Gut, dass Papst Franziskus die für den Süden kämpfende Kanzlerin „ermutigt, auf diesem Weg weiterzugehen.“ Immerhin sieht ihr Entwicklungsminister Gerd Müller alsbald 100 Millionen Afrikaner auf dem Weg zu den 82 Millionen Deutschen und ihren westlichen Nachbarn.
Die Zahlen klingen extrem, sind aber noch untertrieben. Von 180 Millionen auf eine Milliarde Einwohner 2017 springt allein der Subsahara-Raum seit 1950. Im selben Gebiet verlieren nach der Befreiung vom Kolonialismus rund 18 Millionen Menschen in Genoziden und Kriegen ihr Leben. Zudem ertrinken Tausende auf dem Weg nach Europa. Schon für 2009 ermittelt das Gallup-Institut zwischen Sahara und Kapstadt 38 Prozent Auswanderungswillige. Bei unveränderten Wünschen würden momentan also 380 Millionen übersiedlungsbereit für Europa sein. Niemand kann dem Minister Alarmismus vorhalten.
Bis 2050 sieht die UNO für Schwarzafrika zwar eine bedeutende Verlangsamung des Wachstums, aber immer noch 2,1 Milliarden Menschen. Während auf dem Höhepunkt des Imperialismus (1914) die heutige EU-Lokomotive Frankreich/Deutschland – bei jeweils rund 100 Millionen Einwohnern – gegen den Subsahara-Raum ein 1:1 schafft, soll es 2050 mit 1:15 aussichtslos hinten liegen (140 zu 2.100 Millionen).
Bis dahin muss der Aufschwung auf der Gegenküste des Mittelmeers gelungen sein. Dem Subsahara-Länderblock mit seinen 950 Millionen Menschen (ohne RSA) gelingen 2014 Exporte von knapp 70 Milliarden Dollar. Das bringt sie noch hinter die 5,4 Millionen Slowaken mit 74 Milliarden US-$. Diese Differenz um den Faktor 175 entscheidend zu verringern, stellt der Jugend beider Kontinente die entscheidende Zukunftsaufgabe.