Tichys Einblick
Tendenzjournalismus

Massenmedium mit Linksdrall: t-online möchte Peter Hahnes Ruf beschädigen

Ein unbekannter Autor arbeitet sich an Fernsehstar und TE-Autor Peter Hahne ab: nicht der einzige Fall, in dem t-online Politik macht – mit all seiner Marktmacht. Der Versuch, Hahnes Ruf zu schädigen, geht nach hinten los: Der MDR will ihn nicht ausladen, die überwältigende Mehrheit an Kritik richtet sich an das Medium t-online – und der Zuspruch für Hahne erreicht ein neues Hoch.

IMAGO/PopEye

Juristen und Polizisten kennen den Begriff des „Belastungseifers“. Wenn ein Zeuge zu sehr zeigt, dass er einen Verdächtigen belasten will, ist er als Zeuge nicht mehr zu gebrauchen: Reagiert er emotional? Lässt er für den Verdächtigen Entlastendes weg? Übertreibt er Belastendes? Oder bringt er Inhalte vor, die mit der Sache eigentlich nichts zu tun haben? Können diese Fragen mit ja beantwortet werden, dann taugt der Zeuge nichts.

t-online vverspricht seinen Lesern einen „Ortsbesuch“. Ein Wort, das an eine legendäre Rubrik des Spiegels angelehnt ist. Dem ungekrönten König des deutschen Tendenz-Journalismus. Ein Sehnsuchtsort für Journalisten, die für einen Arbeitgeber tätig sind, bei dem sie von den Menschen nicht als Aufklärer oder Essayisten wahrgenommen werden – sondern als Bestücker eines Gratisangebotes, das den Leuten früher kostenlos angeboten wurde, wenn sie ihren Internet-Explorer starteten.

Als es um einen Auftritt von TE-Autor Peter Hahne im ostdeutschen Malchow ging, lautete die Überschrift: „Peter Hahne schwurbelt jetzt über Corona und Genderwahn“. Schwurbelt ist gleich Depp ist gleich Radikaler. Für den mutmaßlich großen Teil derer, die t-online nur passiv konsumieren, ist damit das Urteil gesprochen. Zumindest sie werden sich nicht die Frage stellen, wie sauber der Anbieter dem journalistischen Handwerk nachgeht.

Würden die Journalisten nicht als Gratis-Häppchen-Reicher für einen ehemaligen Staatskonzern arbeiten, der 2015 von Ströer übernommen wurde, sondern als Zeugen vor Gericht aussagen, würden sie sich selbst schnell dem Vorwurf des Belastungseifers ausgesetzt sehen: Peter Hahne spricht bei t-online nicht, er „wettert“. Er kritisiert nicht, sondern „erzürnt sich“. Er hat keinen vollen Terminkalender, sondern „braust mit seinem silbernen Mercedes davon“. Und Hahne ist auch nicht stolz darauf, ein erfolgreicher Buchautor zu sein, sondern „dass der Buchverkauf ein lukratives Geschäft ist, leugnet er nicht“.

Leugnen. Wie ein Angeklagter. Für t-online ist er das. Ein Angeklagter, den es mit Eifer zu belasten gilt.

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Wie groß der Belastungseifer eines Zeugen oder Journalisten ist, kann der Leser an dem erkennen, was er dem Betroffenen vorwirft. Noch viel besser lässt es sich aber daran ablesen, was er an Gutem über ihn vorenthält. Selbst dann noch, wenn dieses Gute nahezu jedem bekannt ist. Hahne war Heute-Sprecher, stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios und Gastgeber einer eigenen Talkshow. Im Text erwähnt der Autor diese Funktionen. Doch seine Aufmerksamkeit speist sich vor allem durch das, was Nutzer auf dem Weg ins Internet flüchtig aufschnappen. Also Überschriften und Teaser.

Da stellt die Prominenz Hahnes ein Problem für den unbekannten Autor dar: Wie nennt er ihn? ZDF-Star? Heute-Moderator? Fernsehstar? Das wären alles zutreffende Titulierungen für Hahne. Aber sie würden schon beim flüchtigen Blick darauf aufmerksam machen, dass hier der unbekannte Autor von Gratis-Happen über einen echten Star schreibt. Einen, der in der Bekanntheits-Hierarchie weit über ihm steht. Also schreibt er „Peter Hahne war mal eine große Nummer …“. „Große Nummer“ fasst Hahnes Bedeutung halbwegs zusammen und ist despektierlich genug, um das Ego des unbekannten Autors die Gesamtsituation ertragen zu lassen.

Der durchschnittliche t-online-Leser muss mindestens in Berlin leben, eher in Kreuzberg oder XHain. Auch muss der durchschnittliche Telekom-Kunde studiert haben, viel verdienen, weiblich sein und einen Migrations-Hintergrund haben. Denn nur dann wäre erklärbar, wie sich der unbekannte Autor über das Publikum in Malchow auslässt: Das Publikum entspräche den gängigen Klischees – „alt, weiß, aus ländlicher Region“. Erklärbar wäre es. Aber nicht hinnehmbar. Jemanden wegen seines Alters oder seiner Hautfarbe zu verurteilen, ist Diskriminierung. Auch wenn man für einen ehemaligen Staatskonzern Gratis-Happen schreibt.

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Woher er sich sicher ist, dass die Besucher aus einer ländlichen Region stammen, verschweigt der unbekannte Autor vornehm. Mutmaßlich leitet er es daraus ab, dass er als gefühlt großstädtischer Starjournalist an diesem Abend selbst in der Provinz eingesetzt wird. Viele lokal bekannte AfD-Gesichter seien im Publikum, lässt er seine Leser auch noch wissen. Das habe ihm ein „langjähriger Beobachter“ gesagt. „Langjähriger Beobachter“, „viele Stadtbewohner“, kurz: kompetente Zeugen, deren Identität keiner prüfen kann. Zu solchen Schneidern greifen t-online-Autoren gerne, wenn sie ihrer Meinung ein journalistisches Kleid verpassen wollen.

Die „vielen Stadtbewohner“ stammen aus einem Kommentar, in dem sich t-online über das Ausscheiden des RB Leipzig aus der Euro League freut. Ein Blick auf aktuelle Beiträge der Seite zeigt, wie t-online Politik macht. Und in welche Richtung: grün-links. „Warum die Deutschen plötzlich das E-Auto für sich entdecken“, lautet eine Schlagzeile, die an über zehn Millionen Menschen vorbeirauscht. Aber wie kommt es zu dieser Schlagzeile?

Es sind keine Verkaufszahlen, die t-online präsentiert. Es ist eine Umfrage. Demnach würde „knapp ein Viertel der Deutschen“ das E-Auto als kostengünstige Alternative zum Verbrenner sehen, dem t-online attestiert, nicht mehr bezahlbar zu sein. „Knapp ein Viertel“. Das heißt: Mehr als Dreiviertel sieht es anders. Mehr als die Hälfte der Befragten hält den Einkaufspreis laut Umfrage für zu hoch. „Viele“ würden zudem vom Kauf absehen, weil es an der nötigen Ladestruktur fehlt. Wie die „langjährigen Beobachter“, die „vielen Stadtbewohner“ ist auch dieses „viele“ für den Leser nicht prüfbar, denn die Studie liegt t-online nach eigener Aussage exklusiv vor. In einer späteren Version des Textes wird dann aus „viele“ 51 Prozent.

Trotzdem: Nur ein Viertel hält das E-Auto im Betrieb für kostengünstig, eine Mehrheit hält den Kaufpreis für zu hoch und klagt über die Ladestruktur. Daraus macht t-online: „Warum die Deutschen plötzlich das E-Auto für sich entdecken“: Politisch neutral sieht anders aus. Journalistisch wertvoll auch.

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Was aber haben t-online und sein unbekannter Autor gegen Peter Hahne? Wie lautet die Anklage? Er spiele „genüsslich eine wohlkalkulierte ,Querdenker‘-Klaviatur ab. Die Bandbreite reicht von Medienschelte bis hin zu pauschaler Regierungskritik.“ Regierungskritik. Als Vorwurf. Von einem Medium. Oder zumindest einem Anbieter von journalistischen Gratis-Happen. Die Beweisführung für diese verblüffende Anklage: „Auch als großer Fan von Schauspieler und Regisseur Jan Josef Liefers outet er sich. Ausgerechnet Liefers, der sich im April 2021 an der Aktion ,Alles dicht machen‘ beteiligte, bei der zahlreiche Filmschaffende die Coronamaßnahmen kritisierten und heftige Kritik auf sich zogen.“

Alle Elemente finden sich hier: Hahne bekundet keine Sympathien, er outet sich. Als ob es was Verruchenes wäre, Jan Josef Liefers gut zu finden. Es gab „heftige Kritik“. Aber von wem? Von den langjährigen Beobachtern oder von den vielen Stadtbewohnern? Vor allem konstruiert der unbekannte Autor eine Kontaktschuld. Zu einem Schauspieler, der mit jedem Tatort über zehn Millionen Menschen bewusst zum Einschalten motiviert. Also so viele Menschen, wie an den Texten des unbekannten Autors vorbeirauschen. Flüchtig.

Und warum ist es eine Kontaktschuld, Liefers gut zu finden? Weil er die Corona-Maßnahmen kritisiert hat. Beziehungsweise ihre Wirksamkeit in Frage gestellt hat. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den Auftrag, die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu prüfen. Wie er sich um diese Aufgabe versucht zu drücken, darüber haben in den zurückliegenden Tagen viele Medien berichtet. Zuerst die Welt. Aber für den unbekannten Autor ist Liefers schon durch die Fragestellung jemand, bei dem man sich „outen“ muss, wenn man ihn gut findet. Über Journalisten, die Kritik oder Infragestellen unter Generalverdacht stellen, kann sich jede Regierung freuen. Für die zehn Millionen Menschen, an deren Auge Nachrichten von t-online vorbei rauschen, sollte aber klar sein, wer da Gratis-Happen anbietet. Und wie.

Und weil der MDR nach dem investigativen Ortsbesuch-Artikel von t-online seinen Gast Peter Hahne dann partout nicht aus seiner Sendung „Riverboat“ am gestrigen Abend ausladen wollte, gab es vom gleichen t-online-Autor nochmal einen empörten („trotz Kritik“!!) Artikel hinterher:


Hinweis: Der Text wurde geändert. In einer früheren Version hieß es, die Beiträge würden Nutzern beim Start in den Explorer angeboten. Das war früher so.


Nachtrag Redaktion: In dem Artikel von t-online werden Leser auch dazu aufgefordert, ihre Erfahrungen mit Peter Hahne einzusenden. Der Brief von Pastor Dietz, der Peter Hahne zu der Veranstaltung eingeladen hatte, kam dieser gerne nach und sendete diese bisher unveröffentlichten Zeilen an t-online:

„Die Berichterstattung über die Veranstaltung mit Peter Hahne macht deutlich: Es gibt Qualitätsjournalismus und es gibt Tendenzjournalismus. Der Erstere ist zu finden im Nordkurier vom 4. Mai, der zweite bei Ihnen: Falschinformation, keine Achtung vor Älteren, vor den Menschen aus den Dörfern, vor der Meinung anderer Menschen, vor der Lebensleitung anderer Menschen, keine Achtung vor anderen Menschen! Es ging den Verfassern ausschließlich darum, Peter Hahne und die ihm zuhörenden Menschen in ein schlechtes Licht zu stellen. Dass den Verfassern auch Herzensbildung fehlt, beweist allein die Tatsache, dass es ihnen keinen Buchstaben und Cent wert war, die abschließende Sammlung für unser Kinderprojekt zu erwähnen und zu unterstützen. Peter Hahne hatte diesem zu Gunsten auf sämtliches Honorar verzichtet und schenkte uns seine Bücher, so dass der gesamte Buchverkauf auch zugunsten unseres Kinderprojektes bestimmt wurde!
Als einladender Pfarrer der Gemeinde danke ich Herrn Hahne, dass er zu uns in die Uckermark gekommen ist, eine der sozial schwächsten Regionen Deutschlands. Es sind nicht viele Promis die selbstlos hierher den Weg finden ! „Glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind.“ (1. Joh. 4,1) – Thomas Dietz“


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