Tichys Einblick
Folge der ZeroCovid-Politik

Chinas Wirtschaftswachstum bricht ein

Fast kein Wirtschaftswachstum mehr im Reich der Mitte: Statt angepeilten 5,5 Prozent wächst die chinesische Wirtschaft nur um 0,4 Prozent. Das hat wohl vor allem mit der fortgesetzten „ZeroCovid“-Politik zu tun.

Desinfektion von Einkäufen in Shanghai, 26.04.2022

IMAGO / Xinhua

Das chinesische Wirtschaftswachstum hat sich im zweiten Quartal des Jahres fast in Luft aufgelöst. Im ersten Quartal 2022 lag Chinas Wirtschaftswachstum noch bei 4,8 Prozent, nun ist es auf nur noch 0,4 Prozent gefallen. Peking hatte ursprünglich „um die 5,5 Prozent“ als Ziel für das zweite Quartal angekündigt. Dazu kommt: Im vergangenen Jahr lag das Wirtschaftswachstum noch bei 8,1 Prozent.

Der spektakuläre Einbruch dürfte damit zu tun haben, dass die regierende Kommunistische Partei unter Xi Jinping eine der strengsten Corona-Maßnahmenpolitik der Welt verfolgt, mit Lockdowns ganzer Millionenstädte und Industriegebiete nach dem Auftreten nur weniger Corona-Fälle.

Mehr als ein Viertel der chinesischen Wirtschaft befindet sich aktuell unter einer Form des Lockdowns. Im „Index der wirtschaftlichen Freiheit“ der Heritage Foundation ist China von 2021 zu 2022 um fast 10 Punkte gefallen und Chinas Wirtschaft damit von „größtenteils unfrei“ in die schlechteste Kategorie, „unterdrückt“, gerutscht.

Dystopische Bilder
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Was diese Lockdown-Politik mit einer Megastadt macht, zeigte sich am Lockdown der 24-Millionen-Metropole Shanghai vor wenigen Monaten. Damals ordneten die Behörden an, dass jeder Einwohner getestet werden sollte. Beamte in Ganzkörperschutzanzügen riegelten ganze Viertel und Wohnhäuser eines nach dem anderen ab und marschierten von Tür zu Tür. Wer infiziert war, durfte sich nicht zu Hause isolieren, sondern wurde in zentrale Quarantäne-Lager der Regierung gebracht, selbst wenn dabei kleine Kinder von ihren gesunden Eltern getrennt wurden.

Der Rest durfte seine Wohnung nicht verlassen, es kam zu Lebensmittelengpässen. Vielerorts schlossen sich Bewohner von Mietshäusern zusammen und organisierten selbst die Lieferung von Lebensmitteln, weil die staatlich versprochenen Pakete nicht ankamen. Währenddessen schickte Peking tausende Soldaten der „Volksbefreiungsarmee“ in die Metropole, mancherorts patrouillierten sogar Roboter-Hunde die Straßen und verbreiteten Drohnen der Behörden scharfe Warnungen an die Bewohner.

In der Stadt, die zum Symbol von Chinas rasantem Wirtschaftsaufstieg geworden war, zeigte sich die dystopische Seite des kommunistischen Regimes, dass bei seiner Corona-Politik keine Fehler eingestehen wollte. Statt einer Abkehr von ZeroCovid gab es jetzt erst recht noch mehr Lockdowns – härter, zentralisierter, rücksichtsloser.

Diese Politik zeigt nun ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft. So sehr es Chinas Herrscher auch wollen, die Regeln des Marktes können sie nicht aussetzen. Wenn Schiffe reihenweise vor Häfen warten müssen, wenn Fabriken stillstehen, wenn Angestellte zu Hause eingeschlossen sind, spürt das die ganze Wirtschaft.

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