Tichys Einblick
Sizilien vor dem Kollaps

Carola Rackete bringt über 220 Migranten nach Italien

Sizilien: „Sage und schreibe 58 von 65 Migranten waren bei einer Ankunft Corona-positiv ...“.

Screenprint: via Twitter

Während Sizilien und etliche Küstenstädte unter der Last der Massenaufnahme von illegalen Migranten ächzen, immer mehr Brandbriefe und Alarmsignale die Regierung erreichen, steuerte die deutsche Aktivistin Carola Rackete das Schiff Sea Watch 4 in Richtung Hafen. Die Tageszeitung Il Secolo d’Italia berichtete erst jüngst ausgiebig über weitere Anlandungen.

Dass ausgerechnet Carola Rackete das Schiff mit den 221 Migranten steuerte, ist schon eine Provokation an sich, seit dem gefährlichen Manöver, damals frühmorgens in Dunkelheit bei der erzwungenen Einfahrt in Lampedusa. Aber so ist es eben dieser Tage, in denen die jetzige Regierung das Heft des Handelns und des Rechts längst in die Hände der EU gelegt hat.

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Die Spannungen in Italien liegen spürbar in der Luft, die Regierung Conte hat seit Salvinis Rücktritt die illegale Zuwanderung nicht mehr im Griff und die Coronakrise lässt auch immer mehr Bürger verzweifeln. Alles wird ihnen abverlangt, während die Hafentore sperrangelweit offen sind, und das Virus mit den meist männlichen Migranten an Land kommt. Kurz, diese EU und Italien spalten die Gesellschaft, indem sie an Einheimische die Forderungen richten alle Vorschriften beachten und einzuhalten – und auf der anderen Seite offen eine weitere Infektionswelle ganz bewusst zu riskieren, weil sich die meisten Migranten nicht an Quarantänevorgaben halten. Sie machen sich oft unkontrolliert auf den Weg.

Die Bürger Italiens und auch Deutschlands werden gedemütigt, ihnen wird gedroht, die Masken seien Pflicht, doch genauso, wie viele Politiker selbst halten sich die Eingewanderten nicht daran oder bedrohen mitunter auch massiv diejenigen, die sie darauf hinweisen.

Die italienische Regierung drücke sich vor der Verantwortung, heißt es im Bericht, als würde man Carola Rackete mit deutscher Rückendeckung freie Fahrt lassen. Es wäre interessant zu wissen, wieviele Corona-Infizierte auf dem „Schleuser-Unterstützungsschiff“ Sea Watch 4 an Bord gewesen sind.

Die Opposition mit der Lega von Salvini oder Melonis Fratelli d’Italia, lassen dieser Regierung aus den Fünf Sternen und den Sozialisten der PD nichts durchgehen. Alles wird benannt. Fabio Rampelli, Melonis Mann von den FdI, gibt den Bewohnern Siziliens und den medizinischen Fachkräften eine Stimme, und schildert die Situation wie folgt: „Sage und schreibe 58 von 65 Migranten waren bei einer Ankunft Corona positiv …“. Fabio Rampelli, ist Giorgia Melonis Vizepräsident der Abgeordnetenkammer, und beobachtet das Geschehen auf Sizilien. Selbst der Mitte-Links-Bürgermeister von Lampedusa, Salvatore Martello, hat seit fast zwei Monaten den Ausnahmezustand für Lampedusa gefordert.

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Aber er wird nicht gehört. Stattdessen planen die Regierenden in Rom, als wären sie mit Berlin und Brüssel gleichgeschaltet, eine Ausnahmesituation auf Grund von Covid19 bis Ende des Jahres zu verlängern, was viele Bürger als ungerechtfertigt ansehen. Die Anzahl Verstorbener und die der erkrankten Infizierten sei schließlich seit Wochen rückgängig. Mit den Ankommenden aus Libyen und dem Maghreb würde sich das Virus jedoch wieder verbreiten.

Es sei sehr ernst, so die Worte des Regional-Gouverneurs Sebastiano „Nello“ Musumeci in Sizilien, der schon den Befehl ausgegeben hatte, die Aufnahmezentren für Migranten zu evakuieren, doch die Regierung um Giuseppe Conte hielt es nicht für notwendig, die Polizei und die Präfekturen vor Ort zur Verfügung zu stellen, um dem Regionalchef und den Helfern zur Seite zu stehen.

Noch beschämender sei jedoch, so Musumeci und Abgeordnete der Lega und FdI, dass das Innenministerium wiederholt, jedoch ohne einen Finger zu rühren, immerzu wiederholt, dass das Management der Gesundheitssicherheit und des Infektionsschutz in der Verantwortung der Regierung liege. Doch, das fragen sich immer mehr Italiener, was habe die Regierung bisher getan, außer zwischen Juli und August (und sogar während des Lockdowns) tausende illegaler Einwanderer in Sizilien hereinzulassen?

Währenddessen fährt auch die Sea Watch 4, angeführt von Carola Rackete und mit 221 Migranten an Bord, direkt an die sizilianische Küste. Die Situation scheint den Aktivisten um Carola Rackete egal zu sein, meist direkt von den Schleusern kontaktiert, auch wenn sie es eisern leugnen, ziehen sie ihre Mission durch.

Überfüllte Aufnahmezentren, die längst außer Kontrolle sind? Genauso die abermaligen Infektionen? Oder die Geschäfte für Schmuggler, gesuchte Verbrecher auf der Suche nach neuen Einnahmequellen, im besten Fall nach Arbeit, das alles interessiert doch eine Rackete nicht, sie nimmt alle ungeprüft auf.

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Wobei dort, wo wahrlich Krieg herrscht, wo die Kinder und Mütter mit den Hungerbäuchen und den leeren Augen ausharren, dort traut sich Carola Rackete nicht hin. Dort ist ja auch nichts zu holen, nichts zu gewinnen, an finanziellen Mitteln. Und was ist mit Salvinis Nachfolgerin im Innenministerium, mit Ministerin Luciana Lamorgese? Galt sie doch als Expertin für Asylfragen und Migrationsströme, sie ist quasi verstummt, und lag mit vielen Prognosen falsch.

Die Initiative, wonach sich männliche Migranten ihre Aufenthaltserlaubnis durch Arbeit in der Landwirtschaft und bei der Ernte schneller verdienen sollten, erwies sich als ein Schuss in den Ofen. Kaum interessierte Männer fanden sich dafür, deren Ziel scheint ein gänzlich anderes zu sein.

Sofort zurücktreten solle die parteilose Innenministerin, fordert die Opposition. Es herrscht gerade nur eine kurze Verschnaufpause auf Sizilien, das Wetter ist gekippt, das Meer zu unruhig.

Auch das große Quarantäneschiff „Aurelia“ kann gerade keine Migranten an Bord nehmen, das Wetter erschwert einiges. Aber wenn „Aurelia“ nicht kann, irgendwo da draußen ist dafür Carola in Lauerstellung, die nächsten Anrufe und GPS Signale kommen bestimmt. Ja, ihr könnt Euch wieder auf den Weg machen, das ist das damit verbundene Signal.