Tichys Einblick
Islamistischer Terror in Wien

Johnson, Macron und Trump wollen wie Kurz kämpfen

Heute sind wir, die es mit den Werten der Aufklärung, mit Freiheit, Toleranz, Rechtstaatlichkeit und Demokratie ernst meinen, alle Wiener.

imago images / Xinhua

Gestern Abend kam es in Wien zu einem Terroranschlag. Mindestens ein islamistischer Terrorist zog schwer bewaffnet durch die Wiener Innenstadt und schoss auf Menschen in Cafés, auf Passanten. Gerade gestern Abend wollten viele Wiener die Möglichkeit nutzen, noch einmal vor dem Lockdown auszugehen. Zwei Männer wurden erschossen, eine Frau erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Von den fünfzehn Verletzten wurden sieben schwer verwundet, darunter auch ein Polizist. Ein Attentäter, der sich zum IS bekannte, wurde von der Polizei erschossen, ein weiterer soll sich auf der Flucht befinden. Außer mit einem Sturmgewehr war der Terrorist mit einem Sprengstoffgürtel bewaffnet, der sich später als Attrappe herausstellte, außerdem mit einer Pistole und einer Machete.

Der Innenminister gab bekannt, dass die Schüler von der Schulpflicht für den heutigen Tag entbunden sind und empfahl allen Wienern, wenn es irgend geht, heute zu Hause zu bleiben.

Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte: „Wir werden uns durch Terrorismus niemals einschüchtern lassen und diese Angriffe mit allen Mitteln entschieden bekämpfen“
Präsident Emanuel Macron twitterte: „Nach Frankreich ist es ein befreundeter Staat, der attackiert wird. Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nicht nachgeben“ Während Premierminister Boris Johnson ohne wenn und aber Österreich versicherte, dass Großbritannien „geeint im Kampf gegen den Terror“ stünde und Präsident Donald Trump unmissverständlich zu verstehen gab: „Unsere Gebete sind bei den Wienern nach einem weiteren abscheulichen Terrorakt in Europa. Diese bösen Angriffe gegen unschuldige Menschen müssen aufhören. Die USA stehen mit Österreich, Frankreich und ganz Europa im Kampf gegen Terroristen, einschließlich radikaler islamischer Terroristen“, war von der deutschen Bundeskanzlerin kein Wort zu vernehmen.

Gestern hatte ich noch vor dem Terroranschlag einen Kommentar verfasst, der für heute bestimmt war, in dem ich gefragt hatte, ob sich angesichts des islamistischen Terrors Angela Merkel für ein Appeasement entschieden habe. Statt ihrer kommentierte der Bundeswirtschaftsminister: „Wir müssen deshalb viel mehr tun, um unsere jüdischen Mitbürger & andere Unschuldige bestmöglich zu schützen.“ Es mag dem Bundeswirtschaftsminister nicht bekannt sein, dass in Nizza Katholiken getötet worden sind, dass ins Fadenkreuz der Islamisten die europäischen Bürger, ob Juden, Katholiken, Protestanten, ob Muslime, Buddhisten oder Atheisten geraten sind. Islamisten führen Krieg gegen die westliche Welt, gegen unsere Werte. Das scheint der Bundeswirtschaftsminister nicht verstanden zu haben. Das deutsche Außenministerium scheint nicht der Angriff auf unsere Werte umzutreiben, sondern: „Wir dürfen nicht dem Hass weichen, der unsere Gesellschaften spalten soll.“

Noch immer benennt die deutsche Regierung nicht Ross und Reiter. Man darf gespannt sein, ob jetzt wieder der „Kampf gegen rechts“ dafür herhalten muss, um die Kriegserklärung der Islamisten zu framen.

Geklärt werden muss ohne Ansehen der Person und des Ranges, wer hinter den Attentaten steckt, wer sie unterstützt, wer sie ermöglicht.

Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie sich an die Seite Frankreichs und Österreichs stellt und den Kampf gegen den Islamismus aufnimmt. Wo unsere Werte angegriffen werden, da werden wir angegriffen.

Bildung hilft. Gotthold Ephraim Lessing schrieb in der Fabel von der Wasserschlange: „Zeus hatte nunmehr den Fröschen einen andern König gegeben; anstatt eines friedlichen Klotzes, eine gefräßige Wasserschlange.
Willst du unser König sein, schrieen die Frösche, warum verschlingst du uns? – Darum, antwortete die Schlange, weil ihr um mich gebeten habt. –
Ich habe nicht um dich gebeten! rief einer von den Fröschen, den sie schon mit den Augen verschlang. – Nicht? sagte die Wasserschlange. Desto schlimmer! So muß ich dich verschlingen, weil du nicht um mich gebeten hast.“

Heute sind wir, die es mit den Werten der Aufklärung, mit Freiheit, Toleranz, Rechtstaatlichkeit und Demokratie ernst meinen, alle Wiener.

Nachtrag: „Ich bin in diesen schrecklichen Stunden, in denen Wien Ziel terroristischer Gewalt geworden ist, in Gedanken bei den Menschen dort und den Sicherheitskräften, die der Gefahr entgegentreten“, erklärte die Kanzlerin in einer Stellungnahme. „Wir Deutschen stehen in Anteilnahme und Solidarität an der Seite unserer österreichischen Freunde“, heißt es weiter. „Der islamistische Terror ist unser gemeinsamer Feind. Der Kampf gegen diese Mörder und ihre Anstifter ist unser gemeinsamer Kampf.“

Solange nicht Merkels Worten Merkels Taten folgen, darf man skeptisch bleiben. Aber wahrscheinlich wird die Regierung verstärkt den Kampf gegen den islamistischen Terror als Kampf gegen „rechts“ führen.

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