunkt zwischen den Geburtsorten der Waschenden ermitteln würde. Ich kam dabei auf das nördliche Mali, was sich dank jener in den vergangenen zwei Jahren hinzugekommenen Polen wohl wieder ein Stück nach Nordosten verschoben haben mag. Und gänzlich verschwunden ist die europäische Stadt natürlich auch nicht, sie wurde aber in eine Vielzahl von Enklaven abgedrängt.

Diesseits des Kanals ist nichts echt

Entsprechend lustig geht es bisweilen zu. „Buntes Treiben auf Straßen und Plätzen“ würde Frank-Walter Steinmeier beim Anblick der Bewohner dieser Stadt vielleicht sagen. Und tatsächlich: Die meisten Menschen in der Stadt, europäische genauso wie nicht-europäische, versuchen das Beste aus dem Zusammenleben zu machen und keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen: Anstatt mit bösen Blicken begegnet man sich in einer seltsam-zähen Form der Höflich- und Herzlichkeit, die mir bis zu meiner eigenen Ankunft hier unbekannt war. Aber auch die offensivste Schwülstigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das historisch gewachsene Gemeinwesens dieser Stadt nur in den oberen Bereichen der sozialen Pyramide intakt geblieben ist; in den niederen Teilbereichen ist es durch Masseneinwanderung hingegen völlig zerstört.

Jetzt könnte man in ein Lamento über den gesellschaftlichen Niedergang einstimmen. Ja, die Kriminalität ist enorm; ja, die Polizei ist völlig überfordert und gegenüber den herrschenden Problemen genauso ignorant und passiv wie alle anderen. Auch sieht sich der Betrachter bisweilen mit der Frage konfrontiert, wie denn so mancher der hiesigen Neubürger jemals Tätigkeiten verrichten soll, die über einfachste Tätigkeiten hinausgehen. Die Schulen werden es kaum richten. Aber was juckt’s mich, könnte man jetzt hinzufügen. Solange einen die Leute in Ruhe lassen, kann man auch in einer solchen Stadt gut leben. Bestenfalls schließt man sich eben selbst einer der verschiedenen Communities an, etwa den blonden, nordeuropäisch-angelsächsischen Mittelschichtskindern, welche diese Stadt ebenfalls en masse bevölkern.

Und wer ist hier eigentlich der „Mohr“? Die zugewanderten, teils hart arbeitenden Menschen aus Süd-Ost-Land, die hier mit beinahe nichts anfangen und für 5 Euro Haare schneiden, oder die blonden Zöglinge der gehobenen europäischen Mittelschicht, die sich in den Cafés der Stadt Tag und Nacht in Nichtigkeiten ergehen, sich auf gut Deutsch einen Scheißdreck kümmern, und die Misere um sie herum eben nach einiger Zeit wieder hinter sich lassen um weiterzuziehen in den Fußstapfen ihrer wohlhabenden und etablierten Eltern? Die Routen meiner Spaziergänge können hier vielleicht Hinweise geben, denn nach Verlassen des Wohnhauses, nachdem die behäbig schlendernde Masse an Touristen und reichen Ehepaaren auf der Suche nach teurer Inneneinrichtung überwunden ist, geht es zumeist schnurstracks nach links, in Richtung des Kanals.

Jenseits des Kanals ist Leben

Jenseits dieses Wasserweges kann man eine sehenswerte Welt erleben, jener nicht unähnlich welche von Y-Tours angeboten wird, und das gleich ums Eck. Augenfällig ist dabei zunächst Schmutz, Armut, allgemeiner Verfall, und natürlich die kulturelle Andersartigkeit. Dennoch fühle ich mich dort – zumindest bei Tag und gutem Wetter – bisweilen eher in menschlicher Gesellschaft als in den Vierteln jener dekadenten und degenerierten Europäer, die entweder dem lokalen Verwaltungsadel entstammen, den Firmen-, Bank- und Lobbyzentralen, oder dem, was man hier auch die Institutionen nennt. Vergleicht man etwa die Männer auf beiden Seiten in Körperbau und Auftreten, so sind die einen deutlich als Angehörige des männlichen Geschlechts erkennbar, die anderen gleichen in Kleidungsstil und Verhalten eher ihren Großmüttern.

Kinder gibt es in den Stadtvierteln jenseits des Kanals zahlreich. In Trauben hängen sie an ihren Müttern, Kinderwagen und Bauch vorneweg. Auch hier sind sich Zugewanderte und Europäer also höchst unterschiedlich: Während sich die jungen europäischen Damen in Selbstüberschätzung ergehen und „Feiern“ was das Zeug hält, wird auf der anderen Seite fleißig an der Zukunft des eigenen Clans gearbeitet. Wer in dieser Stadt einmal den Kürzeren ziehen wird, steht deshalb fraglos schon fest. Archaische Lebensweisen sind eben doch nicht tradiert, so wie uns das die SPD, Frau von der Leyen, oder wie sie sonst noch alle heißen mögen, glauben machen wollen. Die Zuwanderer geben nämlich ihrerseits einen Dreck um all diese Sozialingenieure. Und sie kommen mir dabei sehr menschlich vor.

Von einem, der danach trotzdem noch in Brüssel unter die Leute diesseits des Kanals gehen können möchte (Name des Autors der Redaktion bekannt).