Tichys Einblick
Biden warnt Landsleute vor Europas Fehlern

Amerikas Sicht auf Europa: Vom Vorbild zum mahnenden Beispiel

Die Sicht der USA auf Europas Pandemiepolitik hat sich radikal verändert. Biden appelliert jetzt an sein Land, europäische Fehler nicht zu wiederholen. Und er profitiert von den Entscheidungen seines ungeliebten Vorgängers Trump.

US-Präsident Joe Biden

IMAGO / MediaPunch

Einige Monate lang galt Deutschland als internationaler Vorreiter in der Pandemiebekämpfung. Das führte bald zu einer Selbstgefälligkeit insbesondere gegenüber Trumps USA. Aber Hochmut kommt vor dem Fall: Während die USA ihre Impfziele in einem Tempo erreichen, von dem Deutschland aktuell nur träumen kann, gerät die Corona-Politik der Bundesregierung immer mehr unter Kritik.

So gab es von US-Präsident Biden jüngst eine indirekte Ohrfeige für Deutschland und die EU, was das katastrophale Versagen bei der Impstoffbeschaffung angeht. Relativ deutlich appellierte Biden an sein Land, europäische Fehler nicht zu wiederholen: „Bitte, bitte, lassen Sie nicht geschehen, was in Europa passiert, wie Sie es im Fernsehen sehen“, sagte er im Weißen Haus zu den Amerikanern.

Ein krasser Paradigmenwechsel: Noch im März letzten Jahres tourte Jens Spahn als Corona-Musterkind durch die US-Medien und wurde gefragt, wie sein Land es denn schaffe, die Infektionszahlen niedrig zu halten. Den Democrats zuneigende Sender wie MSNBC versuchten Europa als leuchtendes Gegenbeispiel zum damaligen Präsidenten Trump aufzubauen. Doch Trump tat etwas, das Europa nicht tat – er kümmerte sich schnell und im hierzulande verpöhnten „nationalen Alleingang“ um die Impfstoffbeschaffung, was ihm damals noch schwere Vorwürfe seitens deutscher Medien einbrachte: In Deutschland wusste man es natürlich besser, und schmückte sich mit Vokabeln wie „Solidarität“ und „Multilateralismus“ und erklärte die Corona-Krise zur Stunde der Europäischen Union. Es dürfe keinen „Impfnationalismus“ geben, hieß es noch vor wenigen Monaten.

Heute sieht die Lage anders aus. Während Länder wie die USA, Großbritannien und Israel Impfquoten erreichen, von denen man in Deutschland kaum zu träumen wagt, wird in der EU das eigene Versagen immer offensichtlicher. Die Überheblichkeit gegenüber den USA ist ist verstummt angesichts der Aussicht auf mehr Normalität in Amerika bereits im Sommer.

Großen Anteil an diesem beachtlichen Impferfolg hat zweifelsohne auch Donald Trump, der zu gegebener Zeit mit einer angemessenen America First Politik Impfstoffe für sein Land beschafft hat. In Deutschland phantasierte man unterdessen davon, dass die EU die ganze Welt mit Impfstoffen versorgt.

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