Tichys Einblick
Im Namen der Klimaextremisten

Wie öffentlich-rechtliche Formate die Klimadiktatur schmackhaft machen

Nachdem sie bereits in der Corona-Pandemie mit ihrem Blinddarm-Vergleich zur öffentlich-rechtlichen Provokateurin vom Dienst wurde, legt Sarah Bosetti nach, spielt Gesellschaftsrat und fordert unter dem Deckmantel der Satire die Abschaffung der Demokratie zugunsten einer Klimadiktatur.

Screenprint: ZDF

„Satire darf alles“, heißt es oft, ohne wirklich darüber nachzudenken. Also sofern sie von der richtigen Seite kommt. Dann aber muss sie nicht einmal satirisch sein, es genügt der Aufkleber Satire und ein wenig herablassender Spott über den politischen Feind und fertig ist das öffentlich-rechtliche Format, in dem uns Sarah Bosetti die Abschaffung der Demokratie zugunsten einer Klimadiktatur schmackhaft machen soll. Und wenn doch noch jemand etwas strafrechtlich Relevantes finden sollte, dann kann man sich noch immer auf den angeblich satirischen Charakter der Sache berufen, steht ja drauf: „ZDF Satire“.

Das momentan laufende Großprojekt von Bosetti ist ein Mehrteiler zur Propagierung der Anliegen der Letzten Generation. Wieder einmal zeigt sich, wie die klebenden Extremisten vor allem eine Hebelwirkung für die Anliegen des Establishments haben, denn durch die ständige Präsenz der Klimakleber in den Nachrichten kann das ZDF ja gar nicht anders, als Bosetti die wohl radikalste Forderung der Letzten Generation – die Schaffung von Gesellschaftsräten – in ihrem Format Bosetti will reden! durchspielen zu lassen.

Darf’s ein bisserl mehr direkte Demokratie sein?

In Folge eins erklärte uns Bosetti, dass AfD-Politiker und Focus-Kolumnisten bei Gesellschaftsräten Schnappatmung bekommen, darum aber ja noch lange keine Räterepublik ausbrechen würde. Stattdessen wären solche Gesellschaftsräte lediglich „ein kleiner Einschub direkter Demokratie in unseren parlamentarischen Demokratiealltag“. Klingt fast so harmlos und süß wie die bonbonfarbene Farbgestaltung und Beleuchtung von Bosettis Videos.

Also alles harmlos? „Alles harmlos“, bestätigt Bosettis Youtube-Blase und Bosetti selbst kriegt sich vor Freude über die konstruktive Diskussion in Folge ihres ersten Videos kaum ein. Zwar sei der Gesellschaftsrat Klima, der aus Bosetti und ihren Youtube-Simps besteht, zwar keineswegs repräsentativ, aber so toll, dass man sich fast wünschen könnte, er wäre es. Die überwiegende Mehrheit beteiligte sich „konstruktiv“ an der Diskussion, was bedeutet, dass in den grundlegenden Fragen vollkommene Übereinstimmung herrscht und Stimmen, die daran Zweifel erheben, eben nicht konstruktiv seien und folglich aussortiert werden. Das Ganze geschieht aber satirisch süßlich mit einem Lächeln. Ja, so nett kann er sein, der sanfte Totalitarismus.

Oder doch lieber eine Klimadiktatur? Die ist im Angebot!

„Jetzt redet dieser TE-Autor schon wieder von Totalitarismus, dabei hatte Bosetti doch eindeutig gesagt, es ging nur um einen Einschub direkter Demokratie“, höre ich schon die Unkenrufe. Doch der gute Vorsatz hielt beim Gesellschaftsrat – wie immer bei solchen Räten – nicht lange. Schon in der zweiten Folge verführt uns Bosetti über verschlungene Pfade, wie einst Mephistopheles Adrian Leverkühn ins Bordell lenkte, bis sie uns – aufgeweicht von existenziellen Auslöschungsängsten – die verlockende Frage ins Ohr haucht, jenen unwiderstehlichen neuen Teufelspakt, der da lautet:



„Was ist wichtiger: Das Überleben der Demokratie oder das Überleben der Menschheit? Wäre eine Klimadiktatur gerechtfertigt, wenn sie die Menschheit retten würde?“

Selbstverständlich würde ich mich als „Blinddarm der Gesellschaft“ (Bosetti) in solch einer Diktatur nach Bosettischem Vorbild absolut wohlfühlen. Also zumindest solange, bis man den – natürlich satirischen, wo denken Sie hin, haha! – Vorschlag „eat the rich“ (“esst die Reichen”) auf weitere unliebsame Bevölkerungsgruppen ausweitet.

Ist Demokratiefeindlichkeit damit eigentlich noch schlecht?

Unklar bleibt in Bosettis Entwurf allerdings, ob dadurch nun der Vorwurf der „Demokratiefeindlichkeit“, wie er regelmäßig gegen Corona-Leugner, Reichsbürger und andere Dissidenten erhoben wird, plötzlich zum Kompliment wird, bzw. wie man solch einem Missverständnis vorbeugen kann.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung hat dazu noch keine Stellungnahme veröffentlicht, aber wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, würde ich unterscheiden zwischen „Demokratiefeinden“, die also die Demokratie nicht mögen und sie deshalb abschaffen möchten (selbst wenn sie sich für mehr Demokratie einsetzen), und jenen etablierten Kräften rund um ZDF & Co., die die Demokratie zwar innig lieben, aber gerade deshalb ihr ein Ende bereiten müssen. Ich finde, das klingt ungefähr so schlüssig, wie die meisten Verlautbarungen der letzten Jahre aus dem Lager der Klimadiktatoren. Sollte sich diese Deutungsweise durchsetzen, erwarte ich übrigens Tantiemen, die Wärmepumpe zahlt sich ja nicht von selbst!

Doch abseits allen Gefeixes ist das, was Bosetti hier präsentiert, todernst. Ich fuhr mit meinem Auto nach Hause, über Landstraßen gesäumt von bunt blühenden Feldern, die sich in der noch immer etwas kühlen Mai-Sonne prächtig gen Horizont ausbreiteten, während ich hörte, wie Bosetti den Vorschlag, man solle Klimaschutz als Schulfach etablieren, ablehnte, da die Indoktrination der Kinder ohnehin schon so weit fortgeschritten sei, dass es keiner weiteren Panikmache in dieser Zielgruppe bedürfe.

Stattdessen soll ein „Faktenführerschein”, der wohl ähnlich frei von Fakten ist wie die öffentlich-rechtlichen Faktenfinder, dafür aber voll mit Bekenntnissen zum vermeintlichen, wissenschaftlichen Konsens ist, für Bundestagsabgeordnete verpflichtend werden. Im Vergleich dazu erscheint selbst der Zwang zum Parteibuch noch liberal! Zweifel ob der Gewissheit an der eigenen Sache existieren ebenfalls nicht beziehungsweise werden mit einem Lachen beiseite gewischt. Man hat ja die Wissenschaft auf seiner Seite. So wie damals bei Corona. Der historische Materialismus galt den Kommunisten übrigens auch als Wissenschaft und taugte zur gesamten Welterklärung.

Der Abschied von der Demokratie – zuckersüß wie die Farbpalette in Bosettis Videos

Aber während die Kommunisten, Sozialisten und Revoluzzer vergangener Tage noch mit kämpferischen Parolen zum Kampf riefen, lullen uns die heutigen Great-Reset-Fans mit pastellfarbenen Videos und weiblich dozierenden Stimmen ein, bevor sie uns nahelegen, einfach nachzugeben und die Demokratie auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen. Es ist verführerisch, denn wir hören nichts anderes mehr, seit die Revoluzzer an den Schalthebeln der Macht sitzen.

Der Teufel hat seine Lektion gelernt: Während er früher den Menschen im Totalitarismus noch sagte „Du darfst nicht!“, hat er nun das viel gefährlichere „mach es Dir leicht!“ entdeckt. So, wie wir Corona besiegten, indem wir auf Sofas rumgammelten, so soll auch hier der Ballast der demokratischen Verpflichtung Aller abgestreift werden zugunsten elitärer Entscheidungsträger, die fortan in Gesellschaftsräten (und bald danach wohl auch ohne diese) über Wohl und Wehe aller entscheiden sollen.

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