Tichys Einblick
Trumps Handelskrieg - Wohlstand in Gefahr?

Maybrit Illner – Zum (Handels)Krieg gehören immer zwei

Da hat sie sich wieder was Feines ausgedacht, mit den Reizworten "Handelskrieg", "Wohlstand" und "Donald Trump" - und Oskar Lafontaine war da!

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Direkt am ersten Arbeitstag von Horst Seehofer geht eine geplante Abschiebung in Donauwörth daneben. Heiko Maas fliegt bereits hyperaktiv in der Welt herum und lässt die Welt staunen, wer bei uns alles Minister werden kann. Peter Altmaier verleiht dem Wirtschaftsministerium Gewicht (hat das Handelsblatt geschrieben, nicht wir!). England zofft sich mit Russland unter begeistertem Unterstützungsgeschrei auch unserer einheimischen Falken.

Und was macht Illner? Abendgymnasium mit Lernzielkontrolle. Thema: „Trumps Handelskrieg – ist unser Wohlstand in Gefahr?“. „Keine Bange!“, sagt Norbert Röttgen, den wir hier, außer mit einem kurzen Aufstöhnen (oh no, not you again!), nicht mehr vorstellen müssen. Das ifo-Institut schickte Gabriel Felbermayr, Ökonom aus Oberösterreich. Bei der dramatischen Fragestellung mochte auch der Präsident des BDI nicht fehlen. Kenner des öffentlich-ausgewogenen Programms wissen, dass es nicht ohne grünen Senf (Sven Giegold) und die Linkspartei (Oskar Lafontaine) geht, und ohne Frau schon gar nicht (Sandra Navidi).

Sie ahnen bei dem Thema und der Besetzung, es folgte „Sechs Stühle – eine (und eine halbe) Meinung“. Wer jetzt nicht mitbekommen hatte, dass Handelskrieg herrscht, muss sich nicht grämen, es gibt keinen. Donald hat lediglich Zölle auf Stahl und Aluminium verhängt, was die EU übrigens auch bei Stahl aus China macht. Nur bei uns heißt das „Anti-Dumping-Maßnahme“, ist aber dasselbe (Felbermayr). Weil der Donald das jedoch nicht, von der Presse unbeachtet, in einem Brüsseler Luxusbüro ausheckte, sondern mit viel Tamtam und Live-Übertragung aus dem White House verkündete, sah Schonklod Juncker das als Kriegserklärung und fordert Strafzölle auf Jeans und Whiskey! Nicht ganz nüchtern und „nicht sonderlich gescheit“ (Oskar), weshalb die Europäer nun nicht gemeinsam, sondern einzeln mit den USA anbandeln.

Also die anderen Europäer, nicht wir, weil, leider, leider, Angela Merkel seit fünf Monaten keinen Kontakt mehr mit Donald hatte (wieder Oskar). Vielleicht kann ja Heiko was machen (Hat er seine alten Statements über Trump rechtzeitig verbrannt?).

Jetzt regieren sie wieder. Und wie.
Regierungsbildung: Falscher Jubel und Fehler im System
Ach, der Oskar! Drei Jahre älter als Donald Trump, ist auch bei ihm jene Geißel des Alters zu konstatieren, immer dasselbe zu wiederholen. Die Exportweltmeisterschaft verdankt Deutschland einem Lohndumping. „Auch unsere EU-Nachbarn werfen uns das vor“, selbst das Macrönchen. „Wir können auf Dauer nicht so weiter machen, wir exportieren Arbeitsplätze.“ Donald kann sich da wehren, aber die Europäer sitzen in der Falle: Wegen der gemeinsamen Währung und der Zollfreiheit „müssen die nun auch die Löhne senken.“ (In Erkenntnis dieser nicht lösbaren Inkompatibilität gründeten welche, die nicht mehr dabei sind, übrigens vor vier Jahren eine deutsche Alternativ-Partei). Leider hat Oskar sein altes Feuer verloren, so dass ausgerechnet Norbert mit dem Satz „Wir sind doch nicht das Zentrum für Schuld aller Länder“ die Oberhoheit am Tisch wiedererlangen konnte. Oskar murrte dann noch, dass sich die BRD seit Jahrzehnten selber verpflichtet habe, eine ausgeglichene Handelsbilanz anzustreben, „aber das weiß keiner mehr im Bundestag und der Regierung“.

Mit „Ein offener Markt braucht einen starken Sozialstaat“ unterstützte der grüne Europaabgeordnete Oskars Credo. Will seine Partei nicht eher einen Markt und einen für die ganze Welt offenen Sozialstaat? Der Mann lebt sowieso in einer anderen Welt. „Europa muss jetzt mit allen zusammen ein Handelsregime (!) bauen auf unseren Werten, ökologisch und ökonomisch.“ „Mit den Armen der Welt Hand in Hand“. Denn „die Mehrheit der Menschen will das so“. Im Publikum auf jeden Fall. Die Zukunft und den Wohlstand sichern wir am Besten, wenn Europa als Hauptexportschlager „seine Werte exportiere“. (Ich schwöre, dass ich dachte, dann sei Joschka Fischer eingeblendet worden, der aber nichts sagte.)

Einigkeit herrschte, dass Donald ein Troubleshooter sei, der sich mit der ganzen Welt anlege, nur um seine Wahlversprechen zu erfüllen. Unerhört! Sandra Navidi erklärte der Runde dann, dass Trumps Zölle keine Arbeitsplätze zurückbringen würden, weil 90% der Jobs wegen der Technisierung verloren gegangen seien. „Und der Digitalisierung“, mahnte Illner an, weil das nämlich in der Lernzielkontrolle steht. Ok, meinte Sandra, aber von Industrie 4.0 versteht im Weißen Haus keiner was.

Norbert gab den Nationalstolzen. Der Ami-Stahl tauge nichts, und wir sind halt bei allem topp! Ihn lassen Donalds Maßnahmen eh kalt, denn „zum Krieg gehören immer zwei“.

Vielleicht meinte er auch, dass zum Tango immer zwei gehören, denn beim Krieg reicht eigentlich einer, der anfängt. Die Opfer gehören dann automatisch dazu. Dann wurde noch über Amazon, Apple und Facebook geschimpft und daran festgemacht, dass das mit dem Handelsdefizit so nicht stimme, weil die großen Techfirmen ihre Gewinne nicht in die USA transferierten, sondern in Steueroasen. Oder, wie der ifo-Mann weise kundtat: „Zahlen sind Zahlen, die Frage ist nur, welche zieht man hervor.“