Tichys Einblick
Links.Rechts.Mitte

ServusTV: Davos, Klima über alles, Krieg ohne Ende?

Weltwirtschaftsforum in Davos: Diktat der Elite? // Klimaschutz über alles: Grundrechte in Gefahr? // Militärkonferenz in Ramstein: Krieg ohne Ende? Darüber diskutierten bei Michael Fleischhacker: Falter-Journalistin Barbara Tóth, Politikwissenschaftler Johannes Varwick, TE-Herausgeber Roland Tichy und Politikberater Heimo Lepuschitz.

Screenprint ServusTV / Links.Rechts.Mitte
Heimo Lepuschitz, Politikberater sagt: Davos will eine „Weltregierung“ von Polit-, NGO- und Finanzeliten an der Demokratie vorbei sein. Politikwissenschaftler Johannes Varwick meint, da treffen sich die Mächtigen, aber nicht die Allmächtigen, das wäre gut so in einer Welt, die auseinanderbricht. Barbara Tóth, Journalistin beim Wiener Falter, findet es ebenfalls gut, dass in Davos so viele zusammenkommen und miteinander reden, damit es nicht zu so vielen Missverständnissen kommt wie bei Corona. Aber es wäre auch unübersehbar, dass die von Davos vertretene Globalisierung und das World Economic Forum (WEF) bröckeln.

Roland Tichy nennt Davos und seinen Organisator Klaus Schwab ein großes, gut funktionierendes Geschäftsmodell, wogegen er nichts einzuwenden habe – er kritisiert, dass die mit Koffern begleiteten Geschäfte von Oligarchen und anderen Geldmachern in Davos von Journalisten nicht zum Thema gemacht werden, weil nur solche Journalisten eingeladen werden, die „gefällig“ berichten. Man könne in Davos viele interessante Leute treffen und viel Neues erfahren, aber das „Einwickeln“ der Journalisten mache Davos zu einer unkritischen Veranstaltung. Schwab bastle an einem Mythos seines weltweiten Einflusses, den er nicht hat.

Lepuschitz weist auf die Übereinstimmung des vom WEF propagierten globalen, grünen, großen Resets und Schwabs Lobpreisung für China als Modell hin, was alles mit den autoritären Corona-Maßnahmen von Kanada, Australien und anderen gut zusammenpasst. Varwick preist Davos als Ort der Lösung der von „allen“ Wissenschaftlern verkündeten Klimakrise. Auf Lepuschitz’ Fingerzeige der Lösung durch autoritäre Wege wie China und Saudi-Arabien statt den mühsamen Weg der Demokratie geht Varwick nicht ein. Tóth laviert sich mit ein wenig Zustimmung zu Tichy hier und Varwick dort mit freundlichen Tönen durch. Varwick betont, dass „wir“ aus der fossilen Energieerzeugung rausmüssen. Tichys Schilderung des „dreckiger denn je“-Ergebnisses einer grünen Energie-Wende-Farce von raus aus allem, aber auch keiner sauberen Kernenergie, leitet Varwick in die Diskussion mit seinen Kindern am Familientisch um, indem er die Ziele von Fridays for Future (FFF) versteht, für radikalen „Klimaschutz“ in der Sache, aber nicht mit diesen Methoden plädiert.

Tichy: Deutschland macht radikalen Klimaschutz und stößt mehr CO2 aus denn je. Varwick: Aber das hat nichts mit der Energiewende zu tun, sondern mit dem russischen Angriffskrieg. Tichy: Nein, die Energiepreise gingen schon lange vor dem Ukraine-Krieg rauf. Die „Energiewende“ ist die Ursache.

Fleischhacker wechselt zu Ramstein und der Lieferung von Panzern. Varwick sieht eine „Rutschbahn“. Erst wurden Schützenpanzer geliefert, nun wahrscheinlich bald Kampfpanzer, als nächstes Kampfflugzeuge? – Und wenn „wir“ nicht aufpassen, kann das in einen Krieg mit Russland führen – das „müssen wir um fast jeden Preis“ vermeiden. Varwick erlebt beim Ukraine-Krieg, was Tichy von der „Euro-Rettung“, dann der Einwanderung, der Corona-Politik usw. kennt: Varwick saß beim ORF vier Einheitsmeinenden gegenüber, die die Ukraine um jeden Preis unterstützen wollen.

Mit diesem reizvollen Moment schließt mein unvollständiges Stenogramm: Tichy heißt Varwick im Club willkommen und lädt ihn ein, bei TE zu schreiben – auch gerne gegen Meinungen von Tichy.

Ich habe bei einer von Michael Fleischhacker moderierten Runde schon länger nicht mehr reingeschaut, aber es ging mir wie beim Unterschied zwischen dem Leben in Deutschland und Österreich sonst auch. Österreichs Politik ist nicht besser als die deutsche, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in beiden Ländern leidet unter der selbstverpflichtenden Rolle der Einheitsmeinung auf Regierungslinie. Aber der Ton ist ein anderer, in Österreich ein menschlicherer. Die Meinungsbreite und -offenheit, mit der das in ServusTV‘ Links.Rechts.Mitte stattfand, wird in den anderen Medien keine Schule machen – bevor die aktuellen Politiken von Energiewende über Kulturkampf bis Ukraine-Krieg nicht gründlich gescheitert sind.

Anzeige