Tichys Einblick
Der Hoffnungshype um Avigan

Corona: Japan hat etwas, was Italien nicht hat

Während in Deutschland nicht ganz so extrem wie in Italien eine Kontaktsperre verhängt und eindringlich darum gebeten wurde, auch sonst weniger auf den Straßen und Plätzen zu sein, füllen sich gerade diese in Japan fast rasant wieder.

Cristiano Aresu

Besondere oder außergewöhnliche Zeiten verlangen außergewöhnliche Maßnahmen. Mit diesen Zeilen werden wir mit dem Eintritt der Corona-Pandemie und seit dem Shut down, dem Herunterfahren unseres Berufs- und Alltagslebens ständig konfrontiert. Vielleicht verlangen solche Zeiten aber auch besondere Medikamente?

Während in Deutschland nicht ganz so extrem wie in Italien eine Kontaktsperre verhängt und eindringlich darum gebeten wurde, auch sonst weniger auf den Straßen und Plätzen zu sein, füllen sich gerade diese in Japan fast rasant wieder.

So war es denn auch der 41-jährige italienische Pharmakologe aus Rom, Cristiano Aresu (in seinen Videos und auf Facebook, ohne das U am Ende, also Ares), der, durch Tokyos Stadtteil Shibuya schlenderte und sich dabei mit seinem Smartphone filmte. Im Hintergrund Japaner mit und ohne Mundschutz, die Straßen und Plätze jedoch überfüllt.

Wie kann das sein? Auch in Japan wurden gleich nach den ersten Meldungen aus Wuhan Maßnahmen verhängt, wenn auch etwas kürzer. Doch die Japaner sind ohnehin etwas reservierter und kontaktscheuer, halten sich auch im Alltag auf Distanz zu anderen.

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Der studierte Pharmakologe Cristiano Aresu also schlenderte und filmte, und erzählte quasi en passant, weshalb in Japan das Leben wieder pulsiere, während sich seine Landsleute daheim im schönen Rom und in der Lombardei, dem Covid19-Epizentrum, noch immer einschließen und kaum vor die Tür wagen würden. Giuseppe Conte hat jüngst die Isolationsmaßnahmen, die Ausgangssperren für die Bürger gar verschärft. Aresus Video ging schnell viral, machte die Runde bis hinein in politische Kreise der Regionen Lombardei und Veneto. Warum?

Nun, in seinem Video erzählt der Italiener, was uns die Japaner und wohl auch Chinesen, rein medizinisch und pharmazeutisch voraus zu haben scheinen, Aresu meint in erster Linie, den Italienern. Die Quarantäne verbrachte Aresu in Japan, weil er bereits seit Weihnachten dort war. In Ikebukuro, einem Stadtviertel von Tokyo, wo Aresu wohne, habe sich das Leben seit gut zwei Wochen fast wieder normalisiert und Aresu wollte begreifen, und recherchierte noch an Ort und Stelle, wie es dazu kam.

Nun, so erläutert Aresu, in Japan habe man schnell damit begonnen, das Pharmapräparat „Avigan“ fast massenhaft zu verabreichen, was ihm nach wenigen Telefonaten in Kliniken und Spitälern bestätigt wurde. In Japan, das früher als Italien vom Virus überrascht wurde, gab es in der Hauptstadt Tokyo bis heute nur 102 Infizierte, und landesweit auch nur geringe 1007 bei 35 Todesfällen durch Covid19.

Das Präparat Avigan wurde in Japan schon ziemlich früh verabreicht, bereits bei den ersten Symptomen des Coronavirus, und wenn Covid19 durch das Testkit auch bestätigt wurde. Avigan als Anti-Infekt und Influenzamittel würde auch zu 91 %, wie auch der Corriere della Sera berichtet, die Verbreitung des Virus bei der getesten Person „blockieren“.

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Sobald jemand positiv getestet wurde, und in Japan wurden viele Einwohner generell getestet, bekam er das Präparat und war schon Tage später frei von Covid19. Anfangs bestellte man die positiv Getesteten wieder zur Nachuntersuchung ein, da sich aber die Zahlen der „Negativ“ getesteten Personen gehalten haben, verzichtet man nun auf diesen Check danach. So sehr Avigan das Virus gleich zu Beginn blockiere, erzählt Aresu in einem Telefonat mit der Zeitung, bei Patienten mit einer vom Virus bereits befallenen Lunge helfe das Medikament nicht.

In Japan würde es daher auch nie lange Schlangen von Leuten vor den Ambulanzen oder in den Kliniken der Notfallaufnahmen geben. Die Ärzte in den Kliniken seien sensibilisiert und achteten gerade auf die anfänglichen Verdachtsfälle und Symptome. Alles werde auch monitoriert.

Das Anti-Virusmittel Avigan (oder Favipiravir) ist in Japan bereits seit 2014 erhältlich. Produzent ist die Firma Fujifilm Toyama Chemical. Sie steht nun auch im Mittelpunkt des Interesses von Regierungen und Medien weltweit. Andernorts in der Welt allerdings müssten vor dessen Zulassung erst noch Unbedenklichkeitsstudien stattfinden.

Anscheinend, so der Regionalpräsident des Veneto, Luca Zaia, aufmerksam geworden durch Aresus Video in Japan, gebe es bereits das Okay der Aifa, der Agentur der italienischen Pharmakologie, dass das Präparat schon bald an Patienten im Norden Italiens getestet werden könnte.

Die Wissenschaftsplattform Scienzenotizie.it bestätigte die Effizienz des Mittels, wonach es mit 91 % tatsächlich geheilter Patienten erfolgreich sei. Innerhalb von nur vier Tagen, würde Avigan das Testergebnis von einer Infizierung positiv in negativ verändern.

Der pharmakundige Aresu jedenfalls hat nun für Aufmerksamkeit und Furore gesorgt, seinen Blick in seine Handykamera gerichtet sagt er: „Lasst das Video herumgehen, das Avigan muss auch für die Italiener erhältlich sein, um wieder schnell ein normales Leben zu führen…“, die Plätze in Rom und anderswo könnten sich schnell wieder füllen. Eine Aufforderung, die bei etlichen Italienern mit viel Hoffnung verbunden ist.

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