Tichys Einblick
"Panikjahr 2017: Besser als befürchtet?"

Maischberger: Martin Schulz ist Verlierer des Jahres

Die ARD hat sich entschieden. Der Titel geht verdientermaßen an den SPD-Chef. Oder, um es mit Martins eigenen Worten zu sagen „Das Leben ist wie eine Hühnerleiter ... besch.....“

Screenprint: ARD/maischberger

Bei Maischberger war es ein bisschen wie bei Hempels auf dem Sofa. Nicht unterm Sofa, da blieben erwartungsgemäß die übelsten Dinge, die sich 2017 ereigneten, fein verborgen. Aber bei Tisch, und vor allem beim Gläschen danach, lassen sich in diesen Tagen einfach nicht alle Themen ausblenden. Leider spalten Merkels Flüchtlingspolitik, KoKo und Donald Trump Freundeskreise und Familien, wer multikulturell verbandelt ist, muss zudem beim Thema Erdogan achtgeben.

Gestern waren wir also im übertragenen Sinne bei Hempels eingeladen, und im Nachhinein muss zugegeben werden, es war ein netter Abend. Wie immer macht die Mischung den Unterschied. Da war Peter Hahne, der kein Blatt vor den Mund nimmt, das aber mit unangreifbarer Gelassenheit und pfarrersgleicher Autorität, die er sich im Laufe der Jahre mit frommen Sendungen und Kolumnen erarbeitet hat. Als Kontrapunkt der „bekennende Wechselwähler“ Günter Wallraff, bei dem man sich allerdings kaum vorstellen kann, dass er jemals außerhalb von Rot-Rot-Grün gewechselt hat. Die Älteren kennen ihn noch als „Mann, der bei Bild Hans Esser war“ oder als verkleideten Ali, die Kids nur noch als Aufdecker beim Dschungelsender RTL – ein tragischer Abstieg. Als Schnösel am Tisch – und welche Familie hat keinen in ihren Reihen? – Markus Feldenkirchen, ein feiner Pinkel, in Selbstgefälligkeit gekleidet.

Sophia Thomalla ist bekannt für aufsehenerregende Liebhaber und ebensolche anlockende Fotos, die sie auf den sozialen Netzwerken teilt (auch bei Maischberger wurde wiederholt eins herumgereicht). Astrid Frohloff, die allerdings ein eher ernstes Gesicht aufsetzte, schließlich moderiert sie eine Polit-Sendung im Staatsfunk. Bein zeigte vor allem Oliver Knöbel, der als Olivia Jones den Frauen am Bildschirm zeigte, was frau mit Schminke alles anstellen könnte, wenn sie nur Mut zur Farbe hätte. Dazu präsentierte sie ein Outfit, das wie eine Disko-Kugel glitzerte.

Gastgeberin Sandra hatte den Verlauf des Abends mit allerhand Zetteln in eine thematische Ordnung gebracht, der wir hier folgen wollen. Lauschen wir also dem Gespräch.

Peter teilt gleich kräftig aus. Die Politiker haben nichts verstanden. „Erst jetzt fällt Merkel ein, dass die Leute Sicherheit durch Polizei und Justiz wollen.“

Markus klagt über „Trump, der auf Verträge pfeift …“

Astrid: „… und irrationale Entscheidungen trifft.“

Sophia: „Die Amerikaner beneiden uns …“

Peter: „… Nein, die haben nur noch Verachtung für uns.“

Aber Sophia bleibt bei ihrer Meinung, immerhin ist sie die „meiste Zeit in den USA“. Außerdem hat sich Sophia „unter Angela Merkels Führung“ immer sicher gefühlt. Vielleicht, weil sie die meiste Zeit in den USA weilt.

Günter (ohne H) erklärt seinen Freunden vor den Bildschirmen ganz schnell die AfD: im Wesentlichen Brandstifter. Ein Drittel Rassisten, ein Drittel Prekariat und ein Drittel Verwirrte und Desinformierte…

Markus: „Das geben die Statistiken aber nicht her.“

Peter: „Ich verstehe die Leute. In Berlin gibt es keinen Polizisten, der die AfD nicht gewählt hat. Bei Pegida gehen Richter und Justizbeamte mit. Ärzte wollen auswandern. Am verlogensten sind doch die Multikulti-Redakteure, die für die eigenen Kinder fragen, wie hoch der Ausländeranteil an Schulen sei. Und Frau Kraft, Frau Schwesig und Frau Ypsilanti schicken ihre gleich auf Privatschulen.“

Sandra findet wichtig, dass es diese Doppelmoral auch in der Union gibt.

Markus stellt fest, dass Lucke und Petry inzwischen als gemäßigt gelten. Komisch. Früher galten auch diese beiden bei Spiegel und Co. als aus Naziholz geschnitzt.

Astrid: „Die Groko hat vergessen, was die Leute interessiert. Und die wichtigen Themen nicht offen diskutiert.“

Sophia teilt ihr Leben zwischen den USA, Berlin und einem MeckPomm-Dorf auf. Und in letzterem wurden die 100 Einwohner „mit 50 Flüchtlingen bereichert. Ich verstehe, dass die Angst haben“.

Olivia versteht den Osten nicht. „Da gibt’s doch keine Ausländer“, ist sie sicher. Das Thema G20 ersparen wir uns hier, auch weil Olivia Hamburg rechtzeitig und fluchtartig verlassen hat.

Bei Erdogan war nur „Ali“ interessant. Der reist bald in die Türkei, hat aber vorsichtshalber ein paar dicke Bücher eingepackt, weil Erdogan 80 neue Gefängnisse für eineinhalb Milliarden Euro gebaut, und dort wohl auch für ihn, „Ali“, schon einen Platz reserviert hat. Aber Ali-Günter sieht sich zum Heldentum verpflichtet. Schließlich wird er noch heute von den Kölner Türken verehrt, weil er ja schon einmal, wie er es nennt, „diese Sache auf mich genommen habe“. So klingen Märtyrer.

Ein ARD-Film leitet dann Donald ein. Der „schockierte die Welt“, und erfüllte dann „zur Überraschung vieler Beobachter“ seine Wahl-Versprechen. Nun ist die Bilanz von Donald topp, deshalb geht er damit „hausieren“ (Astrid). Olivia belegt, dass, wer nur Staatsfunk schaut, leider für immer dumm bleibt, mit der Aussage, Donald mache „die Reichen reicher“.

Wieder macht ihr Foto die Runde, jetzt geht es um #metoo. Sophia empfindet das Theater als Beleidigung der wahren Opfer von Gewalt. Olivia klärt auf: So was gibt’s auch in Schwulenkreisen. Und in ihrem Lokal an der Reeperbahn sind auch die Frauen übergriffig. Wenn sich das mal nicht rumspricht!

Markus findet „die Debatte wichtig“. Für Astrid hingegen ist die zu hysterisch, weil alles in einen Topf geworfen wird.

Günter kennt Schauspielerinnen, die sich auf manches einließen, um Karriere zu machen, nennt aber leider keine Namen. Und Sophia berichtet von einem Unternehmer-Freund in den USA, der nur noch mit Anwalt in Frauenmeetings geht, um Klagen vorzubeugen.

Dann macht wieder ein Foto von Sophia die Runde, diesmal am Kreuz – eine Werbeaufnahme für eine spanische Lotterie. „Für wen, sollten Sie doch nicht sagen“, mahnt die manchmal etwas schlichte Sandra, denn der Werberummel wird längst über die Bild-Zeitung verbreitet.

Sophia murmelt was von „Kirche mit ihren Kreuzigungen und Hexenverbrennungen“, aber da hat sie im gottlosen Osten wohl was durcheinandergekriegt.

Peter meint, das gehöre sich nicht, und wenn sie das mit Mohammed machte, stünde sie schon auf einer Liste … Die Werbeagentur wird sich jedenfalls freuen, dass in Deutschland mit so einem Blödsinn solch eine Aufmerksamkeit erreicht wird.

Ehe für alle.
Olivia: „Wir sind längst noch nicht am Ende.“ (?)
Markus: „Freut mich, wenn er sich freut.“ (mit Blick auf Olivia)
Olivia: „Sie! Ich bin als Frau hier!“

Jetzt ist es aber doch schon spät geworden! Bevor wir auseinandergehen, will Sandra noch schnell über den „Loser des Jahres“ reden. „Loser“ Schulz.

Zitate aus einer Spiegel-Geschichte, die der Markus geschrieben hat, werden eingeblendet. „Das Leben ist wie eine Hühnerleiter … beschissen“, hat der Martin dem Reporter gesagt.
Sandra kann es nicht fassen. „Ist der so dumm?“
Markus: „Nein. Polit-Profis fanden das zwar strohdoof, aber Tante Erna hätte den Martin gewählt, wenn sie diese ehrliche Geschichte gelesen hätte.“ (Aber leider liest Erna keinen Spiegel.)
Wechselwähler Günter und natürlich auch Schulz-Kenner: „Schulz ist jemand, dem man helfen muss.“
Sandra: „Will man einen Kanzler, dem man helfen muss?“
Peter lapidar: „Der hat keine Zukunft.“

Jetzt ist aber genug. Den Abend haben wir doch ganz gut rumgekriegt. Beim Staatsfunk scheint die extreme Einseitigkeit für den Rest des Jahres eingemottet zu sein, Spiegel-Leser sind selber schuld, und Günter-Ali geht demnächst als Günter-Adi zur AfD, wenn Erdogan ihn nicht vorher aus dem Verkehr zieht, und es dann heißt: Siggi, hilf!