Tichys Einblick
Ein Talent präsentiert sich

maischberger: Eine Kurz-Geschichte

"Kanzler Kurz: Wunderknabe oder politischer Scharfmacher?" lautete die Frage der Sendung. Sebastian Kurz beantwortete sie mit einem souveränen Auftritt. Im Morgenmagazin dann Dunja Hayali - dagegen ist Maischberger eine Lichtgestalt.

Screenprint:ARD/Maischberger

Ach Frau Maischberger, der gelernte Österreicher kann mit Helmut Qualtinger Ihre Nebenrolle bei Sebastian Kurz nur als konventionellen Ansatz bezeichnen. Den einfallslosen wie vergeblichen Versuch, Kurz eine Benotung von Merkel, deutscher Politik und nicht gelingen wollender Koalitionsbildung zu entlocken: Hat denn niemand im Maischberger-Team ihr vorher gesagt, dass es sich bei Kurz um keinen deutschen Politiker handelt?

Wie Kurz Trump findet, will Maischberger wissen, weil ja jeder eine Meinung von Trump habe. Sie hätte ihrerseits wissen müssen, wäre sie ordentlich vorbereitet, dass sie auf so eine dünne Begründung nur eine Abfuhr kriegen konnte. Kurz sagt ihr, dass er die demokratische Entscheidung der Amerikaner so respektiere, wie er sich wünsche, dass die der Österreicher respektiert werde. Maischberger bohrt ihr Förmchen in den Sand und sagt süffisanten Gesichts: „Der Diplomat ist doch noch immer da.“

Der Einspieler über Kurz’s Karriere ist auch konventionell, die typisch deutsch Oberlehrer-hafte Korrektur Maischbergers unterbietet das Filmchen. Jus habe er studiert, sagt Kurz, Jura heiße das in Deutschland unterbricht sie ihn.

Ich beginne zu begreifen, ihr Team hat der Moderatorin lauter Fragen aufgeschrieben, bei denen Kurz sie vorführen wird, statt sie ihn.

Die erwartbare peinliche Befragung zur FPÖ hat Kurz natürlich erwartet, sie perlt an seiner ruhigen Linie ab, dass er den Blick nach vorn richtet, nicht nach hinten.

Auftritt Jürgen Trttin. Wo ist der Rebell geblieben? Er grüßt den Herrn Bundeskanzler. Kurz hätte Kurz gereicht.

Und kurz lässt Kurz auch die Klischees von Maischberger und Trittin ins Leere laufen: Politiker und Journalisten würden nicht erkennen, dass es keine Themen der Rechten und der Linken gibt, sondern Fragen, die eine Lösung brauchen.

Migration: Schlepper dürfen nicht entscheiden, wer nach Europa kommt. An diesem Kurz-Satz prallt alles ab. So sehr sich Trittin und Maischberger auch bemühen.

Kurze Ergänzungen auf angefangene Sätze, das ist nichts, womit man einen Kurz in Verlegenheit bringt, im Gegenteil. Da führt sich die Oberlehrerin selbst vor. Was Kurz zu Spahn sagt, kommentiert sie: „grammatikalisch etwas holprig, aber in der Aussage klar.“ Na, dann schauen Sie sich das noch mal in Ihrer Mediathek an, Frau Lehrer, da war grammatikalisch alles in Ordnung.

Sie fragt Trittin, was er glaube, wo Kurz in 10 Jahren ist. Die ausholende Antwort landet bei schau mer mal. Dieser Sparringspartner im ARD-Ring war für Kurz ein leichter.

Sicher nicht so geplant hat Frau Maischberger dem neuen Bundeskanzler von Österreich eine gute Gelegenheit gegeben zu zeigen, wie ganz anders ein Politiker auftreten und wirken kann als jene, die die deutschen Bildschirme dauernd füllen.

Am Morgen wiederholt sich das Ritual und macht Maischberger zur Ausnahmeerscheinung. Dunja Hayali faselt von Rechten, Rechtsradikalen, Antisemiten, Identitären. Kurz erklärt spöttisch, dass es zu dieser Klärung eine klare Rechtslage gäbe, Gesetze. Unausgesprochen: keine Vorverurteilung durch öffentlich-rechtliche Sender. Und: „Bei uns gibt es so was wie Meinungsfreiheit“. Das ist eine Ohrfeige und so säuerlich grient Hayali auch. Aber sie hat ja noch einen Pfeil: Sie erklärt,  dass die AfD die Rundfunkgebühren senken will und ob Kurz das auch will. Eine echte Fangfrage aus dem Kindergarten. Da kann er sich das Lächeln nicht verkneifen.

Unsereiner lacht schallend, ganz undiplomatisch.