Tichys Einblick
Kurz vor Weihnachten

Die Alten dominieren die aktuellen deutschen Musik-Charts

Weihnachtssongs beherrschen die aktuellen deutschen Single-Charts. Interessant daran ist: Es sind gestandene, ältere – teilweise leider verstorbene – Künstler, die alle vorderen Plätze belegen.

Screenprint: Youtube

Es hätte nicht passender sein können: Am ersten Weihnachtsfeiertag vor sechs Jahren verstarb George Michael. Viel zu früh. Mit 53 Jahren. Er hat viele große Hits gesungen wie I´m your man, Wake me up before you Go-Go oder I want your Sex. Aber in Erinnerung wird der als Georgios Kyriakos Panayiotou Geborene vor allem mit Last Christmas bleiben, das seine Band Wham im November 1984 veröffentlicht hat. Das Video in der verschneiten Berghütte ist Kult pur.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Seitdem ist kein Jahr vergangen, ohne dass Last Christmas zu Weihnachten in die deutschen Single-Charts eingezogen ist. Im letzten Jahr belegte es dort sogar erstmals den Spitzenplatz. Auch dieses Jahr steht es eine Woche vor dem Fest auf Platz zwei. Davor liegt nur Mariah Carey mit „All I want for Christmas is You“. Ohne der Sängerin zu nahe treten zu wollen. Ihre Karriere ist ebenfalls schon ein wenig älter: Ihre erste Nummer eins in Deutschland feierte sie 1994 mit „Without You“. Ihr „All I want for Christmas is You“ erschien später im gleichen Jahr, belegte ebenfalls den ersten Platz der deutschen Single-Charts. Seitdem liefert es sich mit Last Christmas ein wackeres Rennen um den Titel des erfolgreichsten Weihnachtsliedes aller Zeiten.

Dritter in den aktuellen Charts ist Shakin’ Stevens. Der feierte seine größten Erfolge in den sehr frühen 80er Jahren. Mit Rockabilly-Musik. Wer jetzt verwirrt in Opas Geschichte der Rock-Musik nachschlägt, sich dabei denkt, die große Zeit des Rockabilly waren doch die 50er Jahre, der hat tatsächlich Recht. Warum Stevens als Zeitgenosse von Kraftwerk oder Erasure erfolgreich war, hat schon damals keiner so recht verstanden. Mit „Merry Christmas everyone“ feiert der 74-Jährige jedenfalls einen späten Erfolg.

Im Vergleich zu Brenda Lee ist Stevens ein Jungspund. Sie ist bereits 78 Jahre alt. Mit „Rockin’ around the Christmas Tree“ belegt sie Platz vier der aktuellen deutschen Single-Charts. Der Song ist kaum tot zu kriegen. Mutmaßlich haben ihn mehr Künstler gecovert als „Yesterday“ oder „So this is XMas“. Der Song der Plastic Ono Band belegt allerdings keinen der vorderen Plätze in den aktuellen Charts. Wer die Plastic Ono Band nicht kennt: Das war eine vielversprechende Gruppe Anfang der 70er Jahre, die leider von John Lennon kaputt gemacht wurde.

TE-Adventskalender – 22. Dezember
Julia Iffländer singt: Rudolph the Red-Nosed Reindeer
Auf Platz fünf der aktuellen deutschen Single-Charts steht Chris Rea – 71 Jahre alt. Sein erster Weihnachtssong war 1987 „Joys of Christmas“. Allerdings verkaufte sich der nur in England, auch da nur das sehr mäßig. Dafür ging ein Jahr später „Driving Home for Christmas“ durch die Decke. Wer als Student lange Autofahrten auf sich nimmt, um zu Hause das Smartphone der Eltern einzustellen, oder an Weihnachten die Bahn nimmt, um an Silvester zu Hause zu sein, für den ist Reas „Driving Home for Christmas“ ein unverzichtbarer Begleiter.

Erst auf Platz sechs folgt der erste Song, der nichts mit Weihnachten zu tun hat: „Zukunft Pink“ von Peter Fox und Inéz. Andererseits verbreitet das Lied tröstliche, weihnachtliche Botschaften wie „Alles gut, mein Kind“. Fox braucht derzeit Zustimmung. Die Woken kritisieren ihn wegen „kultureller Aneignung“. Seine Musik ist ihnen vermutlich nicht Polka genug. Andererseits: Wer hat derzeit keinen Ärger mit den Woken?

Auf den folgenden Plätzen geht es weiter mit Weihnachtsliedern von etwas älteren, aber dafür sehr bekannten Künstlern: Michael Bublé ist auf Platz sieben dabei mit „It’s beginning to look a lot like Christmas“, Dean Martin auf 14 mit „Let it snow! Let it snow! Let it snow!“, Paul Mc Cartney auf 22 mit „Wonderful Christmas Time“, Queen auf 26 mit „Thank God, it’s Christmas“ oder Bryan Adams auf 27 mit „Christmas Time“.

Wer jetzt immer noch keinen Ohrwurm im Kopf hat, dem kann geholfen werden: „Last Christmas, I gave you my heart / But the very next day, you gave it away / This year, to save me from tears / I give it to someone special / Special …“

Anzeige